Initiative Printmedien
Die Gesamtauflagen der deutschen Tageszeitungen sind seit 1993 – dem Jahr, als der Netscape-Browser auf den Markt kam – um gut 5,6 Mio. gesunken, konkret von 30,5 auf 24,9 Mio. Dieses wirtschaftliche Problem der Werbung verkaufenden Zeitungsverlage deutet die Initiative Printmedien in ein kulturelles um: Die Jugend werde immer lesefauler, was geradewegs in die Politikverdrossenheit und demokratische Teilnahmslosigkeit führe. In einem Konzeptpapier von Kulturstaatsminister Bernd Neumann heißt es:
Auch gibt es immer mehr Stimmen, die einen Zusammenhang zwischen der abnehmenden Nutzung von Printmedien, sinkender Lesefähigkeit und wachsendem Desinteresse an politischen und gesellschaftlichen Fragen sehen. Deshalb ist es nicht nur für den Fortbestand einer pluralistischen Medienordnung, sondern auch für die Zukunft unserer Demokratie insgesamt lebenswichtig, dass besonders junge Menschen stärker über die klassischen schulischen Angebote hinaus an einen mündigen Umgang mit Zeitungen und Zeitschriften herangeführt werden.
Dass diese Behauptung falsch ist, wird in einem sehr lesenswerten Artikel auf Spiegel online erklärt. Tatsächlich nutzen viele Leute, gerade junge, vermehrt das Netz zur Information und werden dabei weder dümmer noch teilnahmsloser – eher im Gegenteil. Ich selbst verstehe auch nicht, warum man überhaupt eine Tageszeitung lesen sollte. Da stehen immer die Sachen drin, die man schon seit dem vorigen Abend aus den Nachrichten weiß oder längst als Schlagzeile bei GMX oder web.de gelesen hat. Für etwas fundierteren Informationsbedarf sind die (kostenlosen) RSS-Feeds z.B. der Süddeutschen oder der FAZ die bessere, schnellere Lösung.
Die Behauptung, dass Netzangebote weniger anspruchsvoll sind, widerlegt ja auch der Test, dem ich dieses Blog gestern unterzogen habe. 😉
1 Kommentar
Chefsache Geistiges Eigentum � Kulturblogger · 28. April 2008 um 17:24
[…] 23.4.: Initiative Printmedien […]