#scmuc12: Lust und Frust der Social Media-Beauftragten

Das gestrige stARTcamp München war ein guter Trost angesichts der Tatsache, dass die stARTconference in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Es bestätigte eindrücklich, was ich kürzlich im stARTconference-Blog schrieb: Nämlich dass die Idee der stART gelebt wird und auch jenseits der Konferenz viele Menschen erreicht. Mit dem Alten Hof und der alten Münze hatte das Veranstalterteam charmante Räume gefunden. Für die perfekte Organisation und die angenehme Atmosphäre noch einmal herzlichen Dank!

Ich möchte an dieser Stelle nicht auf einzelne Sessions eingehen, sondern einen allgemeinen Eindruck schildern, den ich vom stARTcamp mitgenommen habe: Social Media ist mittlerweile an vielen Einrichtungen angekommen, aber leider alles andere als verankert in den Strukturen, dem Denken und den Strategien (sofern es diese überhaupt gibt!). Nachdem ich eine Weile zugehört hatte, stellte ich eine erstaunliche Diskrepanz fest zwischen der Begeisterung und dem Ideenreichtum, mit der Einzelne sich den Social Media Aktivitäten einer Einrichtung widmen und der praktisch nicht vorhandenen „Management attention“ für dieses Thema. (mehr …)

Halb so wild: Klassische Musik doch nicht am Ende

Vor kurzem machten vier Kulturfunktionäre als «alte Wilde» Furore mit der Forderung, die Hälfte der Kultureinrichtungen zu schließen. Als ob das nicht genug sei, verkünden jetzt ein paar junge Wilde mit Hilfe von Jung/von Matt gleich das Ende der klassischen Musik:

httpv://www.youtube.com/watch?v=jWRcchep3is

Mit dem Clip wird die neue Staffel (!) einer jungen Konzertreihe des Konzerthauses Dortmund beworben. Wer in dieser Reihe Musik wie in dem Musikclip erwartet, wird allerdings enttäuscht. Letztlich sind es ganz normale Recitals von viel versprechenden jungen Künstlern auf dem Weg in eine Karriere im klassischen Konzertbetrieb. Das ist weder besonders wild, noch das Ende der klassischen Musik. Im Gegenteil. Es ist der – durchaus ehrbare – Versuch, das Ende der klassischen Musik noch möglichst lange hinauszuzögern. (mehr …)

4. Forum Kulturvermittlung: Funding by muddling through

Vergangenen Donnerstag besuchte ich das vierte Forum zur Kulturvermittlung von Pro Helvetia, das diesmal im Stadttheater Biel stattfand. Nachdem es in den ersten Foren um die Frage ging, was Kulturvermittlung eigentlich leisten kann und soll und ob sie gar die Kulturwelt retten könne, wurde diesmal die Frage verhandelt, wer das alles eigentlich bezahlen soll. Denn einerseits ist in den klassischen Kultureinrichtungen die Kulturvermittlung als ein Arbeitsfeld erkannt worden, das eine hohe strategische Relevanz besitzt. Andererseits sind die finanziellen Mittel der Einrichtungen in aller Regel nicht erhöht worden, um den zusätzlichen Aufwand für Kulturvermittlung abzudecken – eher im Gegenteil. Die Situation ist hinlänglich bekannt.
In den Vorträgen des Forums wurden durchwegs sehr interessante Vermittlungsprojekte vorgestellt, allein, die Rahmenbedingungen ihrer jeweiligen Finanzierung schienen mir so speziell, dass sich die Leitfrage des Tages in meinen Augen eigentlich nicht beantworten ließ. Es ist eine schöne Anekdote, wenn Catherine Milliken (bis vor kurzem Leiterin des Education-Programms der Berliner Philharmoniker) berichtet, wie Simon Rattle bei der Deutschen Bank aufschlägt, seine Ideen für ein Education-Programm vorstellt und die Bank nur noch die Kontonummer wissen möchte, auf den sie einen ordentlichen sechsstelligen Betrag überweisen kann. (mehr …)

3. Forum Kulturvermittlung in Basel

»Rettet Kulturvermittlung die (Kultur-)Welt?« – So lautete der Titel des dritten von insgesamt vier Foren zur Kulturvermittlung, die von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia veranstaltet werden. Die Titelfrage war zwar offenkundig rhetorisch gemeint, aber sie hatte Interesse geweckt: das Literaturhaus Basel war bis auf den letzten Platz besetzt.

Eva Sturm, Professorin für Kunstvermittlung an der Uni Oldenburg, eröffnete den inhaltlichen Teil der Veranstaltung und überlegte, wie Kunstvermittlung ihren Auftrag zwischen Erfüllung und Störung wahrnehmen könne. Einerseits ist es Aufgabe der Kulturvermittler, die kuratorische Arbeit des Museums zu erklären – affirmative Vermittlung, wird das dann genannt. Andererseits haben sich in den letzten Jahrzehnten aber auch subversivere Formen der Vermittlung herausgebildet. Sturm berichtete hierzu vom StörDienst am Wiener Museum für moderne Kunst, der Kindern Kunst mit anarchischen Methoden nahebringen wollte. Ein anderes Beispiel sind die Gallery Talks von Andrea Fraser, in denen die Funktionsweise des Museums kritisch thematisiert, sprich dekonstruiert wurde. In diesem Sinne ist es Aufgabe der Kulturvermittlung, neue Denkräume und alternative Sichtweisen zu öffnen. Dies sei insbesondere durch einen »Trickster« möglich, der ein irritierendes, vernebelndes Moment in die Auseinandersetzung mit Kunst hineinbringe und so einen neuen Bewusstseinsschritt auslösen könne. (mehr …)