Dudamel: Der Obama unter den Dirigenten

Veröffentlicht von Christian Holst am

Gustavo Dudamel ist so eine Art Barack Obama unter den Dirigenten: Groß geworden in sehr bescheidenen Verhältnissen, dank starker Ausstrahlung und Begeisterungsfähigkeit eine spektakuläre Karriere in der jeweiligen Branche hingelegt und dort höchst rasant auf einen Spitzenposten durchmarschiert. Anfang Oktober trat Dudamel sein Amt als Chef des Los Angeles Philharmonic Orchestras an. Das Eröffnungskonzert in der Hollywood Bowl mit Beethovens 9. Sinfonie gibt es, leider in sehr bescheidener Bild- und Tonqualität, auf youtube zu sehen:

Mir scheint, dass Dudamel mit seinem ekstatischen Überschwang eine Tradition des Dirigierens wiederbelebt, die nach dem Tod von Leonard Bernstein und Sergiu Celibidache verloren gegangen ist. Gegenüber nüchtern-textkritischen, historisch informierten Interpretationen waren die radikal subjektiven, emotional zugespitzten und deswegen oft streitbaren Deutungen etwas in Verruf geraten. Möglicherweise läutet der immense Erfolg von Dudamel eine gewisse Trendumkehr ein. Denn wenn der Name Dudamel fällt, dann kann man hohe Beträge darauf wetten, dass Worte wie Leidenschaft, Rausch oder Ekstase noch im gleichen Atemzug folgen werden.

Kategorien: DiversesMusik

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