Twitteratur von Rick Moody
Seit einigen Stunden wird bei @ElectricLit eine Kurzgeschichte des amerikanischen Schriftstellers Rick Moody getwittert. Die Geschichte mit dem Titel «Some Contemporary Characters» gilt als erste Arbeit eines renommierten Schriftsteller, die explizit für Twitter geschrieben wurde und gehört damit in die junge literarische Gattung der «Twitter fiction». Es geht um die Beziehung einer jüngeren Frau (Ich-Erzählerin) mit einem älteren Mann. Die Geschichte besteht aus 153 Tweets, die von heute bis zum 2. Dezember tagsüber (EST) im 10-Minutentakt veröffentlicht werden. Das Spannende an dem Projekt ist sicher weniger, eine solch überschaubare Menge an Text über drei Tage verteilt zu lesen, sondern vor allem, wie sich die Bedingungen von Twitter in der künstlerischen Form niederschlagen. Der erste Tweet lautete zum Beispiel:
Saw him on OKCupid. Agreed to meet. In his bio he said he had a “different conception of time.” And guess what? He didn’t show.
Knapp und direkt in der Form, lakonisch und stark im Inhalt. Die Tweets sind einerseits anschlussfähig, müssen aber aufgrund des zerstreuenden, unverbindlichen Charakters des Micro-Bloggings auch für sich stehen können. «Es war, wie Haikus zu schreiben», sagt Moody. Aber nicht nur das Werk selbst ist auf Twitter ausgelegt, auch der Vertrieb ist es: Wen die Idee überzeugte, der konnte sich anmelden, um die Geschichte automatisiert über seinen Account co zu veröffentlichen.
5 Kommentare
Angy · 3. Dezember 2009 um 10:51
Literatur über Twitter – was ganz Neues für mich.
Es freut mich, dass dies schon künstlerische Züge mit sich bringt, denn so wird Literatur auf ganz andere Weise vermittelt.
Zugegeben, gewöhnungsbedürftig ist es schon, dennnoch eine nette Idee, die hoffentlich zahlreiche Follower und Nachahmer findet.
Gay-Tony · 10. Dezember 2009 um 13:36
Weiss hier jemand, ob es eine gedruckte Publikation geben wird?
Christian Holst · 10. Dezember 2009 um 22:43
Ich weiss es nicht, gehe aber nicht davon aus. Ist ja speziell für Twitter geschrieben.
Flirt Toni · 14. Januar 2010 um 0:34
Schade, ich hätte mich auch für eine gedruckte Version interessiert! Denn lesen am Rechner ist immer so eine Sache…
Christian Holst · 14. Januar 2010 um 13:05
Das stimmt zwar, aber Twitter ist ja ein Format für den Rechner oder mobile Geräte und ich denke, wenn man genau für dieses Format einen Text konzipiert, so wie Moody, dann wäre es viel eher mühsam, das gedruckt zu lesen.