Digitale Konzerthalle
Morgen eröffnen die Berliner Philharmoniker ihre Digital Concert Hall. In dieser virtuellen Konzerthalle kann man die Konzerte aus der Philharmonie entweder als Livestream oder als Video on demand abrufen. Die »Eintrittskarte« kostet 9,90 EUR, was im Vergleich zum Meistersinger-Livestream der Bayreuther Festspiele ein sehr fairer Preis ist. Auch die Qualität ist selbst bei niedrigster Auflösung im Streamtest wirklich in Ordnung. Das Projekt ist, wenn es erfolgreich werden sollte, ein schlaues Kompensationsgeschäft für die wegbröckelnden CD-Verkäufe. Beim zweitbesten Orchester der Welt mit internationaler Fangemeinde halte ich die Chancen für recht groß, dass die angestrebten 7.000 Besucher pro Konzert in drei Jahren locker erreicht und über die Saison verteilt ein hoher sechsstelliger Umsatz generiert werden kann. Dafür müsste eine herkömmliche Marketing-Oma sehr lange stricken.
Mit Web 2.0 hat das Ganze indes wenig zu tun, obwohl sich in diese Richtung sicher interessante Ideen entwickeln ließen. Zum Beispiel indem man mit Freunden zusammen das virtuelle Konzert besuchen und die virtuelle Pausenlounge besuchen kann, in der man dann über das Konzert fachsimpeln kann, indem man Konzerte und Dirigenten bewerten und kommentieren kann, Material weiter verwerten kann usw.
Sicher ist dieses Projekt aber ein geeignetes Best practice für meine kleine Reihe. Auch wenn es bis auf Weiteres eine Exklusivmöglichkeit für Kultur-Flagschiffe wie die Berliner Philharmoniker bleiben wird. Kleineren Einrichtungen – und damit meine ich eigentlich alle ohne internationale Ausstrahlung – fehlen dafür das Geld und die Fans.
Artikel dazu in der Welt online.
Dank an Frank für den Hinweis.
4 Kommentare
Norbert · 18. Dezember 2008 um 16:47
Na da kenne ich aber welche, die neidisch werden 😉
Christian Henner-Fehr · 19. Dezember 2008 um 23:34
Interessant, da bin ich aber gespannt, wie sich das Geschäft entwickelt. Ich hoffe, die Ergebnisse werden dann irgendwann einmal veröffentlicht. Obwohl: wenn der Stream dann still und leise wieder verschwindet, dann kennen wir uns auch alle aus. 🙂
CH · 20. Dezember 2008 um 15:26
Das stimmt. Ich denke aber schon, dass sie damit Erfolg haben werden, wenn die Leistung stimmt und wie versprochen erbracht wird. Ich glaube nur nicht, dass es ein Beispiel ist, dass so bald Schule machen wird, einfach weil der Markt nicht groß genug ist. Aber vielleicht wird die Technologie eines Tages so günstig sein, dass es auch ein rentables Modell für Einrichtungen mit geringerer Breitenwirkung ist.
365/365 - Kulturblogger · 5. Januar 2009 um 17:39
[…] geringem finanziellen Aufwand erzeugen lässt. Die Digitale Konzerthalle wiederum, die ich kürzlich kommentiert habe, hat zwar nichts mit Web 2.0 zu tun, ist aber beispielhaft für ein professionell gemachtes, […]