Kommt Kunst von Kompilieren?

Veröffentlicht von Christian Holst am

Eine Prämisse adornitischer Ästhetik lautet, das Neue, Unerhörte ist das Gute. Das hat für lange Zeit in den Künsten eine obsessive Originalitätssucht nach sich gezogen und tut es bis heute. Ironischerweise haben sich die Künste mit dem Hochhalten dieser Idee geradewegs ins Bedeutungsabseits manövriert und das beschworen, was sie um jeden Preis verhindern wollten, nämlich antiquiert, reaktionär oder epigonal zu sein. Die heute relevante Ästhetik hat sich hingegen damit abgefunden, dass es alles schon einmal gegeben hat und dass Kreativität im Sinne eines ständigen «Materialfortschritts» eine Sackgasse ist. Der Ausweg: das, was es schon gibt, neu kompilieren und zusammensetzen. Die technischen Weiterentwicklungen – angefangen beim Dual Turntable über Sampler und virtuellem Tonstudio im PC bis hin zur offenen Musikdistribution im Web 2.0 – machen es möglich.

Dass sich auch aus der frei verfügbaren, immensen Materialfülle des Bestehenden beeindruckende neue Werke kreieren lassen, zeigt das Beispiel thru-you.com des Künstlers Kutiman. Der Kunstbegriff erweitert sich damit von der genialen Schöpfung eines einzelnen Künstlers, zu den eher mittelmäßigen künstlerischen Aktivitäten vieler Einzelner, die auf genialische Weise kompiliert wurden.


3 Kommentare

beisasse · 10. Juni 2009 um 8:02

ja klar. aber das wussten wir schon als wir noch studiert haben.

CH · 10. Juni 2009 um 10:15

Ja, zumindest die, die «DJ Culture» gelesen haben. 😉

beisasse · 10. Juni 2009 um 15:02

warum schreibst du mir nicht eine richtige e-mail und sagst es mir ins gesicht?! 🙂

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