Pelleas in Bremen
Ich mag Bremen ja, fühle mich hier zu Hause und leide mittlerweile schon mit Werder mit, weil sie gerade den Anschluss in Sachen Meisterschaft verpassen. Aber gute Oper kann man hier nicht sehen. Zuletzt musste ich das in Pelleas et Melisande feststellen. Eine Inszenierung von Konstanze Lauterbach, einer Schauspielregisseurin, deren Herangehensweise von wenig Gespür für die Musik getrübt war. Die Subtilität und Uneindeutigkeit der Handlung und der Musik fanden sich in der grobmotorischen Bildersprache (vgl. Wikipedia, dort ist von »reicher, artifizieller Körpersprache« die Rede) überhaupt nicht wieder.
Stattdessen war die Welt von Pelleas und Melisande als ramponierte Kinderwelt angelegt, die von bösen Erwachsenen immer weiter demoliert wurde, was bei den Liebenden verheerenden psychischen Schaden anrichtete. Mal abgesehen von der Frage, was dieser Ansatz über das Stück sagt, fehlte der Inszenierung insgesamt die Linie. Es reihte sich ein geistreicher Regieeinfall an den nächsten und dröselte dem Zuschauer das Stück so anhand einer Folge von szenischen Nummern auf.
Musikalisch war es für eine nicht mehr ganz premierennahe Abonnementsvorstellung immerhin recht ordentlich. Zwar spielte das Orchester den Farben- und Facettenreichtum der Partitur nicht aus, aber insgesamt konzentriert und präzise. Die Hauptpartien waren durchaus sehr gut besetzt, insbesondere Nadine Lehner als Melisande war stimmlich und darstellerisch sehr präsent und überzeugend.
Dennoch: nach dem dritten Besuch und der dritten Enttäuschung bin ich jetzt doch gespannt auf die neue Intendanz. Eigentlich kann es nur besser werden.
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