30
In Herr der Diebe heißt es so ungefähr, dass man sich als Kind immer wünscht, erwachsen zu werden und groß zu sein und wenn man es dann endlich ist, dann wünscht man sich, wieder ein Kind sein zu können. Da in meinem Schweizer Quartier eine wii-Konsole vorhanden ist, muss dieser Wunsch keiner bleiben und ich konnte gestern die aufkeimende Depression, 30 zu werden, mit virtuellen Box-Kämpfen und Tennismatches bekämpfen. Heute hatte ich schon einen Tennisarm. Nicht virtuell.
Naja, Depression ist natürlich reichlich übertrieben. Mit einem runden Geburtstag ist es einfach ähnlich, wie mit dem Jahreswechsel, er eignet sich besonders, um zu resümieren. Mit 30 stellt man fest, dass schon viele Weichen für das restliche Leben gestellt sind und Entscheidungen sich nicht mehr so leicht rückgängig machen lassen, wie mit Anfang 20. Außerdem ist es so, dass sich viele Ideale und Vorstellungen, die ich mit 20 noch hatte, mittlerweile an der Realität abgerieben haben. Das klingt vielleicht sehr resignativ, aber eigentlich nur, wenn man den Jugendwahn und Anti-Aging auch mental mitmacht und ein Verfechter von permanenter blinder Dynamik ist. Denn dass man sich und die Welt genauer und abgeklärter einschätzen kann, ist doch ein guter Schritt Richtung Weisheit und etwas, dass das Alter der Jugend voraus hat.
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