Zeitung lesen

Veröffentlicht von Christian Holst am

Die Strecke Bremen – Bern dauert acht Stunden im Zug, wenn man Pech hat länger. Man hat also Zeit ohne Ende. Die ZEIT ist daher allein wegen ihres Umfangs eine gute Lektüre für lange Bahnfahrten. Aber natürlich vor allem, weil sie eine anständige Zeitung ist. Manchmal vielleicht ein bisschen blasiert und manchmal ist die phlegmatische Weitschweifigkeit etwas anstrengend, aber sei’s drum.

Ich verstehe nicht, warum man eine Tageszeitung lesen sollte. Da stehen immer die Sachen drin, die man schon seit dem vorigen Abend aus den Nachrichten weiß. Für die meisten Nachrichten reicht es sogar, die Schlagzeilen von der GMX– oder web.de-Startseite zu lesen. Mehr als dass Herr Stoiber mal wieder in Sachen Gesundheitsreform querschießt muss man doch gar nicht wissen – wenn überhaupt. Aber mit dem Wortlaut und den Erwiderungen von Frau Schmidt, Frau Merkel, Herrn Beck und Herrn Westerwelle füllen die Redaktionen der Tageszeitungen dann ihre Seiten. In meinen Augen alles eitles Geplänkel.

Die ZEIT dagegen verfolgt in der Tendenz eher den großen Bogen in der Stimmungslage der Nation und beleuchtet deren Hintergründe in sorgfältig abwägenden Besinnungsaufsätzen. Dabei kommt ein breites Spektrum an Meinungen und Haltungen zu Wort. Das macht ihre Anständigkeit aus und unterscheidet sie wohltuend von z.B. dem agitatorischen Tonfall des Spiegels und den simplen Weisheiten, die der Focus in griffigen Diagrammen unters Volk bringt.

Kategorien: Reisen

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