Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Schlagwort: Bildung

  • Von der Kultur- zur Bildungseinrichtung

    In einer kürzlich versendeten Pressemitteilung befürchtet die Deutsche Orchestervereinigung massive Einbrüche bei den Zuhörerzahlen. Allerdings nicht aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise oder aufgrund des viel beschworenen demografischen Wandels. Grund ist vielmehr die Entscheidung der Kultusminister der Länder, die Studienbereiche Musik, Kunst und Sport (bzw. Bewegung) für Grundschullehramtsstudenten zum Bereich «Ästhetische Bildung» zusammenzufassen.

    Wenn jetzt aber schon in der Lehrerausbildung für die Grundschulen Musik, Sport und Kunst in einen Topf geworfen werden, wird man keinem dieser Fächer mehr gerecht. Das ohnehin schon stark reduzierte Singen und Musizieren in der Grundschule wird massiv weiter zurück gehen. Das ist katastrophal, denn wo soll überhaupt noch die Basis für das Opern- und Konzertpublikum der Zukunft herkommen?

    fragt DOV-Geschäftsführer Mertens.

    Auch wenn letztlich viel von der konkreten Ausgestaltung dieses Beschlusses abhängen wird, ist die Sorge nicht unberechtigt. Denn die Faszination klassischer Kultur wird ganz wesentlich durch das Praktizieren vermittelt und zwar nur dann, wenn dieses Praktizieren eine gewisse Intensität erreicht. Für Kultureinrichtungen ist es daher schwer, diese Lücke zu füllen und die Bildungsaufgabe zu übernehmen, auch wenn es zukünftig genau darauf hinaus laufen wird. Ein Trend, der sich aber ohnehin seit einiger Zeit abzeichnet und zumindest angehende Kulturvermittler freut.

  • Metamorphose des Brockhaus

    Ein aktuell viel diskutiertes Thema in Feuilletons und Blogs ist die Ankündigung, dass es den Brockhaus zukünftig nur noch online geben wird. Warum da allerdings vom Tod des Brockhaus die Rede ist, habe ich nicht ganz verstanden. Schließlich sind doch trotz aller Statussymbolträchtigkeit des gedruckten Brockhaus im Wohnzimmerschrank die Inhalte das Entscheidende und die bleiben erhalten. Ob sich der Online-Brockhaus dann gegen Wikipedia behaupten kann, wird sich erst noch zeigen. Die Chancen, dass das gelingt, stehen allerdings nicht schlecht, denn der Brockhaus genießt »ein wesentlich größeres Vertrauen als Wikipedia«, wie Christian Henner-Fehr schreibt. Das ist sicher richtig.

  • Was soll G8 in der Schule?

    In der FAZ gibt es einen äußerst lesenswerten Artikel über die G8-Schulreform und Politiker und Funktionäre, die Bildung mit Wissen verwechseln. Möglicherweise weil es ihnen zumindest an ersterem mangelt. Besonders schöner Satz:

    Früher nannte man jemanden einen Streber, einen Fachidioten, wenn man sagen wollte, dass da einer keine Lebenserfahrung außerhalb der Schule gesammelt hat. Dass sich da einer versteigt in fachliche Richtigkeiten, ohne das Richtige an den rechten Platz im Leben rücken zu können.

    Ich kann dem Autor nur zustimmen, auch zu dem, was er bereits vor der Hessen-Wahl geschrieben hat.