Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Schlagwort: Podcast

  • Podcast: Ein Kontrabass spielt selten allein

    Ein weiteres schönes Beispiel dafür, wie persönlich und authentisch man über soziale Medien kommunizieren kann ist der Podcast Ein Kontrabass spielt (selten) allein. Friedrich Witt – fast 80-jährig! – erzählt darin Anekdoten, Erlebnisse und Ansichten aus seinem Leben als Musiker und jahrzehntelanger Solobassist der Berliner Philharmoniker. Das ist ebenso unterhaltsam wie informativ und subjektiv. Nett sind auch die regelmäßigen Kontrabasseinlagen. Denn der Titel bringt es auf den Punkt: Wann hört man schon mal einen Kontrabass allein? Eine kleine Einschränkung ist, dass Witt zwischendurch immer wieder einmal gerne den Lobgesang anstimmt auf die guten alten Zeiten, in denen es noch richtige Dirigenten wie Karajan oder Furtwängler gab. Wie war das doch schön und vor allem so originell, wenn Karajan unzufrieden war und dem Orchester androhte, es zusammenbinden, mit Benzin übergießen und anzünden zu wollen. Heute möchten die Dirigenten lieber Claudio genannt werden, was bei Witt auf wenig Verständnis stößt. Wer das Buch oder das Stück Der Kontrabass kennt, der wird bei Witt auch immer wieder den Minderwertigkeitskomplex aufblitzen hören, den Patrick Süskind offenbar sehr treffend darstellt. Das wiederum macht den Podcast freilich sehr sympathisch.

  • Bayreuther-Festspiele-TV (Best practice VIII)

    Kürzlich wurden die ersten Bayreuther Festspiele unter der Leitung von Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier eröffnet – ohne Premiere. Wobei, das stimmt nicht ganz, denn eine Premiere gab es doch – den Podcast der Bayreuther Festspiele. Das ist erstmal eine gute Idee und läuft deswegen hier auch unter meiner in letzter Zeit stark vernachlässigten «Best practice»-Reihe. Auch wenn die Bezeichnung Podcast eigentlich irreführend ist. Denn streng genommen handelt es sich um einen Videocast und noch strenger genommen online gesendetes Bayreuther-Festspiele-TV. Bayreuther-Festspiele-TV deswegen, weil die kurzen Episoden, in denen immer ein Thema rund um die Festspiele behandelt wird, nichts anderes als nett gemachte PR-Clips sind. Die Bayreuther Festspiele nutzen Web 2.0-Medien für Web 1.0-Kommunikation. Es gibt zwar die Möglichkeit, den Pod- bzw. Videocast per RSS zu abonnieren, aber keinen Youtube-Kanal, wo sie gesammelt eingestellt würden, keine Twitter- oder Facebookankündigungen von neuen Episoden, keine Möglichkeit zu kommentieren oder sich mit anderen «Wagnerpsychopathen» zu vernetzen usw. Auch die Machart ist für meinen Geschmack noch sehr glatt und absichtsvoll und hat wenig von dem authentisch-persönlichen und im besten Sinne amateurhaften Charme, den gute Podcasts wie Schlaflos in München, Toni Mahoni oder das Literaturcafé haben. Trotzdem, verglichen mit der Medienarbeit, die offenbar noch vor zwei Jahren bei den Bayreuther Festspielen gepflegt wurde (s. Artikel in der Zeit Nr. 31), ist das nicht weniger als eine sehr begrüßenswerte Revolution!