Fünf Mal Oper

Veröffentlicht von Christian Holst am

Da ich fand, dass es mal wieder Zeit ist für eine neue Folge in der Reihe »Fünf mal…« ist, hier und heute fünf hörenswerte Opern.

Norma mochte schon Wagner, was erstaunlich ist, weil er ja normalerweise kein gutes Haar an der italienischen Oper ließ. Und Norma ist durch und durch italienische Oper: Liebe, Eifersucht, Tod und wunderbare Melodien. Seit ich Norma an der Stuttgarter Staatsoper gesehen habe, mag ich sie auch. Hauptgrund war die wirklich phänomenal singende Catherine Naglestad, die auf sehr eindrucksvolle Weise vorgeführt hat, in welche euphorische Verzückung man durch vollendeten Belcanto versetzt werden kann.

Ich zähle mich nicht zu den großen Mozartfans und freue mich durchaus über so ketzerische Aussagen wie den berühmten Kommentar von Glenn Gould zur g-Moll Sinfonie: »Die Sinfonie in g-Moll besteht aus acht bemerkenswerten Takten umgeben von einer halben Stunde Banalität.« Hehe! Allerdings bin ich ein großer Fan von Le Nozze di Figaro. Für mich zweifellos und mit Abstand die beste Mozartoper und eine der besten Opern überhaupt. Wenn es gut läuft, sitzt man im Theater und ist nach zwei Takten Ouvertüre einfach gut drauf. Wenn es nicht so gut läuft, kann es allerdings auch ein langer Abend werden.

Sehr viel deutscher als diese beiden Opern ist Wagners Parsifal. Für ihren quasi-religiösen Charakter, der schon in der bemerkenswerten Gattungsbezeichnung Bühnenweihfestspiel zum Ausdruck kommt, wurde und wird sie häufig belächelt. Zu allererst von Nietzsche, heute von jedem Regisseur, der nicht für blöd und reaktionär gehalten werden möchte. Das ist schade, denn in dieser Hinsicht ernst genommen wäre das Bühnenweihfestspiel mit Sicherheit »verstörender« als das, was Regisseuren so dazu einfällt.

Aufgrund des ebenfalls religiös anmutenden Sujets irgendwie ähnlich ist Olivier Messiaens Oper Saint Francois d’Assise. Noch mehr als bei Parsifal ist bei Francois d’Assise allerdings die Frage, ob man von Oper überhaupt sprechen kann. Messiaen gab dem Werk den Untertitel »Franziskanische Szenen«, was sicher eine treffendere Gattungsbezeichnung ist. Bei den Szenen handelt es sich eher um szenische Meditationen über Stationen im Leben des Franz von Assisi. Erstaunlich ist der tiefe, gänzlich undistanzierende, unironische Ernst dieses Werks. Die Auftritte des Engels gehören in meinen Augen zu dem Schönsten, was die Musik des letzten Jahrhunderts zu bieten hat (weil es eigentlich wie Musik des vorletzten Jahrhunderts klingt 😉 ), die Szene, in der Franziskus die Wundmale empfängt, zu dem Monumentalsten und Beeindruckendsten.

Über The Fairy Queen von Purcell habe ich schon einmal im Beitrag Fünf Mal Barock geschrieben. Meistens finde ich Barockoper ziemlich langweilig, aber diese ist wirklich bezaubernd.


3 Kommentare

beisasse · 13. Dezember 2007 um 20:05

wagner mochte schon norma? norma mochte schon wagner. lustig, diese uneindeutigkeit, wo subjekt und wo objekt ist.

an parsifal interessiert mich so langsam die geschichte. mehr als die wagner-version. in zeiten von dan brown trittbrettfahrern sollte doch wohl der nächste regisseur irgendwas da vince code mässiges in seine inszenierung einbauen, findste nicht? (ich weiss, du fändest das forchtbar!)

neenee, der untertitel ist „huits tableaux franciscaines“ (keine garantie für die französische ortografie), d.h. acht franziskanische *bilder. das ist noch reduzierter als „szene“ …

holstblog · 13. Dezember 2007 um 22:13

Forchtbar? Das Kriterium, an dem sich Regiekunst messen lassen muss, ist »verstörend«. Deswegen »macht« das rein gar nichts mit mir.

holstblog · 1. Januar 2008 um 22:30

Was den Untertitel angeht hatten wir übrigens beide recht. Der lautet vollständig: „Scènes franciscaines en trois actes et huit tableaux“.

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