Österreicher mögen Kalbsbeuschl aber ekeln sich vor Vokalen

Veröffentlicht von Christian Holst am

Etwas ernüchternd an Bregenz und Lindau war, dass man dort kaum regionale Spezialitäten mehr bekommt. In den Supermärkten bekommt man sowieso genau das gleiche wie in Bremen oder sonstwo, abgesehen mal vom Käse und der Tatsache, dass manche Sachen anders heißen. Quark heißt z.B. Topfen, weswegen Milram für Österreich andere Verpackungen benutzt. Aber auch sonst: man kann an jeder Ecke italienisch essen gehen, aber für österreichische Spezialitäten, wie z.B. Kalbsbeuschl (s. Foto), muss man dann schon eine Weile suchen. Und man kann nicht sagen, dass die Mühe belohnt würde und Kalbsbeuschl eine echte Entdeckung seien. Dann lieber Apfelstrudel oder Wiener Schnitzel, auch wenn das natürlich nicht nur in Österreich bekannt ist.

Kalbsbeuschl

Ansonsten gibt es natürlich Fisch aus dem Bodensee, insbesondere Zander, Felchen und Egli. Aber der schmeckte meistens ziemlich fad, als wüssten die Köche nicht recht was damit anzufangen. Insofern hat es uns auch kaum gewundert, dass man sich in Lindau dann lieber auf die norddeutsche Fischküche kapriziert hat, die zwar nicht raffiniert, aber immerhin schmackhaft ist. In Lindau gab es allerorten Matjes und Scholle mit Kartoffelsalat und Remoulade zu bestellen.

Die letzte Bastion kultureller Eigenständigkeit scheint die Sprache zu sein. Beim Bregenzer oder evtl. auch Vorarlberger Dialekt handelt es sich um eine eigenartige Mischung aus Österreichisch, Schwyzerdütsch und Bayrisch. Die Vokale sind häufig typisch österreichisch gedehnt (ich finde ja, die Österreicher und insbesondere die Wiener reden so, als würden sie sich vor den Vokalen ekeln), die Konsonanten krachend und kratzend wie bei den Schweizern und bestimmte Worte und Floskeln wie z.B. »Servus« und »Pfiadi« aus dem Bayrischen übernommen.

Kategorien: Reisen

4 Kommentare

Christian · 29. Juli 2007 um 18:53

Da tust Du der Bodenseeregion aber Unrecht, denn die regionale Küche gibt es durchaus und die dazugehörigen Lokale auch. Vielleicht sollten wir uns dort mal treffen.

Über Deine Beschreibung des Vorarlberger Dialekts musste ich wirklich Lachen, so hat das noch niemand ausgedrückt. Ich könnte nie so ins Detail gehen, weil ich nur selten was von diesem Dialekt verstehe. 🙂

ch · 29. Juli 2007 um 21:40

Das ist doch ein Angebot! Ich bin voraussichtlich Ende September in Dornbirn und wäre gespannt, trotz der nicht so ermutigenden ersten Erfahrungen mit der Vorarlberger Küche besser bekannt zu werden. 🙂 Ach: Most als typisches Getränk hat mich leider auch nicht so überzeugt.

Christian · 31. Juli 2007 um 8:38

Ich bin wohl erst im November wieder dort, aber mal sehen. Vielleicht ergibt sich ja kurzfristig noch eine Möglichkeit.
Most ist auch nicht meins, das kann ich nachvollziehen.

ch · 31. Juli 2007 um 11:00

Das mit dem Most fand ich allerdings nicht so schlimm, denn guten Wein gibt es ja in Österreich. 🙂

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