Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Suchergebnisse für: „blogs“

  • Marketingblogs-Stöckchen

    Über Christian Henner-Fehr hat mich das von Michael van Laar gestartete Stöckchen Was bringen eigentlich Marketing-Blogs? erreicht. Hier also meine Antworten:

    Seit wann gibt es das Blog?

    Seit Februar 2008. Davor allerdings mit weitgehend gleicher inhaltlicher Ausrichtung bereits seit November 2006 unter dem Namen holstblog.de.

    Was war der Auslöser, um das Blog zu starten?

    Ein Freund fing damals an zu bloggen und meinte: »Mach das doch auch!«. Also habe ich das auch gemacht.

    Welchen Zweck hat das Blog?

    Zunächst einmal ging es mir darum, dieses Medium auszuprobieren und meine Gedanken zu verschiedenen Themen zu pointieren. Inzwischen folgt das Blog der Idee, ein digitales Feuilleton zu sein. Zugegebenermaßen ist die Themenauswahl dabei sehr subjektiv durch meine kulturellen Vorlieben geprägt: Musik und Theater und das »Mashup« daraus: Musiktheater. Da ich eine zeitlang im Bereich Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet habe, ist Marketing auch immer wieder Thema.

    Was hat das Blog bisher »gebracht«?
    Vor allem viel Spaß, viele Anregungen, einige neue, interessante Kontakte und die ein oder andere, auch mal kontroverse, Diskussion zu kulturellen Themen.

    Das Stöckchen geht nun weiter an…

    Jennifer Hoffmann und Joern Borchert.

  • Neue Blogs braucht das Land

    Deutschland fällt international ab: Lohnkosten, Steuern, Arbeitszeit, Gesundheitskosten, Bildungsniveau, Staatsquote usw. usf. Und was Blogs angeht, haben wir auch schon längst den Anschluss verloren. Nur 8% der Deutschen nutzen diese schöne Möglichkeit des so genannten Web 2.0. In den USA – auch hier die Amis vorbildhaft – sind es dagegen 24%. Also fragte ich mich, was ich für mein Land tun kann und dieser Blog hier ist nun das Mindeste.

    Tatsächlich muss man aber auch fragen, was diese 8% überhaupt heißen. Neulich surfte ich mal auf jetzt.de und guckte mir dort ein bisschen die Blogs an. Ich muss sagen, ich war ziemlich entgeistert. Da schreiben lauter kleine Menschen (so zwischen 17 und 23) altkluge oder kritische oder vermeintlich aufgeklärte Blogs über Beziehungstücken und darüber, wie Medien unsere Wahrnehmung von der Welt manipulieren und dass Politiker lügen und sonstwas, und kriegen dafür Blogstipendien und Empfehlungen der Redaktion. Das fand ich bescheuert. Ich finde, die sollten lieber Niedlichkeitsstipendien vergeben, für die niedlichste Meinung oder den absolut unabgeklärtesten Blog, den man sich denken kann. Man kann sich genau vorstellen, wie die Freunde all dieser Baby-Blogger sagen: »Boah, du kannst so geil schreiben, du musst unbedingt Journalist werden oder Schriftsteller«. Und irgendwie können die auch schreiben, aber sie haben einfach noch nichts verstanden vom Leben. Ich will natürlich nicht in die Falle tappen und jetzt behaupten, ich hätte schon viel vom Leben verstanden. Aber ich weiß immerhin: Die FAZ wartet nicht auf mich, und ZEIT und Spiegel auch nicht; dieser Blog ist das Höchste der Gefühle und mein kleiner Beitrag dazu, dass es wieder aufwärts geht mit Deutschland.

  • Den Takt vorgeben: Was man beim Dirigieren über Leadership lernen kann

    Im vergangenen Sommer war ich auf Einladung des Siemens Arts Programme auf Bloggerreise in Salzburg. Neben der netten Gesellschaft und der perfekten Organisation war ein Highlight dieser Reise ein Dirigier-Workshop – mit Stephan Frucht als Leiter und den Salzburg Soloists als ebenso stoischem wie nachsichtigem Experimentiergegenstand. Angelika Schoder, Christian GriesAxel Kopp und die Kulturflüsterin haben über diesen Workshops bereits ausführlich in ihren Blogs berichtet. Durch neuen Job, stARTcamp und ein paar andere Dinge kommt mein Bericht erst jetzt.

    Gedacht ist das Seminar normalerweise nicht für Kulturblogger, sondern für die Managementkräfte von Siemens, die damit zur Reflektion über das eigene Führungsverhalten in puncto Auftreten, Präsenz etc. angeregt werden sollen. Und dafür ist dieser Workshop auch zweifelsfrei geeignet, denn Orchester zu führen ist in mancherlei Hinsicht prototypisch für das Führen in großen, stark arbeitsteiligen Organisationen mit eher hoher Leitungstiefe. Die Metapher „den Takt vorgeben“ kommt nicht von ungefähr. Frucht machte das in seinen Erläuterungen deutlich, in denen er auf die Herkunft des Dirigenten aus der Militärmusik verwies. Über diese Analogien hinaus regte der Workshop aber auch zum Nachdenken über Führung allgemein an. Denn freilich besteht die Aufgabe des Dirigenten nicht darin, Kommandos zu geben. Als Dirigent, so Frucht, sei man vielmehr zuständig für
    – den Blick aufs große Ganze,
    – das Qualitätsmanagement und
    – die Motivation der Mitarbeiter.
    Dinge, die eine gute Führungskraft ebenfalls auszeichnen. Darüber hinaus sollten Dirigent wie Manager gute Zuhörer und in Gedanken ihren Mitarbeitern immer zwei Schritte voraus sein. Insofern lassen sich viele Parallelen ziehen, die als Denkanstoß aufschlussreich sein können.

    Erstaunlich war für mich zu sehen, wie unterschiedlich das Orchester klang und reagierte, je nachdem, wer von uns gerade vor ihm stand. Und das, obwohl es noch gar nicht um musikalische Feinheiten ging, sondern wir nur Tonleitern und ein einfaches «Freude schöner Götterfunke»-Arrangement dirigierten. Somit könnte man schlussfolgern, dass sich die Persönlichkeit einer Führungsperson immer auch im Ergebnis widerspiegelt und dieses immer etwas anders ausfallen kann, ohne dadurch aber besser oder schlechter zu sein. Es gibt ja eine viel zitierte Anekdote über den Klang der Berliner Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler. Und zwar soll ein Gastdirigent mit dem Orchester geprobt und sich irgendwann während der Probe gewundert haben, warum das Orchester auf einmal ganz anders klang. Bis er sich umdrehte und feststellte, dass sich Wilhelm Furtwängler hinten in den Saal gesetzt hatte. Kann gut sein, dass das eine Urban Legend ist, aber nach der Erfahrung im Workshop kam sie mir doch ein ganzes Stück glaubwürdiger vor.

    Die Schlussfolgerung, dass es bestimmter Persönlichkeitsmerkmale oder Eigenschaften bedarf, um ein guter Dirigent oder eine gute Führungskraft zu sein, halte ich allerdings auch nach dem Workshop noch für vorschnell. Fredmund Malik betont in seinen Büchern gerne, dass es nicht entscheidend ist, wie jemand ist. Im Workshop wurde das durch eine kleine Fotoanalyse verschiedener großer Dirigenten in typischen Posen verdeutlicht: Der eine wirkt sympathisch und freundlich, der andere skurril und exzentrisch und der nächste herrisch und schlecht gelaunt – herausragende Dirigenten waren sie trotzdem alle. Man sollte also die Falle vermeiden, zu sehr von Äußerlichkeiten oder persönlichen Eigenschaften auf Leadership-Qualitäten zu schließen. Itay Talgam ist meines Erachtens in seinem berühmten TedTalk daher ziemlich auf dem Holzweg, wenn er genau solche Äußerlichkeiten «analysiert» und meint, auf dieser Basis weitreichende Rückschlüsse über Führungsprinzipien ziehen zu können: Empathie macht Führen überflüssig, wer den Raum beherrscht, beherrscht die Leute, wer zuviel Macht ausübt, entmachtet sich selbst. Nee, ist klar. Es sind völlig unsystematisch zusammengestellte Youtube-Schnipsel, die Talgam präsentiert und deren Aussagekraft gegen Null geht. Kleiber ist nicht der bessere Dirigent als Muti, weil er lächelt anstatt grimmig zu gucken. Und Bernsteins Gag, einen Haydn-Satz nur mit Mimik zu dirigieren ist zwar lustig, aber auch nicht der Grund, warum Bernstein ein toller Dirigent war und funktioniert auch nur bei bestimmter Musik. Es spielt keine Rolle, ob ein Dirigent das Orchester anlächelt (zumal wenn er gerade Strausswalzer dirigiert) oder mal grimmig guckt (während er eine düstere Mozart-Ouvertüre dirigiert), ob die Bewegungen weich oder zackig sind. Die eigentliche Kunst liegt darin, in der Partitur etwas zu entdecken, was andere so nicht finden und es den Musikern vermitteln zu können, eine neue Sicht auf etwas Altbekanntes zu ermöglichen.

    Da hilft eher das Konzept der transformationalen Führung weiter, also das Wecken und Orchestrieren (!) der intrinsischen Motivation vieler Individuen. Dieses Konzept lässt sich an Dirigenten insofern besonders gut zeigen, als sie im Konzert tatsächlich nur «transformierend» einwirken können. Jede direkte Steuerung, jedes direkte Eingreifen ist ihnen verwehrt. Was transformationale Führung ausmacht hat Bernard M. Bass anhand von «vier Is» beschrieben:

    • Idealized influence meint authentisches Verhalten der Führungskraft, durch das sie Respekt und Vertrauen gewinnt und zur Identifikationsfigur wird.
    • Inspirational motivation meint, dass die Führungskraft die Bedeutung von Zielen und Aufgaben vermitteln kann, so dass Motivation nicht über externe Anreize erfolgt, sondern durch persönliche Identifikation mit diesen Zielen.
    • Intellectual stimulation bedeutet, dass die Mitarbeiter auf intellektueller Ebene angeregt, Gewohnheiten und Routinen zu hinterfragen, Neues zu lernen und aktiv neue Erkenntnisse und Einsichten anzustreben, die zum Gelingen des Ganzen beitragen können.
    • Individualized consideration schließlich heißt, dass die Führungskraft individuell auf die Mitarbeiter eingeht und sie gemäß ihrer individuellen Stärken fördert und fordert.

    In anderen Modellen werden diese Punkte noch ergänzt um Zukunftsvision und hohe Leistungserwartung, wovon zumindest letzteres im Orchesterbereich sicher auch als selbstverständliche Voraussetzung angesehen wird. Ich würde die These wagen, dass sich diese vier Punkte in der Arbeitsweise praktisch aller großen, heute lebenden Dirigenten wird finden können – unabhängig von allen Unterschieden in der Persönlichkeit, im Stil, in musikalischen Vorlieben und Auffassungen. Früher mag das etwas anders gewesen sein, wo die Rolle des Dirigenten noch autokratischer verstanden wurde, der Dirigent das Orchester mehr als sein Instrument verstand als eine Gruppe von Menschen. Der Trend von der transaktionalen Führung (Zielvereinbarung) zur transformationalen Führung lässt sich somit wahrscheinlich auch im Orchesterbereich nachvollziehen.

    Im Nachgang des Workshops stellte ich mir aber auch die Frage, wo die Grenzen des Transfers von der Orchesterwelt in die sonstige Arbeitswelt liegen. Schließlich ist es nicht der Normalfall in der gewöhnlichen Arbeitswelt, dass es sehr detaillierte Ausführungsanweisungen für 80 Personen gibt, die eine Person in wochenlanger Vorbereitung alle akribisch durchgearbeitet hat, um sie dann in einer bestimmten Situation koordinieren zu können. Es gibt sie bestimmt hier und dort. Zum Beispiel beim Militär, Flugverkehr oder in der Chirurgie und anderen Bereichen, wo strikt standardisierte Abläufe und strenge Hierarchien nach wie vor sinnvoll sind. Insgesamt wird heute aber eher darüber nachgedacht, wie solche Strukturen aufgelöst werden können, so dass die einzelnen Personen im Rahmen gröberer Leitlinien und Zielsetzungen nach ihrem besten Wissen und Gewissen arbeiten und sich entfalten und einbringen können. Gerade wenn es keine detaillierten Ausführungsanweisungen gibt oder geben kann, etwa, weil man sich in unsicheren, dynamischeren Umfeldern bewegt, ist wohl eher die improvisierende Jazzband ein geeignetes Vorbild für Kooperation und Führung: Eine eher kleine Gruppe, in der alle mehr oder weniger gleichgestellt sind, ihre Funktion in der Gruppe und die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit kennen, aber innerhalb dieses Spielfelds sehr spontan und frei agieren können, in der jeder die Gelegenheit hat zu brillieren und wo nicht von vornherein klar ist, wie das Arbeitsergebnis am Ende aussehen wird.

    Auch in der Orchesterwelt haben solche Ideen inzwischen Einzug gehalten. Manche (kleinere) Orchester spielen ohne Dirigenten – eines davon ist die Berner Camerata. Louis Dupras, der ehemalige Leiter der Camerata, sagte mir vor längerem mal in einem Interview, dass er den Erfolg des Ensembles auch darin vermute, dass das Modell des Orchesters unserer Zeit und unseren heutigen Vorstellungen von Zusammenarbeit sehr entspräche:

    Es ist eine Hypothese von mir, aber ich könnte mir vorstellen, dass es mit der Art und Weise zu tun hat, wie wir mit klassischer Musik umgehen, wie wir sie spielen. Im 19. Jahrhundert waren die Industrien sehr hierarchisch und sehr arbeitsteilig aufgebaut. Das spiegelt sich in der Struktur eines Sinfonieorchesters, das etwa parallel zur Industrialisierung entstanden ist und mit ihr seine Blüte hatte. Heute sind viele Unternehmen kollegialer, teamorientierter aufgestellt. Das spiegelt sich in der Art und Weise wieder, wie die Camerata musiziert. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich viele Leute heute eher mit einem Modell identifizieren können, wie wir es praktizieren, weil sie merken, da sind Leute auf der Bühne, die etwas zusammen machen, weil sie Freude daran haben. Jeder kann und muss etwas entscheiden, jeder gibt sein Bestes, keiner kann sich in der Masse verstecken und niemand ist nur ein austauschbares Rädchen im Getriebe. Die Identifikationsmöglichkeiten sind da viel aktueller. Das ist ein Aspekt, der leider nur selten diskutiert wird, aber ich denke, das spielt auf einer übergeordneten Ebene eine wichtige Rolle für den Erfolg der Camerata.

    https://www.instagram.com/p/B0ojod9nwPL/?utm_source=ig_embed

    Neben der aufregenden Erfahrung, einmal selbst vor einem Orchester stehen zu dürfen bietet ein solcher Workshop somit jede Menge Anregungen, über Führung und Zusammenarbeit nachzudenken. In Bezug auf die Parallelen, die sich zweifellos ziehen lassen ebenso wie in Bezug auf Aspekte, wo die Übereinstimmungen gerade nicht festzustellen sind. In diesem Sinne noch einmal sehr herzlichen Dank für die Einladung, liebes Siemens Arts Programme!

  • Leadership im Kulturbetrieb – Wie es nicht geht

    Während vergangene Woche in Hamburg bei der Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement über Leadership und Innovation diskutiert wurde, eskalierte eine Auseinandersetzung, die als Paradebeispiel dienen kann, wie man es in Bezug auf beide Themen nicht machen sollte. Was war passiert? Der Komponist und Dramaturg Arno Lücker und die Komponistin Carlotta Joachim hatten einen sog. Shred über den Geiger Daniel Hope erstellt, was der offenbar gar nicht lustig fand. Das Konzerthaus Berlin, wo Hope viel spielt und Lücker eine Konzertreihe betreut, beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit Lücker. Hopes Label Deutsche Grammophon versuchte offenbar, die Neue Musik Zeitung, für die Lücker schreibt, zur gleichen Maßnahme zu bewegen. Die vollständige Geschichte kann man u.a. im Bad Blog of Musick und auch im Blog hundert11 (in mehreren Artikeln und mit zahlreichen Links zu weiteren Quellen) nachlesen. Das Ganze eskalierte  schnell und gründlich, so dass irgendwann sogar die Times, die New York Times, Forbes und Alex Ross vom New Yorker darüber berichteten. Albrecht Selge (hunder11) bezeichnete den Fall und insbesondere den Rauswurf Lückers durch das Konzerthaus Berlin treffend als ein Paradebeispiel für Führungsversagen im Kultursektor. (mehr …)

  • Snapchat oder lieber gleich Chatbot?

    Neulich schrieb ich darüber, dass Instagram sich langsam zu einem ernst zunehmenden Marketingtool entwickelt. Das hat ein bisschen mit verbesserten Features von Instagram zu tun, vor allem aber mit den Anbindungsmöglichkeiten an den Facebook-Werbeanzeigenmanager. Jetzt schreibt Juana Zimmermann in der Neuen Musikzeitung über die Einsatzmöglichkeiten von Snapchat im Kulturbereich und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Snapchat ziemlich genau das gleiche Problem hat, wie Instagram bis vor kurzem. Besser gesagt, Kultureinrichtungen haben dieses Problem, denn sie können und werden sich in der Regel nicht bei Snapchat Discover einkaufen. Die Customer Journey hört also auf, bevor sie überhaupt begonnen hat, man muss sich in seiner Snapchat-Filterbubble selbst genügen. Zimmermann schickt daher auch gleich vorweg, dass Snapchat die Möglichkeit bietet,

    etwas zu zeigen, was neben (Hervorhebung durch CH) der Standard-Marketing-Strategie liegt. Der Beleuchter könnte einen Tag lang seinen Arbeitsablauf dokumentieren, die Hospitantin von ihren Erlebnissen berichten. Die kleinen Schritte der Prozesse statt großer Ergebnisse werden sichtbar.

    Das wiederum ist aber keine besondere Leistung von Snapchat, das geht auch mit Blogs, Twitter und eben Instagram und war genau die Begründung, mit der man jeweils vor 8, 6 bzw. 2 Jahren dort eingestiegen ist. Snapchat ist – wie Zimmermann schreibt – eher ein Messenger als ein Netzwerk. Allerdings (noch) keiner, der wie der Facebook Messenger die Einbindung von Chatbots erlaubt. Also, warum nicht den Snapchat-Hype überspringen und gleich in das Thema Chatbots einsteigen? Die sind nämlich nicht nur der neue heiße Scheiß, sondern auch kompatibel mit einer bezahlbaren Standard-Marketing-Strategie, die den Besucher aus der Filterbubble seines bevorzugten Social Media-Tools holt und auf eine Reise mitnimmt, die in einem kulturellen Erlebnis kulminiert.

  • Gelungene stARTcamp-Premiere in der Schweiz

    Die ersten Ideen für ein Schweizer stARTcamp gehen zurück in das Jahr 2012, wenn ich das richtig erinnere. Und wie das in der Schweiz mitunter so ist, dauert es einfach ein kleines bisschen länger als anderswo. Am vergangenen Montag war es dann aber endlich soweit mit der Schweizer stARTcamp-Premiere. Ca. 50 Camper waren wir im Historischen Museum Basel, das freundlicherweise Räume und Infrastruktur zur Verfügung gestellt hatte. In meinen Augen eine ideale Grösse für ein stARTcamp. Frank Tentler, der extra aus dem Ruhrgebiet angereist war, und Mitorganisator Axel Vogelsang haben bereits ausführliche Rückblicke in ihren Blogs veröffentlicht. Aber da jeder Teilnehmer aufgrund der parallel laufenden Sessions sein ganz individuelles stARTcamp erlebt, fasse ich den Tag hier auch noch einmal aus meiner Sicht zusammen. (mehr …)

  • Heftiges Fremdeln: Theater und Digitalisierung

    Die deutsche Bühne heisst das gut gemachte Magazin des deutschen Bühnenvereins. Schwerpunkt des Juni-Hefts war die Frage «Geht Theater auch digital?» Beim Lesen des Hefts merkt man schnell, dass die Frage gar nicht so rhetorisch gemeint, wie man auf den ersten Blick denken könnte. In verschiedenen Artikeln – insbesondere im Eröffnungsartikel zum Schwerpunkt (S. 40ff.) – wird ein ernsthafter Versuch unternommen, sich mit dem Phänomen der Digitalisierung und seinen Auswirkungen auf das Theater zu beschäftigen. Dabei haben die Redakteure die Schwierigkeit zu meistern, dass die Anknüpfungspunkte des Theaters an die digitale Welt keinesfalls so offenkundig auf der Hand liegen und die Integration digitaler Technologien und Kommunikationsprinzipien keinesfalls so selbstverständlich ist, wie mitunter behauptet behauptet wird (etwa das erste Statement von Alexander Kerlin ab Minute 7:45). Ich bin da nicht so sicher, schliesslich haben Fernsehen und Kino als innovierte und digitale Form des Theaters ihm seinen Stellenwert streitig gemacht und die ganze Kunstform erodieren lassen. Insofern ist es aber auch kein Wunder, dass man zwischen den Zeilen immer wieder die ganz grundsätzliche Skepsis, wenn nicht Angst vor allem Digitalen spürt. (mehr …)

  • Aufruf zur Blogparade «Kultur unternehmen»

    Neulich habe ich es schon mal kurz angedroht: Anlässlich der Veröffentlichung meines Büchleins Kultur unternehmen. Wie junge Musiker das Kulturmanagement neu erfinden möchte ich gern eine Blogparade veranstalten. Das Thema ist – Überraschung! – Kultur unternehmen.

    Wieviel Unternehmertum braucht die Kulturszene? Welche Kulturunternehmer oder welche kulturunternehmerischen Initiativen (auch im Amateuerbereich) haben euch begeistert? Oder abgeschreckt? Sind Kulturbesucher nicht auch Kulturunternehmer? Ist das mit dem Unternehmertum nicht einfach nur ein nerviges Trendwort? Oder gar ein Euphemismus, um das Kürzen der Kulturetats zur «Chance» hochzuadeln? Den Assoziationen und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

    Die Blogparade läuft bis zum 28. Februar 2015., zum Verweisen auf eure Beiträge könnt ihr die Hashtags #kultur_unternehmen und #blogparade verwenden.

    Aber was genau ist nochmal eine Blogparade? Der Chefblogger erklärt das folgendermassen:

    Ein Blogparade oder auch Blog-Karneval ist eine Blogaktion. Ein Blogger der so eine Blogparade erfindet, definiert ein bestimmtes Thema, zum Beispiel.

    Was ist die originelles Art ein Anzug zu tragen?
    Wie öffnet man eine Flasche Bier am originellsten?
    Danach schreibt der Blogparade-Erfinder ein Beitrag darüber. Er ruft die Bloggemeinde auf, in einem bestimmten Zeitraum (meistens 1-4 Wochen) einen Blogbeitrag zu diesem Blogstöcken zu schreiben, und dort ihre Antwort zu liefern. Die anderen Blogger müssen dann zur Teilnahme nur noch den Blogparade-Erfinder benachrichten (zb via eigenen Kommentar im Kommentarfeld)

    Nach Ablauf der Frist, sammelt der Blogparade-Erfinder die Antworten, verlinkt diese und/ oder kommentiert diese. Er kann dann zb die kreativste Antwort auszeichnen, oder die längste… Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.

    Also: wer etwas zum Thema Kultur unternehmen beizusteuern hat, bitte mitmachen! Wer Leute kennt, die etwas dazu zu sagen haben, bitte anstiften mitzumachen. Vielen Dank schonmal! Anders als das Buch, soll die Blogparade nicht auf den (klassischen) Musikbereich beschränkt bleiben. Je unterschiedlicher die Beiträge und Ansätze, umso besser und spannender. Da mich das Thema zur Zeit wirklich sehr interessiert, bin ich gespannt auf eure Meinungen und Einschätzungen.

     

    Beiträge

    Anke von Heyl: Kultur unternehmerisch denken – Interview mit Pausiano-Gründer Holger Simon

    Klaus Pertl: Die besten Vertriebskanäle finden – Interview mit Antje Hinz vom Silberfuchs-Verlag

    Klaus Pertl: Akquise durch Expertise – Interview mit Jonas Möhring von 123comics.net

    Claudia Brose: KULTUR unternehmen – Unternehmertum bei Kultureinrichtungen in den USA

    Wolfgang Muchitsch – Unternehmertum im Kulturbereich

    Christian Holst – Wer Visionen hat, baut ein Festspielhaus

  • Klassikszene: Vitalfunktionen ok

    In der Klassikszene scheint gerade Optimismus vorzuherrschen. Volker Hagedorn fordert in der Zeit: Hört doch bitte endlich auf zu jammern. Es werde oft geweint, wo es eigentlich Grund zum Lachen gäbe, meint er mit Verweis auf eine Publikumsstatistik der Deutschen Orchestervereinigung.

    Von 2005 bis 2012 ist die Zahl derer, die sich Konzerte der öffentlich finanzierten Orchester in Deutschland anhörten, von etwa 3,9 Millionen auf knapp 4,3 Millionen jährlich gestiegen, parallel zur Zahl der Konzerte selbst: von 8.653 auf 10.371.

    Die Neujahrsmeldung des Blogs Orchesterland, hinter dem ebenfalls die Deutsche Orchestervereinigung steht, stößt ins gleiche Horn. Der Post zeigt ein steigendes Interesse an klassischer Musik anhand von gestiegenen Auslastungszahlen bei verschiedenen Festivals und Opernhäusern und Sinfonieorchestern auf.

    Allerdings lohnt ein genauerer Blick auf diese Zahlen. Denn nach einer Statistik des Musikinformationszentrums (MIZ) sind die Konzertbesuche seit 2005 recht stabil geblieben. Einen Anstieg gab es zwischen 2005 und 2012 nur dadurch, dass die Rundfunkorchester erst seit 2006 mit erfasst werden. Und wenn man sich gemäß den von Hagedorn genannten Zahlen das Verhältnis von zusätzlichen Konzerten (1.718) zu zusätzlichen Besuchern (400.000) anschaut, kommt man auf durchschnittlich 233 Besuche pro zusätzlichem Konzert. Damit liegt die Vermutung auf der Hand, dass schwerpunktmäßig das kammermusikalische Angebot vergrößert wurde, nicht das Orchesterkonzert-Angebot. Diese Entwicklung würde übrigens dem Trend entsprechen, der auch bei Theatern zu beobachten ist, nämlich immer mehr kleine Veranstaltungen mit einem stabilen oder sogar schrumpfenden Personalstock anzubieten.

    Auch die Neujahrsmeldung von Orchesterland lohnt ein genaueres Hinsehen: Eine gestiegene Auslastung sagt nämlich nichts über die Zahl der verkauften Tickets aus. Sie beschreibt das Verhältnis von angebotenen Plätzen zur Nachfrage. Die Auslastung kann daher sowohl steigen, wenn die Nachfrage bei stabilem Platzangebot wächst, als auch, wenn das Platzangebot bei stabiler Nachfrage schrumpft. Die von Orchesterland angeführte Berliner Staatsoper erzielte 2014 eine «Rekordauslastung», obwohl sie 7.000 Besuche weniger hatte als 2013.

    Dennoch teile ich den Optimismus, was die Klassikszene angeht. Er leitet sich aber nicht aus irgendwelchen Zahlen ab, sondern aus einem anderen Argument, das Hagedorn nennt, nämlich der zunehmenden unternehmerischen Vitalität der Szene. Hagedorn nennt als Beispiele den Aufstieg zahlreicher kleiner hervorragender Labels, die Menge und Qualität an spezialisierten freien Ensembles und das Musikmagazin VAN, das Musikjournalismus ins digitale Zeitalter transformiert. Ja, es sind die unternehmerischen Initiativen in der Klassikszene, die sie nach vorne bringen und inhaltlich am Leben halten. Deswegen: So lange die Klassikszene vital bleibt, werden sich auch Zuschauer für dieses Angebot begeistern lassen.

  • Das Buch ist da! – «Kultur unternehmen»

    Es war lange nichts mehr los auf diesem Blog. Der letzte Eintrag stammt von Mitte August. Der wesentliche Grund dafür lag darin, dass die Zeit, die ich normalerweise zum Bloggen erübrigen kann, in die Fertigstellung eines Buches geflossen ist, das nun pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erschienen ist. Kultur unternehmen: Wie junge Musiker das Kulturmanagement neu erfinden heißt es. Darin zeige ich in sechs kurzen Fallstudien zu verschiedenen Arbeitsfeldern des Kulturmanagements, z.B. zu Führung, Innovation, Marketing und PR sowie Kulturvermittlung, wie junge Kulturunternehmer Paradigmen der Kulturmanagementlehre neu definieren und frische Impulse setzen. Grundlage für die Fallstudien sind Interviews mit Kulturunternehmern, die jeweils in mindestens einem der genannten Arbeitsfeldern Beispielhaftes erreicht haben. Meine Gesprächspartner waren

    Auch wenn sich zeigt, dass es den exzellenten Kulturbetrieb nach Lehrbuch nicht geben kann, weil künstlerische Zielsetzungen und organisatorische Rahmenbedingungen immer sehr individuell aufeinander abgestimmt werden müssen, so ist es doch meine Hoffnung, dass dieses Büchlein gewisse Denkanstöße und Ideen gibt, wie zeitgemässes Kulturmanagement oder besser Kulturunternehmertum aussehen kann. Damit das gelingen kann, muss in meinen Augen ein zentrales Paradigma der Kulturmanagementlehre über Bord geworfen werden: Nämlich dass Kulturmanagement eine Hilfsfunktion sei, die das Kunstmachen ermöglichen soll, ohne inhaltlich darauf einzuwirken. Dieser Grundsatz mag theoretisch schlüssig sein, zumal wenn das Geld fürs Kunstmachen vom Staat kommt, der sich die Kunst damit freilich nicht willfährig machen können soll. Der Blick auf die Praxis zeigt jedoch, dass dieser Anspruch naiv und nicht einzulösen ist. Kulturmanagement ist idealerweise eine Funktion, die sich rückstandslos im Kunstmachen auflöst, das natürlich nie frei von sozialen, gesellschaftlichen, politischen, ethischen oder ökonomischen Kategorien stattfinden kann. Sozusagen ganz im Sinne von Goethes Epirrhema: «Nichts ist drinnen, nichts ist draussen; denn was innen, das ist aussen.»

    Die Artikel wurden für die Buchveröffentlichung noch einmal überarbeitet, die Interviews von meinen Gesprächspartnern noch einmal gesichtet und ggf. aktualisiert. Neu und bisher unveröffentlicht ist das Einleitungskapitel sowie das ausführliche Interview mit Louis Dupras, dem Geschäftsführer der Berner Camerata. Das Buch ist sowohl in klassischer Papierform als auch als E-Book erhältlich (iTunes, /eBook.de/libri.de). Das gedruckte Buch kostet 8.90 EUR bzw. 13.50 CHF, die E-Book-Variante in den ersten vier Wochen nach Erscheinen 3.99 EUR, danach 5.99 EUR. Rezensionsexemplare können über presse@bod.de bezogen werden. Mein besonderer Dank gilt der Redaktion des KM Magazins, in dem die meisten Artikel zwischen Herbst 2012 und Frühjahr 2013 erstveröffentlicht wurden.

    Natürlich freue ich mich über alle Rezensionen und Empfehlungen auf euren Blogs und Kanälen. Und ich freue mich, wenn ich mit dem Buch zu einer Diskussion beitragen kann, wie sich das Kulturmanagement im Sinne eines frischen, zeitgemäßen Kulturlebens weiter entwickeln sollte. Vor diesem Hintergrund plane ich, eine Blogparade zu dem Thema des Buches veranstalten. Dazu dann in Kürze mehr.