Psychologie des Theaters
In der Zeit gibt es gerade eine interessantes Interview mit der Sängerin Vesselina Kasarova. Zum einen beschreibt sie sehr eindrücklich den unglaublichen psychischen Druck, dem insbesondere Sänger, aber eigentlich aufführende Künstler insgesamt, ausgesetzt sind. Der ist wirklich beträchtlich. In der Champions League, in der Kasarova spielt, sicher besonders, aber grundsätzlich ist das an all den Staatsopern und -theatern auch nicht viel anders. Der Konkurrenzkampf ist ziemlich gnadenlos und jede jede neue Besetzungsrunde und jedes Vorsingen hält Kränkungen und Demütigungen bereit, die schnell an die Substanz gehen.
Die andere Seite dieser Kränkungen ist dann das Lamentieren über unfähige Kollegen (Dirigenten, Regisseure, Sänger), die auch in diesem Interview vorkommen. Interessanterweise wird nie von verschiedenen Auffassungen gesprochen, sondern immer gleich von Unfähigkeit. Auch das finde ich sehr typisch. Insofern gewährt dieses Interview einen kleinen, aber grundlegenden Einblick in die Psychologie des Theaters.
Ganz großartig beschrieben wird das übrigens in dem »Opernroman« von Petra Morsbach. Ein toller Roman, der in nüchterner, einfacher Sprache Szenen aus dem Leben verschiedener KünstlerInnen eines fiktiven mittelmäßigen Opernhauses portraitiert. Es hat mir vor allem deswegen so gut gefallen, weil es deutlich macht, dass die menschlichen Dramen, die sich hinter den Kulissen abspielen, häufig viel anrührender und ergreifender sind, als das was auf der Bühne passiert.
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