«Innovative Storytelling in Digital Media» an der HAW

Veröffentlicht von Christian Holst am

Im gerade zu Ende gehenden Wintersemester hatte ich das Vergnügen, gemeinsam mit dem Dramaturgie-Professor und Storyteller aus Leidenschaft Wolfgang Willaschek und dem Fotografie-Professor Vincent Kohlbecher den Kurs Innovative Storytelling in Digital Media an der HAW Hamburg machen zu dürfen. Ein Kurs, der sehr viel Spaß gemacht hat, auch weil er ein schönes Beispiel für die Vorzüge interdisziplinären und interkulturellen Arbeitens ist. In jeder Gruppe waren Studenten verschiedener Fachbereiche sowie mindestens ein Austauschstudent. Aufgabe war es, auf Basis von Foto-Projekten von Studenten von Vincent Kohlbecher Geschichten zu entwickeln und mit digitalen Medien zu erzählen. Mehr Vorgaben gab es nicht. Nicht alle Projekte sind jetzt nach Abschluss des Kurses online, aber die, die es sind, möchte ich hier gern empfehlen.

Die Fotografie Chronologie des Fallens von Gertje König überträgt das Gemälde „Höllensturz der Verdammten“ von Rubens in eine heutige Ästhetik und Fragestellung. Die Studenten zerteilten das Bild und setzten es als Mosaik in Instagram wieder zusammen. Außerdem nahmen sie die Angst vor dem Absturz zum Ausgangspunkt für eine Reihe von Interviews über die Ängste heutiger Menschen. Zitate und Stichworte aus diesen Interviews sind in Form von Texttafeln in den Instagram-Account integriert und mit den – zum Teil auch animierten Mosaikbildern – kombiniert.

Die Website Die Anatomie der Melancholie basiert auf der gleichnamigen Fotoserie von Hannah Häseker. Um die fotografische Definition von Melancholie mit verbalen Definitionen zu bereichern, haben die Studenten 39 junge Menschen befragt, was Melancholie für sie bedeutet und die Zitate mit den Fotos kombiniert. Außerdem gibt es Playlists und Links zu Requisiten, um die zu den Fotos passende Atmosphäre herzustellen.

Roman Kaiser machte sich mit seinen Fotos auf eine Spurensuche nach seinen familiären Wurzeln. Die Gruppe, die mit seinen Fotos arbeitete, übersetzte das in eine andere Art der Spurensuche, nämlich eine Detektivgeschichte. Detective Belov hat einen Mord aufzuklären, der ihn mit Schatten aus seiner Vergangenheit konfrontiert.

Eine vierte Gruppe nahm die Portraits von Signe Heldt von Jugendlichen vom Osdorfer Born sowie das Jubiläum 50 Jahre Osdorfer Born zum Anlass für eine multimediale Entdeckungsreise in den berühmt-berüchtigten Stadtteil. Die Website steht offen für weitere Beiträge und Eindrücke aus dem Viertel, jeder ist eingeladen, beizutragen.

Weitere vier Projekte, die ebenfalls sehr spannend mit unkonventionellen und recht komplexen Erzählformen experimentieren, konnten leider aus urheberrechtlichen und anderen Gründen nicht online gestellt werden. Aber vielleicht kann auch diese Auswahl etwas von der Idee und dem Geist des Kurses vermitteln.


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