Morgen eröffnen die Berliner Philharmoniker ihre Digital Concert Hall. In dieser virtuellen Konzerthalle kann man die Konzerte aus der Philharmonie entweder als Livestream oder als Video on demand abrufen. Die »Eintrittskarte« kostet 9,90 EUR, was im Vergleich zum Meistersinger-Livestream der Bayreuther Festspiele ein sehr fairer Preis ist. Auch die Qualität ist selbst bei niedrigster Auflösung im Streamtest wirklich in Ordnung. Das Projekt ist, wenn es erfolgreich werden sollte, ein schlaues Kompensationsgeschäft für die wegbröckelnden CD-Verkäufe. Beim zweitbesten Orchester der Welt mit internationaler Fangemeinde halte ich die Chancen für recht groß, dass die angestrebten 7.000 Besucher pro Konzert in drei Jahren locker erreicht und über die Saison verteilt ein hoher sechsstelliger Umsatz generiert werden kann. Dafür müsste eine herkömmliche Marketing-Oma sehr lange stricken.
Mit Web 2.0 hat das Ganze indes wenig zu tun, obwohl sich in diese Richtung sicher interessante Ideen entwickeln ließen. Zum Beispiel indem man mit Freunden zusammen das virtuelle Konzert besuchen und die virtuelle Pausenlounge besuchen kann, in der man dann über das Konzert fachsimpeln kann, indem man Konzerte und Dirigenten bewerten und kommentieren kann, Material weiter verwerten kann usw.
Sicher ist dieses Projekt aber ein geeignetes Best practice für meine kleine Reihe. Auch wenn es bis auf Weiteres eine Exklusivmöglichkeit für Kultur-Flagschiffe wie die Berliner Philharmoniker bleiben wird. Kleineren Einrichtungen – und damit meine ich eigentlich alle ohne internationale Ausstrahlung – fehlen dafür das Geld und die Fans.
Artikel dazu in der Welt online.
Dank an Frank für den Hinweis.
Schreibe einen Kommentar