Seit einigen Stunden wird bei @ElectricLit eine Kurzgeschichte des amerikanischen Schriftstellers Rick Moody getwittert. Die Geschichte mit dem Titel «Some Contemporary Characters» gilt als erste Arbeit eines renommierten Schriftsteller, die explizit für Twitter geschrieben wurde und gehört damit in die junge literarische Gattung der «Twitter fiction». Es geht um die Beziehung einer jüngeren Frau (Ich-Erzählerin) mit einem älteren Mann. Die Geschichte besteht aus 153 Tweets, die von heute bis zum 2. Dezember tagsüber (EST) im 10-Minutentakt veröffentlicht werden. Das Spannende an dem Projekt ist sicher weniger, eine solch überschaubare Menge an Text über drei Tage verteilt zu lesen, sondern vor allem, wie sich die Bedingungen von Twitter in der künstlerischen Form niederschlagen. Der erste Tweet lautete zum Beispiel:
Saw him on OKCupid. Agreed to meet. In his bio he said he had a “different conception of time.” And guess what? He didn’t show.
Knapp und direkt in der Form, lakonisch und stark im Inhalt. Die Tweets sind einerseits anschlussfähig, müssen aber aufgrund des zerstreuenden, unverbindlichen Charakters des Micro-Bloggings auch für sich stehen können. «Es war, wie Haikus zu schreiben», sagt Moody. Aber nicht nur das Werk selbst ist auf Twitter ausgelegt, auch der Vertrieb ist es: Wen die Idee überzeugte, der konnte sich anmelden, um die Geschichte automatisiert über seinen Account co zu veröffentlichen.