Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Kategorie: Fundstücke

  • Querdenker raus!

    Mir sind selbsternannte Querdenker sehr suspekt. Sich selbst so zu nennen ist eitel und erstmal nichts als eine Behauptung. Häufig steckt auch die als Stärke getarnte Unfähigkeit geradeaus denken zu können dahinter und dann dient der Begriff »Querdenker« nur als Euphemismus für »Idiot«. Als besonders unangenehmes Beispiel stößt mir immer wieder der ewig neunmalkluge Brand-eins-Leitartikler Wolf Lotter auf. Das ist wirklich ein ganz großer Minuspunkt, denn Brand eins ist sonst ein durchaus anregendes, interessantes Magazin.

    Mir ist dessen Querdenkerei zum ersten Mal allerdings nicht in Brand eins, sondern in einem Interview im Kulturmanagement.net-Letter aufgestoßen, wo er vermeintlich subversive Gedanken zur Finanzierung des Kulturwesens äußerte. Toll quergedacht, aber leider entlarvt er sich selber, indem er Begriffe falsch benutzt oder verwechselt (z.B. »Subvention« statt »Finanzierung«) und Sachverhalte unrichtig und verzerrt darstellt, damit sie in seine Linie passen. Z.B. spricht er vom »Beamtenkünstler«, den es praktisch nicht gibt, der nach Lotter aber zum Wohle der Kunst dringend abgeschafft werden müsste! Und am Schluss läuft es (wie auch in den meisten seiner Brand eins-Artikel) doch nur auf das Bullshit-Fazit »Mehr Eigenverantwortung« hinaus und ist damit an Zeitgeist-Konformität und Floskeligkeit kaum zu toppen.

  • Vai in der Tube

    Vor ungefähr zehn Jahren gab es eine Zeit, in der jede Metalband, die etwas auf sich hielt, ein Album mit Orchester machte: Metallica, Yngwie Malmsteen, Deep Purple nahm ihr Concerto for Orchestra noch einmal auf, die Scorpions machten was mit den Berliner Philharmonikern usw. usf.

    Steve Vai war damals nicht dabei, aber bastelt jetzt gerade an einem Album bzw. einer DVD mit Orchester. Auf dem letzten Album gab es mit »Lotus Feet« bereits einen kleinen Vorgeschmack, der zwar orchestermäßig nix besonderes, aber immerhin ganz nett war. Ordentliches Filmmusikniveau. Jetzt habe ich gerade noch einen Vorgeschmack auf youtube entdeckt, den ich allerdings ziemlich enttäuschend fand:

    Der ganze Song ist einfach für Orchester uminstrumentiert. Der Anfang klingt wie »El Condor Pasa« für Arme und ab Einsatz der Gitarre produziert das Orchester dann eigentlich nur noch Hintergrundgeräusch. Schade, dass Stevie sich für sein Orchesterprojekt nicht etwas mehr von seinem Mentor und Lehrer Frank Zappa und z.B. dessen Album »Yellow Shark« hat inspirieren lassen. Wäre etwas anderes gewesen, als der 112. Rocker, der was mit Orchester macht und insofern Vai eher würdig gewesen. Naja, mal das Album abwarten.

    P.S.: Hm. Sorry für die Überschrift. Vielleicht doch lieber wieder Zahlen?

  • Die Friedrich-Naumann-Stiftung, die sich jetzt in etwas missglücktem Deutsch »Friedrich Naumann – Stiftung für die Freiheit« nennt, hat eine Studie bezahlt, die »die Forderung nach einem differenzierten Studienentgeltsystem« unterstützt. Die Begründung für Studiengebühren ist, dass Akademiker »trotz ihres guten Verdienstes über Steuern weniger ans Hochschulsystem zurück[zahlen], als sie an Ausbildungsleistungen erhalten haben.«

    Ich bin neulich in einer Diskussion schon einmal auf diese These gestoßen worden und habe daraufhin mal für mich überschlagen, dass ich bei einigermaßen zurückhaltenden Verdienstaussichten mein Studium nach ca. 15 Jahren komplett zurückbezahlt haben werde. Dabei habe ich noch nicht einmal zugrunde gelegt, dass ich an einer der finanziell am schlechtesten ausgestatteten Unis in Deutschland studiert habe. Folglich werde ich mich dann also die verbleibenden 25 Jahre meines Berufslebens an der Finanzierung von Schulen, Polizei, Bürokratie, Straßen und Theatern beteiligen.

    In der Diskussion um Studiengebühren wird in meinen Augen vor allem bei zwei Punkten zu kurz gedacht:

    • Bildung wird allein als Investition in einzelne Personen gesehen. Das ist sie sicher auch, aber sie ist genauso Investition in eine Gesellschaft. Der globale Wettbewerb findet auf volkswirtschaftlicher Ebene statt und nicht zwischen Kim Lee und Stefan Schulz persönlich.
    • Das heißt in meinen Augen, dass die Sicherung eines hohen Bildungsniveaus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Es besteht ja politisch Konsens darüber, dass Bildung die wichtigste Ressource westlicher Länder ist oder zumindest wird. Ich verstehe daher nicht, warum der Zugang zu Bildung durch Studiengebühren erschwert wird. Das ist dämlich.

    Wie viel von der wissenschaftlichen Unabhängigkeit der Studie zu halten ist, lässt sich schon aus dem Titel ablesen: »Grundlagen eines differenzierten Studienentgeltsystems«. Durchgeführt wurde sie vom »Liberalen Institut«. Sagen die FDP-Politiker in Wahlkampfreden nicht immer, es sollte ohne »ideologische Scheuklappen« diskutiert werden?

    P.S.: Ab dem nächsten Eintrag gibt’s dann auch wieder richtige Überschriften. 😉

  • Mehr Luft

    Vor ein paar Tagen habe ich als Valentino Yiyuan meine ersten Gehversuche im Second Life gemacht. Jetzt mit neuem, schnellen Rechner ging das endlich mal. Mit dem alten Ding hatte ich es zwar einmal kurz versucht, aber das hat einfach keinen Spaß gemacht.

    Es ist genau so, wie man immer liest: Man führt sinnfreie Unterhaltungen und gleich auf der Orientation Island wurde ich von einer französischen Nymphomanin sexuell belästigt. »How to have sex in second life« fragte sie mich zuerst, dann verfolgte sie mich eine Weile und sagte irgendwann »I want you« und forderte mich schließlich auf: »Look at my breast!«.

    Dabei fällt mir ein, dass ich neulich eine echt heiße Nacht im CityNightLine hatte. Die Klimaanlage war nämlich kaputt. Das war ziemlich entsetzlich und ich habe lange Zeit kein Auge zugemacht. Und wenn ich gerade einigermaßen weggedämmert war, schreckte ich mit dem panikartigen Gefühl wieder hoch, keine Luft mehr zu bekommen.

    Dass man im Second Life sich einfach in die Luft schwingen und fliegen kann ist da schon ein nicht zu verleugnender Vorteil gegenüber dem »Real Life«. Ansonsten ist die Kritik nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Entwickler recht fantasielos am Real Life orientiert haben. Martin Oetting stellt die naheliegende Frage, warum der Tatsache nicht Rechnung getragen wird, dass die Leute fliegenderweise das Haus aufsuchen, z.B., indem die Häuser vogelhausartige Eingänge bekommen.

  • Hitler ein Mann des Widerstands?!

    In der aktuellen Ausgabe der Zeit gibt es eine absolut brillante Kolumne von Harald Martenstein über die unsägliche Filbinger-Trauerrede von Günther »Butthead« Oettinger. Die Kolumne ist so sarkastisch, dass einem schon etwas mulmig zumute wird. Aber sie führt dadurch in Martensteins typischer Unbedarftheit vor Augen, wie haarsträubend Oettingers umstrittene Sätze eigentlich waren.

  • Frühling ist da

    Der Frühling ist da. Das merkt man nicht nur am blauen Himmel und den Temperaturen, sondern auch, wenn man sich auf youtube umsieht. Dort sind Blumen gerade ein großes Thema. Wie z.B. in diesem Spot:

    Oder auch in diesem besonders schrecklichen Clip.

  • Knut in Bern

    Die Berner Lokalzeitung »Berner Bär« hat sich in der Ausgabe vom 29. März bereits einen vorzeitigen Aprilscherz erlaubt. Titelgeschichte am Donnerstag war nämlich, dass Eisbär Knut aus Berlin zu Besuch kommt, um den trostlosen, aber berühmten Berner Bärengraben zu begutachten. Anlässlich des Besuchs entbrannte im Gemeinderat angeblich ein hitziger Streit, wer Knut denn nun als erstes streicheln dürfe:

    »Stapi Alex Tschäppät, stadtbekannter Hundeführer und Drachentöter, beharrte auf dem in der Stadtverfassung von 1191 garantierten präsidialen Erstpräsentationsrecht. Barbara Hayoz hingegen, als Golfspielerin ein Naturmensch par exellence, wollte nicht von dem anno 65 n. Chr. verbrieften Direktions-Bär-Vorpräsentationsrecht lassen.«

    Das kann ja nicht deren Ernst sein. Allerdings: Bei den Schweizer kann man da nicht ganz sicher sein.

  • Berühmte Waldorfschüler

    Bin heute auf eine Liste mit berühmten Waldorfschülern gestoßen. Sind ja doch mehr, als ich gedacht hätte. Z.B. Heiner Lauterbach – tsss. Ich dachte dagegen immer, dass Annie Lennox Waldorfschülerin gewesen sei und deswegen ihr Duo mit Dave Stewart »Eurythmics« genannt hat – eben auch in der typischen Schreibweise. Im Wikipedia-Eintrag über Lennox ist nur zu lesen, dass sie als Kind mit Eurythmie in Berührung gekommen ist.

    Insgesamt viele Schauspieler, ein paar Politiker und immerhin ein Profi-Fußballer!

  • Bremsen

    Heute war ich bei einem Fahrsicherheitstraining im Driving-Center in Veltheim. Ein ganz lustiger Tag, obwohl wir eigentlich nichts anderes gemacht haben, als bremsen zu lernen. Nur bremsen, bremsen mit Ausweichen, bremsen auf nasser Fahrbahn, bremsen mit »Pnö« (schwyzerdütsch für Reifen) ohne Profil auf nasser Fahrbahn usw. usf. Dazu ein bisschen Theorie, bei der ich mich an meine Führerscheintheoriestunden von vor 12 Jahren erinnert gefühlt habe, weil sie ebenso unterhaltsam waren. Habe mich gefragt, ob Fahrlehrer grundsätzlich lustige Personen sind? Bei Horst Schlämmer schien das nicht so der Fall zu sein. Naja, dafür ist Horst ja umso witziger, nicht wahr?

  • Segnungen des WWW

    Wie kam man bis vor relativ kurzer Zeit eigentlich ohne Internet aus? Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen und ich würde eher aufs Telefon verzichten. (Na klar, man kann ja auch übers Internet telefonieren!) Eine neue Segnung des Internets ist Monkey Kick-Off. Man kann sich kaum was dämlicheres vorstellen und sich selbst nur fassungslos dabei zu sehen, wie man zum Primaten degeneriert und versucht, sein Fingerspitzengefühl zu verfeinern und die Schusstechnik zu perfektionieren. Wie auch immer, 4503 Monkey Meters sind zu schlagen. Viel Spaß!