Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Kategorie: Best practice

  • #scmuc12: Lust und Frust der Social Media-Beauftragten

    Das gestrige stARTcamp München war ein guter Trost angesichts der Tatsache, dass die stARTconference in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Es bestätigte eindrücklich, was ich kürzlich im stARTconference-Blog schrieb: Nämlich dass die Idee der stART gelebt wird und auch jenseits der Konferenz viele Menschen erreicht. Mit dem Alten Hof und der alten Münze hatte das Veranstalterteam charmante Räume gefunden. Für die perfekte Organisation und die angenehme Atmosphäre noch einmal herzlichen Dank!

    Ich möchte an dieser Stelle nicht auf einzelne Sessions eingehen, sondern einen allgemeinen Eindruck schildern, den ich vom stARTcamp mitgenommen habe: Social Media ist mittlerweile an vielen Einrichtungen angekommen, aber leider alles andere als verankert in den Strukturen, dem Denken und den Strategien (sofern es diese überhaupt gibt!). Nachdem ich eine Weile zugehört hatte, stellte ich eine erstaunliche Diskrepanz fest zwischen der Begeisterung und dem Ideenreichtum, mit der Einzelne sich den Social Media Aktivitäten einer Einrichtung widmen und der praktisch nicht vorhandenen „Management attention“ für dieses Thema. (mehr …)

  • Junge Tonhalle Düsseldorf (Best practice X)

    Wie die stART.09 war auch die junge Tonhalle Düsseldorf beim diesjährigen Kulturmarkenaward nominiert. Bei diesem Projekt des Intendanten Michael Becker handelt es sich um den offenbar ziemlich erfolgreichen Versuch, junge Leute in die altehrwürdige Tonhalle zu bekommen. Im Rahmen dieses Projekts gibt es daher verschiedene Veranstaltungsformate, die speziell auf die Ansprüche junger Konzertbesucher zugeschnitten sind. «Tonfrequenz» ist eine monatliche Party-Veranstaltung mit elektronischer Tanzmusik, «3-2-1-Ignition» ein multimediales Themenkonzert, «Big Bang» eine Reihe, in der junge Musiker ambitionierte Programme aufführen und der Eintritt nur 5 EUR beträgt und die Konzerte des Jugendorchesters der Jungen Tonhalle. Als einziges Konzerthaus Deutschlands hat die Tonhalle ein eigenes Jugendorchester. Wen dieses beispielhafte Projekt genauer interessiert, findet beim WDR Montalk ein ausführliches Gespräch mit Michael Becker, u.a. auch zu diesem Projekt. Wie es im Interview scheint, gelingt mit diesem Projekt der heikle Balanceakt zwischen echter Kundenorientierung bei gleichzeitig hohem künstlerischen Programm-Anspruch. In Ansätzen ist die Junge Tonhalle übrigens auch schon im Web 2.0 vernetzt, z.B. mit einigen Videoclips und einer Fanseite in Facebook.

  • stART als Trendmarke ’09 nominiert (Best practice IX)

    Der Erfolg der stART.09 wurde heute zusätzlich zu den weitestgehend positiven Rückmeldungen der Besucher mit der Nominierung als Trendmarke 2009 noch einmal bestätigt. Der Wettbewerb wird veranstaltet von der Berliner Agentur causales und ist so eine Art Oscar des deutschsprachigen Kulturmanagements. Laut heutiger Pressemitteilung «zeichnet (er) die erfolgreichsten Marketingstrategien von Kulturprojekten und die engagiertesten Kulturvermittler im deutschsprachigen Raum aus». Die Preisvergabe findet am 29. Oktober im Rahmen der Kulturmarken-Gala in Berlin statt. Bitte kräftig die Daumen drücken!

    Die Stadt Duisburg macht etwas richtig: Neben der stARTconference wurde auch Karl Janssen, twitternder Kulturdezernent der Stadt, beim Award nominiert – als «Kulturmanager des Jahres».

  • stARTconference hat begonnen

    Gerade hat mit einem hochinteressanten Vortrag von Gregor Hopf die stART.09 angefangen. Wer nicht live dabei sein kann, kann die Vorträge live im Internet mitverfolgen oder später (noch einmal) ansehen. Über die twitterwall kann man die Konferenz durch die Augen der anwesenden Teilnehmer mitverfolgen.

  • Kulturdatenbank (Best practice VII)

    Wer in Berlin ins Theater gehen möchte, steht vor der Qual der Wahl, sich aus dem Angebot von 46 Bühnen mit oftmals täglich wechselndem Programm etwas dem Geschmack und den Vorlieben Gemäßes aussuchen zu müssen. Bei gründlicher Recherche läuft dieses Unterfangen Gefahr, länger zu dauern, als der Theaterabend selbst, zumindest solange man nicht auf den Online-Theaterspielplan berlin-buehnen.de zurückgreift. Auf dieser Webseite werden nämlich die Spielpläne aller Berliner Theater mitsamt Besetzung, Fotos und Inhaltsangaben zusammengeführt. Über eine einfache Abfrage lassen sich die Daten z.B. nach Sparte oder Datum filtern, über die Suchanfrage erfährt man, wann und wo der Lieblingsschauspieler zu sehen ist, so dass man das Angebot schnell auf ein überschaubares Maß eingedampft hat und eine informierte Entscheidung treffen kann.

    Technisch fusst die Seite auf der Kulturdatenbank. Eine Datenbank, deren Einsatz grundsätzlich jeder Kultureinrichtung zu empfehlen ist, weil sich mit ihr auf einfachste Weise der eigene Spielplan verbreiten und mit einer Reihe von weiteren Services (Ticketkauf, Stadtplan, Bahnanreise etc.) verknüpfen lässt. Auf diese Weise profitieren nicht nur die Besucher selbst davon, sondern ebenso z.B. die Medien oder Partner aus dem Tourismus. Auch für größere Bundesländer (s. nrw-buehnen.de) oder deutschlandweit für einzelne Kunstformen kommt die Datenbank mittlerweile zum Einsatz.

  • 365/365

    Das Jahr 2008 ist vorbei, Zeit, ein erstes knappes Fazit zu ziehen, was sich in Sachen «Kultur und Web 2.0» oder zumindest «Kultur und Internet» getan hat. Um es vorweg zu nehmen: So einiges.

    Zunächst gibt es eine ganze Reihe neuer Kulturblogs, deren neueste Christian Henner-Fehr aktuell bespricht. Aber beispielsweise auch das Kulturmarketingblog und dieses Blog in seiner jetzigen Form sind Jahrgang 2008.

    Die spannendsten Web/Kulturprojekte des vergangenen Jahres sind in meinen Augen allerdings das dacapo-Blog der Duisburger Philharmoniker und die digitale Konzerthalle der Berliner Philharmoniker. Da capo hat beispielhaft gezeigt wie klassische Kulturinstitutionen Blogs für erfolgreiche Kommunikation nutzen können und welche Wirkung sich mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand erzeugen lässt. Die Digitale Konzerthalle wiederum, die ich kürzlich kommentiert habe, hat zwar nichts mit Web 2.0 zu tun, ist aber beispielhaft für ein professionell gemachtes, innovatives Webprojekt einer Kultureinrichtung.

    Sicher kann noch keine Rede davon sein, dass sich Kultur und Web 2.0 nun endgültig gefunden haben. Aber es gibt guten Grund guter Dinge zu sein, dass 2009 ein Jahr wird, in dem weitere spannende Ereignisse und Entwicklungen auf diesem Gebiet stattfinden werden. Gerade aus Duisburg dürfen wir wohl noch einiges erwarten…

  • Digitale Konzerthalle

    Morgen eröffnen die Berliner Philharmoniker ihre Digital Concert Hall. In dieser virtuellen Konzerthalle kann man die Konzerte aus der Philharmonie entweder als Livestream oder als Video on demand abrufen. Die »Eintrittskarte« kostet 9,90 EUR, was im Vergleich zum Meistersinger-Livestream der Bayreuther Festspiele ein sehr fairer Preis ist. Auch die Qualität ist selbst bei niedrigster Auflösung im Streamtest wirklich in Ordnung. Das Projekt ist, wenn es erfolgreich werden sollte, ein schlaues Kompensationsgeschäft für die wegbröckelnden CD-Verkäufe. Beim zweitbesten Orchester der Welt mit internationaler Fangemeinde halte ich die Chancen für recht groß, dass die angestrebten 7.000 Besucher pro Konzert in drei Jahren locker erreicht und über die Saison verteilt ein hoher sechsstelliger Umsatz generiert werden kann. Dafür müsste eine herkömmliche Marketing-Oma sehr lange stricken.

    Mit Web 2.0 hat das Ganze indes wenig zu tun, obwohl sich in diese Richtung sicher interessante Ideen entwickeln ließen. Zum Beispiel indem man mit Freunden zusammen das virtuelle Konzert besuchen und die virtuelle Pausenlounge besuchen kann, in der man dann über das Konzert fachsimpeln kann, indem man Konzerte und Dirigenten bewerten und kommentieren kann, Material weiter verwerten kann usw.

    Sicher ist dieses Projekt aber ein geeignetes Best practice für meine kleine Reihe. Auch wenn es bis auf Weiteres eine Exklusivmöglichkeit für Kultur-Flagschiffe wie die Berliner Philharmoniker bleiben wird. Kleineren Einrichtungen – und damit meine ich eigentlich alle ohne internationale Ausstrahlung – fehlen dafür das Geld und die Fans.

    Artikel dazu in der Welt online.
    Dank an Frank für den Hinweis.

  • Liedergalerie (Best practice V)

    Ein weiteres schönes Beispiel für ambitioniertes Kulturunternehmertum ist die Liedergalerie, die 2003 von dem Sänger Thomas Franke ins Leben gerufen wurde. Zunächst gab es eine Konzertreihe mit unterschiedlichen Liedprogrammen in der Galerie Chaco in den Hamburger Zeisehallen. Und weil sich das Konzept bewährt hat, Lieder in einem kleinen, intimen Rahmen auzuführen, gibt es mittlerweile auch Liedergalerien in Berlin und Wien und jede Menge Gastkonzerte an weiteren Standorten. Tatsächlich ist man den Künstlern so nah, das Konzerterlebnis dadurch entsprechend intensiver, dass der Funke praktisch zwangsläufig überspringen muss. Das Programm reicht dabei von den ganz großen Brocken der Kunstliedliteratur (z.B. Winterreise) bis hin zu Konzerten mit populärer Unterhaltungsmusik.

    Seit einigen Jahren veranstaltet die Liedergalerie vom 1. bis zum 24. Dezember außerdem einen musikalischen Benefizadventskalender. Dabei werden die Erlöse aus 24 Konzerten in Folge, die jeweils an verschiedenen Orten stattfinden, zugunsten von 24 gemeinnützigen Projekten gespendet. Schirmherr dieses Adventskalenders ist übrigens der Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust. Auch das eine schöne Idee.

  • Deutsche Orchester mischen ganz oben mit (Best practice IV)

    Einmal im Jahr macht die Zeitschrift Gramophone eine Kritikerumfrage, um die besten Orchester der Welt zu ermitteln. Beim diesjährigen Ranking kommen drei der Top10-Orchester aus Deutschland, gleich viele wie aus den USA. Die Berliner Phllharmoniker kommen dabei auf Platz 2, von dem sie die Wiener Philharmoniker verdrängt haben. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erreicht Platz 6 und die Sächsische Staatskapelle Dresden Platz 10. Gewonnen hat, wie schon im letzten Jahr, das Concertgebouworkest Amsterdam. Was immer von solchen Rankings zu halten ist: das deutsche Ergebnis kann sich sehen lassen.

  • Deutsches Kulturmodell rabiat verteidigen (Best practice III)

    Ich hatte es schon im Beitrag zur NPO-Blogparade gesagt, dass das deutsche Kulturmodell durchaus Grund gibt, stolz darauf zu sein. Die Intendantin der Berliner Philharmoniker, Pamela Rosenberg, sieht das offenbar ähnlich. Sie wird im Zusammenhang mit den immensen, existenzbedrohenden Problemen amerikanischer Kultureinrichtungen in der Zeit mit folgender Aussage zitiert:

    Das deutsche Modell ist absolut das beste. Man muss es rabiat verteidigen.

    Noch scheinen deutsche Sponsorengelder sicher, Sponsoren wie Autostadt oder Deutsche Bank machen betont auf zuversichtlich. Trotzdem: diese Gelder hängen von der Willkür der Geber ab, deren Reaktion auf einen eventuellen nächsten Schock wohl keiner vorhersagen kann. Deswegen nehme ich Rosenbergs Zitat zum Anlass, das deutsche Kulturmodell als solches ebenfalls als Best practice in meiner kleinen Reihe aufzuführen.