Christian Holst

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Schlagwort: Theater

  • Wozu das Theater? II

    Auch Gerhard Stadelmeier beschäftigt sich mit dem Theater, dass nicht mehr an sich selbst glaubt, allerdings ungleich ausführlicher und eloquenter, als ich es im vorgestrigen Eintrag getan habe. Er stellt fest:

    Das Theater scheint in der panischen Angst, etwas in der Wirklichkeit draußen zu verpassen, in diesen Tagen hektisch vor sich selbst davonzulaufen.

    und meint damit Theaterprojekte und -performances, die nach draußen zu den »normalen Menschen« gehen: in die Straßenbahnen, Krankenhäuser, Gefängnisse, Warenlager, Gewächshäuser etc.

    So kam es, dass vor lauter Ersatz das Theater und sein ureigenstes, dramatisches Material langsam, aber sicher unter den Einfallshänden der Theatermacher sich verdünnisierte, ja vielerorts bis zur Unkenntlichkeit verschwand.

    Was dazu führe, dass die Theatermacher nur noch sie selbst sein können und die Angst vor dem Spiel immer größer werde.

    So wird etwas Altes, Fremdes, an Möglichkeiten eigentlich Unausschöpfbares, Überreiches nicht erobert, man macht sich nicht zu ihm auf wie zu einer Expedition ins tolle Ungewisse. (…) Man gönnt ihm keine Geschichte, keine Bezüge, keine Biographie, keine Abenteuer, keine Wunden, Narben, Würden und Schmerzen, die es auf seinen Fahrten und Stürzen durch die Zeiten erfahren hätte.

    Womit auch klar wäre, was Stadelmaier ohne es so explizit zu sagen für die bessere Alternative hält: das Theater als Museum, das es sowieso längst schon ist. Alles andere ist nur die verzweifelte Ignoranz des Unausweichlichen.

  • Internationaler Museumstag: Revolution verschlafen

    Auf Kulturelle Welten schreibt Jörn Borchert über den 18. Internationalen Museumstag, der dieses Jahr auch in Second Life begangen werden soll. Das International Council of Museum (ICOM) entblödet sich nicht, dies vollmundig als Revolution anzukündigen. Das wäre es bestenfalls vor zwei Jahren gewesen, vor dem längst wieder abgeklungenen Hype um Second Life. Mit dem Satz

    Dass in die klassischen Museen das Eingang findet, was im realen Leben keinen festen Sitz mehr hat, das ist nicht neu.

    bringt Borchert ein interessantes Dilemma der meisten klassischen Kultureinrichtungen auf den Punkt: Sie dokumentieren und verwalten das, was sich als kulturgeschichtlich relevant erwiesen hat, aber sie sind selbst kaum je Orte kultureller Innovation oder zukunftsweisender Kreativität. Das gilt für Museen ebenso wie für Theater – mit dem Unterschied, dass bei letzteren viel weniger Bereitschaft herrscht, diese Tatsache einzugestehen.

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