Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Schlagwort: Feuchtgebiete

  • Liebenswerter Anachronismus

    Die Frankfurter Rundschau berichtet über den Trend an deutschen Bühnen, erfolgreiche Romane wie Feuchtgebiete oder Tintenherz zu Theaterstücken umzuarbeiten (Irgendwo gab es doch bestimmt auch schon eine Bühnenfassung von Harry Potter!?). So hat man nicht nur eine Uraufführung zu vermelden, die eine gesunde Verankerung in der Jetztzeit nahelegt, sondern auch die Hoffnung, trittbrettfahrend von dem Erfolg des Buches zu profitieren. Natürlich ist das durchaus legitim. Aber es ist auch eine weitere Bestätigung für meine schon öfters geäußerte These, dass das Theater längst nicht mehr das Medium gesellschaftlicher Selbstreflexion und Vordenkerei ist, sondern ein liebenswerter Anachronismus, der künstlerischen und unterhalterischen Trends nur mehr nachjagt. Das hat natürlich auch mit Geld zu tun. Warum sollte ein herausragender Dramatiker für das Theater schreiben, wenn er beim Film/Fernsehen ein Vielfaches verdient?

  • Rutschgefahr

    Bei ihren Promoauftritten für Feuchtgebiete war Charlotte Roche immer ein Garant für gute Unterhaltung. Das lag zum einen an ihr selbst und zum anderen natürlich auch am Thema. Auf youtube gibts u.a. ihre charmanten Auftritte bei der N3-Talkshow und bei Kerner, der hörbar Mühe mit dem Thema hat, zu sehen.

    Von darstellenden Umsetzungen ihres Buches wollte Roche zunächst nichts wissen. Das Neue Theater Halle hat aber offenbar lange genug gebettelt und stellt sich jetzt der letzten Herausforderung des Regietheaters, wie es die Süddeutsche formuliert, indem es eine Bühnenfassung des Bestsellers herausbringt. So gering die Rutschgefahr in kommerzieller Hinsicht sein dürfte, so groß ist sie vermutlich in künstlerischer. Deswegen schon mal ein herzliches toi, toi, toi!