Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Blog

  • Birchermüesli

    Otto Schily soll sinngemäß einmal gesagt haben: »Nicht die Schweiz sollte der EU beitreten, sondern die EU der Schweiz.« Wahrscheinlich würde sie das ja auch sofort tun, wenn die Schweiz sie ließe. Gemeint war natürlich, dass sich EU-Länder im Allgemeinen und Deutschland wahrscheinlich im Besonderen ordentlich was abgucken sollten von der Schweiz.

    In vierlei Hinsicht ist die Schweizer Kultur tatsächlich nachahmenswert. Z.B. gibt es dort eine unaufgeregte Demokratie, die dank regelmäßiger Volksabstimmung diesen Namen auch halbwegs verdient. Die Schweizer haben das Schweizer Taschenmesser erfunden und machen die beste Schokolade. Auch der Reißverschluss ist die Erfindung eines Schweizers. Eine Schweizer Invention, die besondere Erwähnung verdient, ist übrigens das Bircher-Müesli. Seit ich mich vermehrt in der Schweiz aufhalte, ernähre ich mich zu 30% von Bichermüesli. Birchermüesli ist gesund, bekömmlich, einfach herzustellen bzw. in der Schweiz überall auch leicht fertig zu bekommen und trotz alledem schmeckt es auch einfach richtig gut.

    Wer sich selbst davon überzeugen möchte, dem sei hier eine Anleitung an die Hand gegeben.

    1 EL Haferflocken (nicht mehr!) mit 50 ml Wasser und dem Saft einer halben Zitrone vermischen. Dann das Ganze kurze Zeit quellen lassen. Dazu 1 EL Joghurt und etwas Honig geben. Mit einer Bircherraffel (Apfelreibe) 1 großen, säuerlichen Apfel reiben und dazugeben. Schließlich kommt noch 1 EL geriebene Haselnüsse dazu. Das Ganze gut umrühren und nach Belieben mit Honig süßen.

    Und wenn vom Birchermüesli die Rede ist, dann darf natürlich auch der Hinweis nicht fehlen, dass die etwas verschrobene Schreibweise »-müesli« sehr wohl korrekt ist und dem deutschen »Müsli« entspricht, das in der Schweiz wiederum das Diminutiv von »Maus« ist.

  • Neue Blogs braucht das Land

    Deutschland fällt international ab: Lohnkosten, Steuern, Arbeitszeit, Gesundheitskosten, Bildungsniveau, Staatsquote usw. usf. Und was Blogs angeht, haben wir auch schon längst den Anschluss verloren. Nur 8% der Deutschen nutzen diese schöne Möglichkeit des so genannten Web 2.0. In den USA – auch hier die Amis vorbildhaft – sind es dagegen 24%. Also fragte ich mich, was ich für mein Land tun kann und dieser Blog hier ist nun das Mindeste.

    Tatsächlich muss man aber auch fragen, was diese 8% überhaupt heißen. Neulich surfte ich mal auf jetzt.de und guckte mir dort ein bisschen die Blogs an. Ich muss sagen, ich war ziemlich entgeistert. Da schreiben lauter kleine Menschen (so zwischen 17 und 23) altkluge oder kritische oder vermeintlich aufgeklärte Blogs über Beziehungstücken und darüber, wie Medien unsere Wahrnehmung von der Welt manipulieren und dass Politiker lügen und sonstwas, und kriegen dafür Blogstipendien und Empfehlungen der Redaktion. Das fand ich bescheuert. Ich finde, die sollten lieber Niedlichkeitsstipendien vergeben, für die niedlichste Meinung oder den absolut unabgeklärtesten Blog, den man sich denken kann. Man kann sich genau vorstellen, wie die Freunde all dieser Baby-Blogger sagen: »Boah, du kannst so geil schreiben, du musst unbedingt Journalist werden oder Schriftsteller«. Und irgendwie können die auch schreiben, aber sie haben einfach noch nichts verstanden vom Leben. Ich will natürlich nicht in die Falle tappen und jetzt behaupten, ich hätte schon viel vom Leben verstanden. Aber ich weiß immerhin: Die FAZ wartet nicht auf mich, und ZEIT und Spiegel auch nicht; dieser Blog ist das Höchste der Gefühle und mein kleiner Beitrag dazu, dass es wieder aufwärts geht mit Deutschland.