Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Autor: Christian Holst

  • Nellie McKay – Meisterin der Ironieironie

    Vor einigen Jahren kündigte Sat1 seine Filme immer als «FilmFilm» an. Während diese Wortdopplung hier natürlich ziemlich schwachsinniges Werberdeutsch war, ist die Dopplung Ironieironie in meinen Augen eine perfekte Umschreibung dessen, was die Sängerin Nellie McKay macht:

    Hier nimmt sie nicht nur den einschlägigen Forderungskatalog fundamentalistischer Feministinnen aufs Korn, sondern zugleich auch die ebenso einschlägigen Entgegnungen von deren Kritikern. Die Studioversion des Songs gibts übrigens auf der myspace-Seite von Nellie McKay. Wenn man dort (oder bei youtube) noch ein paar andere Songs von ihr hört, kommt man schnell drauf, dass es sich um eine ganz großartige, äußerst vielseitige, witzige Musikerin und hervorragende Sängerin handelt. Mit eingängigen Melodien, witzigen Arrangements und eben ironisch-ironischen Texten ist sie in meinen Augen so etwas wie eine sehr gelungene Mischung aus Alanis Morisette und Frank Zappa. Sehr empfehlenswert.

  • Gustav Mahler bloggt auch

    Bloggen scheint momentan in zu sein bei den großen Gestalten der Kulturgeschichte: Zu Goethe und Schiller gesellt sich jetzt auch Gustav Mahler. Er kann sich aus den gleichen Gründen wie Goethe und Schiller nicht selbst um das Projekt kümmern, deswegen übernimmt das in seinem Fall die Universal Edition. Die Idee ist es, im Blog alle Informationen zu den Aktivitäten und Feierleichtkeiten in den Mahler-Jahren 2010 und 2011 zu veröffentlichen. 2010 wird Mahlers 150-jähriger Geburtstag gefeiert, 2011 seines 100-jährigen Todestags gedacht.

    Derzeit gibt es im Blog vor allem eine ganz interessante Interviewreihe, in der verschiedene Dirigenten darüber sprechen, wie sie auf den Geschmack gekommen sind, was sie an Mahlers Musik fasziniert, aber auch, womit sie Schwierigkeiten haben. Gerade das Interview mit Daniel Barenboim finde ich sehr aufschlussreich und interessant, insbesondere seine klare Haltung dazu, inwieweit Mahlers Musik aus seiner Biographie zu entschlüsseln ist.

    Übrigens: Mahler ist nicht nur mit einem Blog im Web 2.0 vertreten, sondern hat auch eine Facebook-Fanseite.

  • Goethe und Schiller gebloggt

    Vor kurzem mischte Adam Soboczynski mit einem Artikel in der Zeit die deutsche Blogosphäre auf. Das Internet sei kein Ort für Intellektuelle, war seine provokative These. Diese wird nun durch ein kürzlich gestartetes Blog Lügen gestraft, ein Blog nämlich, in dem sich zwei unbestrittene Geistesgrößen der deutschen Kulturgeschichte die Ehre geben: Goethe und Schiller.

    In dem Blog erscheint der Briefwechsel der beiden in Echtzeit. Das heißt die Briefe werden in der korrekten Reihenfolge, jeweils auf den genau Tag 215 Jahre nachdem sie verfasst wurden (1794-1805) veröffentlicht. Da Goethe und Schiller sich aus naheliegenden Gründen nicht selbst um das Projekt kümmern können, hat der Germanist Giesbert Damaschke diese Aufgabe übernommen.

  • Junge Konzertbesucher – in Paris gibt’s sie

    Norman Lebrecht schreibt in seinem Blog über eine Studie, nach der die Pariser Konzert- und Opernbesucher im Durchschnitt 32 Jahre alt sind. Das passt so gar nicht zu den Sorgen über die Überalterung der Konzertbesucher oder gar deren langsames Aussterben, wie man sie sonst kennt. Die Gründe für das niedrige Durchschnittsalter sieht Lebrecht darin, dass sich die klassische Musikszene in Paris zur Zeit in Aufbruchsstimmung befindet und ihr elitäres, exklusives Image verloren hat. Konzerte und Oper werden als anspruchsvolle, aber eben auch unterhaltsame, angenehme Freizeitgestaltung wahrgenommen, bei der man nette Leute treffen und sich niveauvoll amüsieren kann. Dazu kommt, dass international berühmte, einheimische Künstler in Fernsehshows auftreten und ihre Arbeit damit populär machen.

    Ob das das ganze Geheimnis ist? Ich denke, gewisse inhaltliche Voraussetzungen müssen auch erfüllt sein, damit solch ein Boom mehr als eine Modeerscheinung ist. Da wäre es zum Beispiel interessant zu wissen, ob die musikalische Bildung in Frankreich anders aussieht, wie die Spielpläne gestaltet werden, was an Einführungen und Kulturvermittlung durch die Kultureinrichtungen jenseits von Fernsehauftritten angeboten wird usw.

  • Dirigenten als Vorbilder für Manager

    Schon öfters habe ich die Idee kritisiert, die Arbeitsweise von klassischen Orchestern zum Vorbild für Führung in Unternehmen zu nehmen. Der Grund: Orchester sind streng hierarchische Organisationen, in denen Entscheidungen nach dem Top-down-Prinzip getroffen werden. Das ist nicht gerade das Non-Plus-Ultra moderner Führung. Natürlich – bestimmte Organisationen müssen aus Effizienzgründen streng hierarchisch funktionieren, nämlich solche, in denen schnelle, schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden müssen, die man andernorts lieber erstmal gründlich diskutieren würde: Luftfahrt, Kliniken, Militär oder eben auch Orchester. Wo möglich wird man aber darum bemüht sein, möglichst viel Freiräume und Eigenverantwortung zu zu lassen. Von einer Jazzband könnte man da sehr viel mehr lernen: hier wird ein weiter musikalischer Rahmen gesteckt, in dem sich jedes Mitglied entfalten kann ohne wie ein Rädchen in einem Uhrwerk funktionieren zu müssen. «Besser strategische Anweisungen als operative», heißt dieses Prinzip in Management-Lehrbüchern.

    Trotzdem, die Idee, dass der Dirigenten das Sinnbild eines vorbildhaften «Leaders» ist, scheint populär zu sein – der Dirigent Itay Talgam erklärt Führung bzw. «Leadership» anhand berühmter Dirigenten:

    «Der Dirigent muss eine musikalische Vision haben» sagt Talgam und bezieht sich damit gleich auf einschlägiges Management-Vokabular. Aus musikalischer Sicht ist diese These jedoch sehr fragwürdig, denn wenn es ein gutes Konzert werden soll, dann stammt die musikalische Vision vom Komponisten, nicht vom Dirigenten. Dessen Aufgabe ist es, diese zu entschlüsseln und zu interpretieren. Wenn man hier schon dieses Management-Vokabular anwenden möchte, dann wäre es deshalb richtiger in Bezug auf die Aufgabe des Dirigenten von einer musikalischen Mission zu sprechen.

    Anhand von einigen Konzertausschnitten vorbildhafte Führungsprinzipien abzuleiten muss deswegen im Anekdotenhaften, Allgemeinen steckenbleiben: Der eine Dirigent guckt mürrisch, der andere «happy» – wobei «happy» zu sein natürlich besser ist. Dass der mürrische Dirigent eher düstere Musik dirigiert und der andere fröhliches Showdirigieren am Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker macht, interessiert Talgam schon nicht mehr. Über Kleibers Dirigat von Beethovens Siebter sagt Talgam, er öffne einen Raum, in dem sich das Orchester interpretativ ausleben könne (im Sinne der strategischen statt operativen Anweisungen, s.o.). Würde er Kleiber auch bei der Probe zeigen, könnte man sehen, dass das ganz und gar nicht sein Anspruch war. Gerade in den Proben, wo abgesehen von der Vorbereitung der Löwenanteil der Arbeit stattfindet, würde aber letztlich sichtbar, wie ein Dirigent wirklich überzeugen, vermitteln, begeistern, sprich führen kann.

    Natürlich ist der Vortrag nett anzusehen und durchaus unterhaltsam und interessant. Dass man als Manager daraus etwas lernen kann, bezweifel ich allerdings.

  • Kommt Kunst von Kompilieren?

    Eine Prämisse adornitischer Ästhetik lautet, das Neue, Unerhörte ist das Gute. Das hat für lange Zeit in den Künsten eine obsessive Originalitätssucht nach sich gezogen und tut es bis heute. Ironischerweise haben sich die Künste mit dem Hochhalten dieser Idee geradewegs ins Bedeutungsabseits manövriert und das beschworen, was sie um jeden Preis verhindern wollten, nämlich antiquiert, reaktionär oder epigonal zu sein. Die heute relevante Ästhetik hat sich hingegen damit abgefunden, dass es alles schon einmal gegeben hat und dass Kreativität im Sinne eines ständigen «Materialfortschritts» eine Sackgasse ist. Der Ausweg: das, was es schon gibt, neu kompilieren und zusammensetzen. Die technischen Weiterentwicklungen – angefangen beim Dual Turntable über Sampler und virtuellem Tonstudio im PC bis hin zur offenen Musikdistribution im Web 2.0 – machen es möglich.

    Dass sich auch aus der frei verfügbaren, immensen Materialfülle des Bestehenden beeindruckende neue Werke kreieren lassen, zeigt das Beispiel thru-you.com des Künstlers Kutiman. Der Kunstbegriff erweitert sich damit von der genialen Schöpfung eines einzelnen Künstlers, zu den eher mittelmäßigen künstlerischen Aktivitäten vieler Einzelner, die auf genialische Weise kompiliert wurden.

  • Peymann gewinnt im Preiskampf

    preiskampf

    «Preiskampf» – so ist die hier zu sehende Jurysitzung zur Vergabe des 3sat-Preises beim Theatertreffen 09 betitelt gewesen. Wahrscheinlich wurde Claus Peymann in die Jury berufen, um sicher zu stellen, dass es auch wirklich ein Kampf wird. Dass Peymann ihn gewonnen hat, wundert nicht. Wenngleich er seinen «Sieg» natürlich weniger einem konsensfähigen Vorschlag als vielmehr seiner Streitlust und Starrköpfigkeit verdankt.

    Interessant in dieser Diskussion ist in meinen Augen vor allem die Auseinandersetzung zwischen ihm und der Theaterkritikerin Eva Behrendt (ab Min. 34:45). Während sie immer wieder dafür plädiert, «originelle Regiekonzeptionen und -handschriften» zu würdigen und die Jury sogar als «feige» bezeichnet, dass sie sich genau dies nicht traue, fordert Peymann, große Spieler auszuzeichnen, die Geschichten vermitteln können. Das Theater funktioniere schließlich nicht ohne die Schauspieler, adjutiert C. Bernd Sucher. Die ewige Suche nach neuen Regiehandschriften sei bloß etwas für eine Jury «von überdrüssigen, gelangweilten Theaterkritikern» und zeuge nur von deren «Snobismus», poltert Peymann weiter. Jawoll!

    Ich finde es bezeichnend, dass die Theaterrevolutionäre von vor 40 Jahren (Peymann, Stein, Zadek) auch heute diejenigen sind, die die unkonventionellen und unbequemen Gedanken in die Theaterszene bringen. Denn dass jüngere Regisseure es allzu oft darauf absehen, überreizte Kritiker auf sich aufmerksam zu machen und deren blasierter Dünkelhaftigkeit Nahrung zu bieten, mag zwar ein pauschaler Vorwurf sein, aus der Luft gegriffen ist er aber nicht.

    P.S.: Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Interview der Berliner Zeitung mit Peymann von vor 2 Jahren.

  • Das Web: kein Wohlfühlort für Intellektuelle

    Mein Güte! Adam Soboczynskis Artikel Das Netz als Feind in der gerade noch aktuellen Ausgabe der Zeit hat die Blogosphäre ganz schön aufgemischt und zu zahlreichen Repliken angeregt (s. z.B. hier, hier, hier oder hier), die den Autor Lügen strafen sollen in Bezug auf seine Behauptung, dass das Web den Intellektuellen zum Schweigen bringe. Ich bin so überhaupt erst aufmerksam geworden auf den Artikel.

    Die Aufregung kann ich dabei nicht so ganz nachvollziehen. Natürlich ist der Untertitel «Warum der Intellektuelle im Internet mit Hass verfolgt wird» ebenso effektvoll übertrieben wie der gesamte Artikel eine wohlkalkulierte Provokation gegenüber überzeugten Webverfechtern ist. Neben Sex and Crime ist Provokation das Mittel der Wahl, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und gerade den Wettstreit um Aufmerksamkeit bezeichnet Soboczynski als charakteristisch für das Web. Dass er nicht wisse, wovon er rede, kann man ihm daher schwerlich vorwerfen: Die Blogosphäre ist dankbar auf die Provokation eingestiegen.

    Wie auch immer. Im Grunde verknüpft Soboczynski zwei recht banale Sachverhalte. Der erste besagt, dass Popularität und inhaltlicher Anspruch einen grundsätzlichen Gegensatz bilden. Das ist adornitisches Grundwissen, dessen prinzipielle Richtigkeit jeden Tag in allen Medien zu beobachten ist. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das zweite ist die Erkenntnis, dass das Internet kein Medium ist, das sich für jede Art der Kommunikation gleichermaßen eignet. Die Aufregung, die dieser Artikel ausgelöst hat, scheint sich aber gerade aus der Überzeugung zu speisen, das Internet müsse alles können und für alles gut und geeignet sein.

    Ich habe vor einiger Zeit geschrieben, die Kommunikation im Web 2.0 sei typischerweise «unverbindlich, unkonzentriert, lakonisch, redundant und mitunter leichtfertig» und habe versucht zu zeigen, dass das strukturell begründet ist. Der Preis für die Vergesellschaftung von Kommunikationsmedien ist eben, dass Niveau nicht garantiert werden kann (genauso wenig freilich per se verhindert wird) und vermehrt mentaler Dünnpfiff dokumentiert wird, der vormals nur mündlich verbreitet wurde. Einem anspruchsvollen Diskurs ist solche offene Struktur abträglich. Für ihn braucht es Zugangsbeschränkungen und Qualitätskontrollen, die der Idee von Social Media entgegenstehen. Deswegen finde ich den Gedanken sehr nachvollziehbar, dass das Internet tatsächlich kein Wohlfühlort für Intellektuelle ist.

  • stART.hilfe: Qual der Wahl

    Die stARTconference vergibt zusammen mit den Duisburger Philharmonikern und Upload eine «stART.hilfe» für ein herausragendes Kunst-Kultur-Web-Projekt. Die stART.hilfe besteht dabei aus dem Umsatz eines Konzertkartenkontingents, dass die Duisburger Philharmoniker für den Ring ohne Worte am 28. Mai zur Verfügung gestellt haben. Alle Infos zu der Aktion und dem Konzert gibt es im Blog der Duisburger Philharmoniker.

    Die Nominierungsfrist für die Projekte ist heute Mittag ausgelaufen. Wegen Kurzurlaubs am Bieler See (wunderschön!) hatte ich keine Gelegenheit mehr, rechtzeitig darauf hinzuweisen. Jetzt aber stehen eine Handvoll Projekte zur Auswahl und ihr habt die Qual der Wahl. Qual deshalb, weil es alles herausragende Projekte sind, von denen jedes einzelne die stART.hilfe verdient hätte.

    Welcher Kandidat soll die
    stART.hilfe bekommen?
    (web polls)

  • Buchtipp: Tristanakkord

    Für meinen Trip nach Cardiff über das vergangene Wochenende habe ich mich bei der Suche nach geeigneter Reiselektüre für Tristanakkord von Hans-Ulrich Treichel entschieden, ein Buch, das ich vor einiger Zeit schon einmal mit ziemlichem Vergnügen gelesen hatte. Dieses Mal war das Vergnügen nicht kleiner, denn das Buch ist eine wunderbar treffsichere Tragikomödie über die Eitel- und Abgründigkeiten des klassischen Musikbetriebs.

    Durch einen Zufall erhält der frisch absolvierte, unbedarfte Germanist Georg Zimmer einen Job bei dem weltberühmten und weltläufigen Komponisten Bergmann. Er soll dessen Memoiren durchsehen und ein Personenverzeichnis erstellen und folgt Bergmann dazu auf die Hebriden, nach New York und schließlich nach Sizilien. Später wird ihm sogar die Ehre zuteil, eine Hymne für die neue Komposition des großen Komponisten schreiben zu sollen. Aber natürlich ist es viel weniger die Geschichte, als die lakonisch erfassten Situationen und die glaubwürdige Schilderung des Künstlermilieus und dessen Selbstbespiegelung, die dieses Buch auszeichnen:

    Obwohl Georg Bergmann sagte, daß das Personenverzeichnis eines Buches alle in dem Buch erwähnten Namen aufführen müsse, ganz gleich, ob diese Personen dem Verfasser sympathisch seien oder nicht, versuchte Bergmann ihn davon zu überzeugen einige Namen aus dem Verzeichnis herauszunehmen. Darauf sagte ihm Georg, daß er zwar die Namen tilgen könne. Doch wenn er die Namen aus dem Verzeichnis tilge, dann müßten sie auch aus dem Text getilgt werden. Sonst würde es sich nicht mehr um ein echtes Personenverzeichnis handeln, sondern eher um so etwas wie eine umgehkehrte Tabul gratulatoria, (…) also ein Verzeichnis, welches die in ihm aufgeführten Personen dadurch ehrte und würdigte, daß sie in diesem Verzeichnis vorkämen. «Sehr gut», sagte Bergmann, «wunderbar, das machen wir».

    Ein Maß an Realitätsverlust, dass Bergmann gerade noch vor psychiatrischer Behandlung bewahrt, auch wenn es bei Licht betrachtet schon pathologisch ist. Aber diese Mechanismen würden nicht funktionieren, wenn Leute wie Georg nicht mitspielen würden:

    Und er war auch gerührt, daß Bergmann ihm die Partiturseiten von «Pyriphlegethon für großes Orchester» ( 🙂 ) zugeschoben und ihn gebeten hatte, die Seiten ohne Umstände auf den Fußboden zu legen. (…) Das Stück war ein Auftragswerk, das im New Yorker Lincoln Center uraufgeführt werden sollte. «Und ich», dachte Georg, «habe es auf den Teppich gelegt.»

    Aber nicht nur die Personen, auch die neunmalklugen Irrläufe der Musikwissenschaften, die diesem Treiben wort- und kenntnisreich Tiefe verleihen wollen, werden aufs Korn genommen:

    Der Tristanakkord, hatte er gelernt, sei aus sich selbst heraus gar nicht verständlich. Er würde aber verständlicher werden, wenn man sich Aeneas‘ ersten Auftritt in Purcells «Dido und Aeneas» vergegenwärtige. Noch verständlicher würde er werden, wenn sich darüber hinaus das 4. Rezitativ aus Bachs Kantate Nr. 82, die den Titel «Ich habe genug» trägt, einmal anschaue. (…) Je länger Georg die Stewart-Stern-Debatte studierte, um so klarer wurde ihm, daß die Tristanakkord-Forschung die Tendenz hatte, zu einer Forschung über alles mögliche zu werden.

    Künstler und Kulturschaffende zeichnen sich nicht unbedingt durch die Fähigkeit aus, über sich selbst und das, was sie tun, lachen zu können. Die, die es doch können, werden aber helle Freude an diesem Buch haben.