Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Schlagwort: Museen

  • Museen wie Parkhäuser: Freier Eintritt, kostenpflichtiger Austritt

    Die Frage nach innovativen Geschäftsmodellen für den Kulturbereich beschäftigt nicht nur die die diesjährige stARTconference, sondern auch den Schweizer Ökonomen Bruno S. Frey. In den klassischen Kultureinrichtungen spielen bei der Preisbildung kulturpolitische, inhaltliche Erwägungen eine große Rolle, weniger formale Prinzipien wie die Preisregulierung durch Angebot und Nachfrage. Nicht selten wird die Kunst diesen Prinzipien sogar bewusst entzogen, schließlich sei sie nicht in gleicher Weise marktgängig zu machen wie ein Staubsauger oder ein Haarschnitt.

    Vielleicht aber wie ein Parkhaus? Der Schweizer Ökonom Bruno Frey schlägt in seinem Aufsatz Pay as you go vor, die Zahlmodalitäten in Museen nach dem Vorbild von Parkhäusern zu gestalten: Beim Eintritt erhält man ein Ticket, beim Verlassen des Museums zahlt man entsprechend der Zeit, die man im Museum verbracht hat. Wer viel Kunst „konsumiert“, zahlt viel, wer wenig konsumiert, zahlt gar nichts (z.B. für die erste halbe Stunde) oder wenig. Der Preis rationiert auf diese Weise das knappe Gut Kunst. Wer die Ausstellung nicht interessant findet, verlässt das Museum schnell wieder und macht Platz für andere, die es hoffentlich mehr interessiert. Und dem Nutzer kommt dieses Preisbildungs-Modell zugute, indem er nur zahlt, wenn und solange es ihm gefällt. Bei Kunst weiß man das in aller Regel erst hinterher. Insofern vielleicht gar keine blöde Idee?!

  • Studie zum Schweizer Kulturverhalten

    Im Jahr 2008 führte das Bundesamt für Statistik gemeinsam mit dem Bundesamt für Kultur eine repräsentative, gesamtschweizerische Erhebung zum Kulturverhalten durch. Ziel der Erhebung war es, die bisherigen Kenntnisse über das Kulturverhalten zu erweitern und zu aktualisieren (die letzte gesamtschweizerische Erhebung stammt aus dem Jahr 1988), internationale Vergleichbarkeit zu ermöglichen und statistische Grundlagen für die Schweizer Kulturpolitik zu liefern.

    Die Vermutung, dass kulturelles Interesse insbesondere bei älteren Menschen ausgeprägt sei, bestätigt die Studie nur teilweise. Tendenziell wird das kulturelle Angebot von jungen Menschen sogar am meisten genutzt. Allerdings zeigt sich, dass sich die von jungen Menschen bevorzugten kulturellen Aktivitäten auf die Bereiche Kino, Konzerte jeder Art und Festivals beziehen, also vergleichsweise wenig auf den Bereich der «Hochkultur».

    Auch wenn man durchaus davon ausgehen kann, dass das kulturelle Interesse einerseits grundsätzlich erhalten bleibt und sich im Laufe des Lebens in Richtung «Hochkultur» verändern mag, bleibt diese Erkenntnis für die Museen und Kultureinrichtungen durchaus zweischneidig. Denn mit einer wachsenden Bedeutung der von jungen Menschen favorisierten Kulturformen gerät die Legitimation öffentlicher Finanzierung von Hochkultur einerseits unter Druck. Warum sollten die ohnehin knappen Kulturbudgets für Kunstformen verwendet werden, die nur auf geringeres Interesse stoßen und wenn, dann auf das Interesse einer typischerweise zahlungskräftigen Klientel? Anderseits stellt ein grundlegend hohes kulturelles Interesse bei jungen Menschen eine gute Ausgangsbasis dar, sie mittel- und langfristig als Besucher zu gewinnen – egal um welche Art Kultur es sich handelt. Verglichen mit den Durchschnittswerten der 27 EU-Mitglieder aus dem Jahr 2007 fällt das kulturelle Interesse in der Schweiz in Bezug auf alle kulturelle Aktivitäten ohnehin überdurchschnittlich aus.

  • Alles umsonst

    Vor kurzem habe ich in einem Kommentar im Kulturmanagement-Blog noch behauptet, die Eintrittspreise in deutschen Museen seien kaum ein Grund, der einen vom Besuch abhält. Normalpreise liegen in deutschen Museen mit etwa zwischen 3 und 8 Euro nicht sonderlich hoch, ein Museum das mehr verlangt muss schon ganz schön was zu bieten haben. Außerdem gibt es großzügige Ermäßigungen für allerlei Personengruppen vom Kleinkind bis zum Senioren, des Weiteren Flatrates (Jahreskarten) oder »Happy Fridays« o.ä., wo der Eintritt nichts kostet.

    In der Zeit gibt es allerdings einen Artikel, der diese These zu widerlegen scheint. Museen in London und Stockholm konnten enorme Besucherzuwächse verzeichnen, als sie die Eintrittspreise abschafften. Allerdings fehlt in dem Bericht die Information, wie hoch die Eintrittspreise vormals waren. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Forderung des Artikels, konsequent auf öffentliche Finanzierung zu setzen, ohne Sponsoring on top, was ja ohnehin nur ein schöneres Wort für öffentlich subventionierte Werbung ist. 😉