RIP Stanisław Skrowaczewski

Veröffentlicht von Christian Holst am

Am Dienstag ist Stanisław Skrowaczewski im Alter von 93 Jahren gestorben. Für meinen Geschmack der beste Bruckner-Dirigent überhaupt und insgesamt ein Dirigent, der viel zu wenig Beachtung und Aufmerksamkeit gefunden hat. Ich bin erst vor knapp drei Jahren überhaupt auf ihn aufmerksam geworden und hatte so aber immerhin das Glück, ihn im Februar 2015 live mit dem Sinfonieorchester Basel zu erleben.

Insbesondere seine Interpretation der 8. Sinfonie von Bruckner ist für mich unübertroffen. Das wird mir immer besonders deutlich, wenn ich das Stück heute im Konzert (oder auf CD) höre, so wie vergangenen Sonntag, als Kent Nagano es mit dem Staatsorchester Hamburg in der Elbphilharmonie aufführte. Es ist immer Skrowaczewskis Referenz an der die anderen scheitern, auch wenn sie gut sind.

Wie ich es in dem oben verlinkten Post zu beschreiben versuchte: Es scheint, dass Skrowaczewski die Meriten der bedeutenden Bruckner-Interpreten vereinigt hat. Monumentaler, druckvoller aber dennoch differenzierter, durchhörbarer Klang, das Gespür für die groß angelegte Architektur der Sinfonien bei gleichzeitig präzise herausgearbeiteten Details, den Sinn für den Ernst und die Tiefe der Werke ohne esoterische Staffage. Ich kenne keinen Dirigenten, der das alles gleichermaßen gut beherrscht bzw. verstanden (hat).

Dank des hr-Sinfonieorchesters und der Sinfonica de Galicia gibt es weitere vollständige Konzertaufzeichnungen von Bruckners 9. und 4. auf youtube.

Natürlich war Skrowaczewski nicht nur Bruckner-Dirigent. Auch davon kann man sich auf youtube überzeugen, wo es weitere vollständige Mitschnitte von Werken von Brahms, Beethoven, Schumann, Schostakowitsch u.a. gibt. Gerade auch von seinem Beethoven-Zyklus bin ich sehr begeistert. Was das Klangbild und die Tempi angeht ist es alte Schule. Dennoch klingen diese Aufnahmen unglaublich frisch, lustvoll und neugierig. Ich habe Details entdeckt, die kein historischer Aufführungsspezialist so schön herausgearbeitet hat. Darüber hinaus hat er auch selbst komponiert.

Skrowaczewski wird der Musikwelt also fehlen. Zum Glück gibt es Aufnahmen, Videos und schöne Erinnerungen an Konzerte (z.B. auf dem Blog hundert11).

P.S.: Siehe auch einen schönen Nachruf auf der Seite des Deutschlandradios.

Kategorien: Allgemein

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