Gestern waren wir in Tristan und Isolde im Bremer Theater. Beim Blättern im Programmheft vor Beginn der Oper fiel mir ein Wagner-Zitat ins Auge, in dem es heißt: »nur mittelmäßige Aufführungen können mich retten!« Mich überkam da schon die Befürchtung, das könne als vorweggenommene Entschuldigung für die Inszenierung gemeint sein. Aber so schlimm war es nicht.
Die Inszenierung war in einem neutralen Sinne einfach nichts sagend. Sehr abstrakt und minimalistisch angelegt, gewissermaßen »entrümpelt«, auch wenn das heute natürlich keine originelle Idee mehr ist. Im Prinzip ist »Tristan« aber die Oper von Wagner, die das am besten verträgt, weil die Handlung »ganz ins Innere der Figuren verlegt« ist, wie es immer so schön heißt. Die Regisseurin Reinhild Hoffmann machte Ernst mit diesem Gedanken, so dass es fast schon eine konzertante Aufführung in Kostüm war. Die Inszenierung blieb so zwar frei von modernistischem Schnickschnack und »heutigen« oder gar »verstörenden« Gags, aber leider auch von zwingenden Momenten und Bildern. Nur das Schlussbild war eine Ausnahme, wo es vom Schnürboden auf die den Liebestod sterbende Isolde herunterregnete, was durch geschickte Beleuchtung wirklich ziemlich gut aussah. Was das allerdings mit dem Liebestod zu tun hat, ist dann wieder eine andere Frage, eine, die nicht beantwortet wurde.
Musikalisch war die Aufführung allerdings außerordentlich gut und wirklich leidenschaftlich präsentiert. Die Sänger waren durch die Bank bemerkenswert – und bis auf Matthias Schulz als Tristan allesamt aus dem eigenen Ensemble rekrutiert. Lediglich den Kurwenal fand ich etwas schwach. Für die beiden Titelhelden und Orchester samt Interims-GMD Stefan Klingele gab es dann zu Recht tosenden Beifall.
Schreibe einen Kommentar