Christian Holst

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Schlagwort: Harnoncourt

  • 100 Jahre Karajan

    Herbert von Karajan wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Deswegen liest (und hört und sieht) man zur Zeit aller Orten über ihn. Unter anderem im aktuellen Heft ZEIT Geschichte, wo auf 96 Seiten dem »Wunder Karajan« nachgegangen wird.

    Der interessanteste Artikel ist sicher das Interview mit Nikolaus Harnoncourt, der als junger Cellist unter Karajan gespielt hat und später zu dessen Antipoden hochstilisiert wurde. (Naja, in musikalischer Hinsicht war er es auch.) Ein bisschen behämmert wirkt es, wie die Interviewer unermüdlich versuchen, eine große Kluft zwischen Harnoncourt und Karajan herbeizureden. Harnoncourt dagegen spricht mit großem Respekt vom Super-Maestro und dass es ein paar Missverständnisse gegeben habe, die durch Medienberichterstattung zustande gekommen seien. Ebenfalls interessant finde ich den Artikel von Peter Gülke, der versucht, das Besondere an Karajans Kunst zu definieren. Andere Artikel sind dagegen leider völlig belanglos, etwa Christine Lemke-Matweys Spurensuche in Berlin oder Wolfram Görtz‘ Portrait, und beide ärgerlicherweise auch noch ein einem selbstgefälligen Bescheidwissertonfall geschrieben. Immerhin sehr unterhaltsam ist Klaus Umbachs Artikel über Karajan und das liebe Geld.

    Schließlich kommen auch ein paar Zeitzeugen zu Wort, darunter Anne-Sophie Mutter, Christa Ludwig und Christian Thielemann. Sie bilanzieren Karajans künstlerisches Vermächtnis etwa so: seine Bach- und Mozart-Interpretationen sind nichts, sein Beethoven ist in Ordnung und wirklich gut sind sein Wagner, Bruckner, Strauss und Debussy. So sieht es aus.