Ohne Strategie: Kulturmanagement-Studiengänge
Kürzlich hat Christian Henner-Fehr gefragt, welche Ausbildung für Personen geeignet sind, die Führungspositionen in Kulturbetrieben anstreben. Er stellte exemplarisch den Master in Kulturmanagement dem MBA-Programm der Donau-Universität Krems gegenüber. In den Kommentaren zu dem Eintrag habe ich angemerkt, dass es sich allgemein kaum sagen lässt, was für angehende Kulturmanager empfehlenswerter sei.
Beim Vergleich des Lehrangebots dieser beiden Studiengänge – man könnte wahlweise auch andere MBA- oder KM-Studiengänge heranziehen – fällt auf, dass in den Kulturmanagement-Lehrgängen drei wesentliche Aspekte fehlen: Strategisches Management, Führung und Personal- oder HR-Management. Braucht man das alles als Kulturmanager nicht? Wohl kaum. Es wäre gerade sinnvoll: Zum einen angesichts der beträchtlichen strategischen Herausforderungen, die sich Kultureinrichtungen stellen und in den kommenden Jahren stellen werden, zum anderen aber auch, weil in Kulturbetrieben ein besonders geschicktes Händchen im Umgang mit den nicht selten hochsensiblen Mitarbeitern gefragt ist. Trotzdem beschränkt sich das Kulturmanagement als wissenschaftliche Disziplin vor allem auf die Themenfelder Finanzierung, Marketing und Recht. Auch wichtig, sicher, aber unterm Strich ungenügend, um einen Kulturbetrieb zu führen. Also spiegelt sich in den derzeit angebotenen Lehrgängen die Krise der Kulturbetriebe (um es möglichst melodramatisch auszudrücken) in erstaunlich sinnfälliger Weise wieder und ich denke mittlerweile doch: lieber einen MBA machen.
6 Kommentare
Christian Henner-Fehr · 4. März 2009 um 21:55
Ich hatte gestern ein Gespräch, bei dem es um eine ähnliche Frage ging: Weiterbildung in Kulturmanagement oder Organisationsentwicklung? Wir kamen am Ende zu dem Ergebnis, dass es viel sinnvoller ist, sich des Themas Organisationsentwicklung anzunehmen, weil man damit sehr viel eher ein Alleinstellungsmerkmal hat und zweitens das entsprechende Expertenwissen im Kunst- und Kulturbereich fast völlig fehlt.
Du hast schon Recht: da besteht ein Zusammenhang zwischen der aktuellen Situation im Kunst- und Kulturbereich und den Inhalten der diversen Kulturmanagement-Lehrgänge.
CH · 6. März 2009 um 13:36
Ja, das würde ja auch zur strategischen Arbeit gehören. Vor allem ist hier spezifisches Know-How gefragt, weil es eben doch viele Besonderheiten in Kulturbetrieben gibt, die spezielle Anforderungen ans Management stellen und im KM berücksichtigt werden müssen. Die Besonderheiten beschränken sich ja nicht auf das Marketing oder die Finanzierung. Wenn man diese Dinge nun nicht in KM-Lehrgängen lernen kann, dann muss man allerdings höhere Adaptions- und Transferleistungen erbringen.
Steve · 7. März 2009 um 11:13
Also ich denke auch, der MBA eignet sich besser, aber im Alltag sollte die Weiterbildung und die Weiterentwicklung genauso wenig fehlen. Nicht nur Werbung und Finanzierung sind entscheidend, sondern noch viel mehr, um sich auch von anderen Einrichtungen abzuheben.
Christian · 8. März 2009 um 13:48
Also ich sage ja nichts dagegen, wenn man für einen Beruf studieren muss, aber ich finde, dass die Studiengänge immer mehr werden. Es wird einfach viel zu viel und ich finde, dass einfach die Realität aus den Augen verloren geht. Wir können nur noch alles auf dem Blatt Papier machen aber nicht umsetzen. Ich kenne viele Studenten, die in ihrem Job nicht zurecht kommen weil sie nie so etwas in die Richtung gemacht haben, denn sie kennen es ja nur vom dem Papier. Ich finde da muss mehr Praxis her.
daniela · 9. März 2009 um 9:52
Ich mache gerade den besagten MBA, bin auch recht zufrieden mit der Ausbildung. Es gibt viele praktische Teile, in denen man natürlich auch mit den Themen Personalmanagement etc. in Kontakt kommt.
Learning by doing ist halt irgendwie doch sinnvoller als nur zu lesen.
Kulturblogger › Neuer Studiengang in Theatermanagement · 12. August 2009 um 18:39
[…] einiger Zeit habe ich bemängelt, dass Strategiearbeit in den mittlerweile sehr zahlreichen Kulturmanagement-Ausbildungen keine […]