In der aktuellen Neon gibt es ein Interview mit jungen Theatermachern. Unter anderem wird dort der Trend angesprochen, dass junge Leute offenbar lieber brav inszenierte Klassiker als deren ausgeflippte Neu- und Umdeutungen sehen: »Vielleicht wollen die Leute gar nicht wissen, was Hamlet einem heute zu sagen hat. Vielleicht wollen sie Hamlet einfach nur mal sehen.« Die Schlussfolgerung zu dieser Aussage ist, dass den Leuten die Inszenierungen wohl häufig wurscht seien. Ich glaube allerdings, es sind weniger die Inszenierungen – ob brav oder ausgeflippt, Hamlet wird so oder so inszeniert – es sind die Regisseure und deren Ideen, die vielen Leuten egal sind.
In Bezug auf die Konkurrenzsituation Kino – Theater heißt es: »Das Live-Erlebnis ist aber wieder im Kommen, weil es unmittelbarer ist.« Dass das Theater unmittelbar sein soll, halte ich allerdings für ein großes Missverständnis, wo man hier doch die »Mittelbarkeit« des Apparates, der Aufführung, der Interpretation, der Wirkung an allen Enden und Ecken bemerkt und sie nicht selten in Theaterstücken reflektiert wird. Es ist vielleicht ehrlicher, authentischer, weil echte Menschen zu sehen sind und nicht deren Projektionen, aber es ist kaum je unmittelbar. Was das angeht, tun sich Theater und Kino nicht viel, das Kino ist nur wesentlich besser darin, seine »Mittelbarkeit« zu verstecken.
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