Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Blog

  • Chefsache Geistiges Eigentum

    Im Umgang mit einem Problem lässt es die deutsche Kreativwirtschaft seit langem an Kreativität mangeln: bei dem Problem der Raubkopien. Zum Tag des Geistigen Eigentums haben zahlreiche Künstler in einem offenen Brief die Bundeskanzlerin aufgefordert, sich um dieses Problem zu kümmern. Merkels Unterstützungszusage hat nicht lange auf sich warten lassen. Auch Kulturstaatsminister erweist sich erneut als Handlanger der Kulturindustrie-Dinos (vgl. Eintrag vom 23.4.) und schmeißt ein paar Ideen in die Runde.

    Auch wenn das jetzt zur Chefsache gemacht wird, wird es ein Kampf mit der Hydra bleiben. Die pfiffigeren Künstler haben das längst verstanden und ihr Geschäftsmodell angepasst. Anstatt ihre Fans zu kriminalisieren, verschenken sie ihre Musik und verdienen ihr Geld mit Merchandising und Konzerten. Erlebnisse lassen sich nicht verlustfrei vervielfältigen wie digitale Dateien.

    Wer dies nicht langsam versteht, wird am Ende nicht nur den Kampf gegen die Raubkopierer und Co. verlieren, sondern auch gegen die, die sich frühzeitig auf die neuen Gegebenheiten eingelassen haben.

    Fefe nennt noch einen weiteren Grund, warum man sich als Konsument nicht zuviel Sorgen machen muss:

    bisher hat die Merkel noch alles mit Pauken und Trompeten verkackt, was sie zur Chefsache gemacht hat.

    🙂

    Gefunden bei Svens Blog.

  • Lang Lang gedopt?

    Durch ein Interview mit dem Pharmakologen und Doping-Experten Fritz Sörgel, das ich gerade gehört habe, bin ich auf ein sehr interessantes Tabuthema gestoßen und zwar: Doping im Kulturbereich. Das klingt vielleicht erstmal nach einem blöden Witz, ist aber durchaus nicht so gemeint. Kürzlich schrieb ich im Zusammenhang mit Trip to Asia über den immensen Leistungsdruck bei Musikern. In dem Film klang bereits an, dass Alkoholkonsum für manchen eine Strategie sein kann, diesen Druck zu kompensieren. Allerdings ist Alkohol natürlich keine leistungssteigernde Substanz im Sinne des Doping.

    Wohl aber sind es die nach Sörgel in Musikerkreisen ebenfalls durchaus verbreiteten Beta-Blocker, die gegen Nervösität und Panik helfen, indem sie die durch Stress und Belastung steigende Herzfrequenz senken; indirekt erhöhen sie so auch die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Wer sich als Instrumentalist in einem Wettbewerb oder Probespiel auf diese Weise einen Vorteil verschafft, würde im Sport als gedopt gelten. Ritalin, das zur Behandlung von ADS eingesetzt wird, wirkt bei gesunden Menschen als »Brainbooster« und wird deswegen auch bei Lernstress eingeworfen. Ein Schauspieler, der Faust oder Wallenstein zu spielen hat, kommt da sicher auch leicht in Versuchung. Vielleicht muss zukünftig nicht nur bei der Olympiade und der Tour de France kontrolliert werden, sondern auch bei den Salzburger Festspielen?

  • Initiative Printmedien

    Die Gesamtauflagen der deutschen Tageszeitungen sind seit 1993 – dem Jahr, als der Netscape-Browser auf den Markt kam – um gut 5,6 Mio. gesunken, konkret von 30,5 auf 24,9 Mio. Dieses wirtschaftliche Problem der Werbung verkaufenden Zeitungsverlage deutet die Initiative Printmedien in ein kulturelles um: Die Jugend werde immer lesefauler, was geradewegs in die Politikverdrossenheit und demokratische Teilnahmslosigkeit führe. In einem Konzeptpapier von Kulturstaatsminister Bernd Neumann heißt es:

    Auch gibt es immer mehr Stimmen, die einen Zusammenhang zwischen der abnehmenden Nutzung von Printmedien, sinkender Lesefähigkeit und wachsendem Desinteresse an politischen und gesellschaftlichen Fragen sehen. Deshalb ist es nicht nur für den Fortbestand einer pluralistischen Medienordnung, sondern auch für die Zukunft unserer Demokratie insgesamt lebenswichtig, dass besonders junge Menschen stärker über die klassischen schulischen Angebote hinaus an einen mündigen Umgang mit Zeitungen und Zeitschriften herangeführt werden.

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  • Schlau genug?

    Über schlaflosinmuenchen bin ich auf eine Seite aufmerksam geworden, auf der man testen kann, welches Maß an Bildung erforderlich ist, damit man ein Blog mit Gewinn lesen kann. Links das Ergebnis für dieses Blog.

  • Die Erben Maos

    Die Vorfreude auf die olympischen Sommerspiele in Peking halten sich wohl momentan auf allen Seiten in Grenzen. Alle Hoffnungen die diese Spiele hervorgerufen haben, China mehr in Richtung Demokratie und weg vom unerbittlichen Polizeistaat und Unterdrücker zu bewegen, scheinen sich in Wohlgefallen aufzulösen.

    Erinnerungen an die Zeiten der Kulturrevolution werden wieder wach. Vielleicht hat man sich von dem rasanten Aufstieg zur Wirtschaftsmacht doch blenden lassen und die „Fortschritte“ missinterpretiert, die sich sehr einseitig auf die Wirtschaft, nicht aber auf die Menschenrechte auswirken. (mehr …)

  • Abbado-Jubiläumsbox

    Über all die Feierlichkeiten zu Karajans 100. gerät etwas in Vergessenheit, dass sein Nachfolger Claudio Abbado dieses Jahr 75. Geburtstag feiert, wenngleich erst am 26. Juni. Vielleicht arbeitet die DGG ja noch dran, ich jedenfalls präsentiere hier schon mal die Aufnahmen, die meine Erachtens in eine Abbado-Jubiläumsbox gehören würden.

    Mahlers Neunte mit den Berliner Philharmonikern. Die Aufnahme ist nicht perfekt, aber gerade der letzte Satz widerlegt eindrucksvoll die mitunter geäußerte Meinung, Abbado habe den phänomenalen Einheits-Schönklang des Orchesters ruiniert, den Karajan in jahrzehntelanger Arbeit kultiviert hat. Hier wird klar: Nur weil er ihn nicht jedem Werk aufdrückt, egal ob von Bach, Beethoven oder Bruckner, ist der Klang noch lange nicht verloren gegangen. Gerade die „pianissimo-Kultur“ am Ende des letzten Satzes, die auch Leonard Bernstein bei der Aufführung des gleichen Werks mit dem gleichen Orchester in Erstaunen versetzt hatte, ist nach wie vor einzigartig. (mehr …)

  • Fehlbare werden verzeigt

    Am vergangenen Wochenende habe ich eine Weiterbildung gemacht, bei der es u.a. um Internationales Management ging. Dabei wurde auch besprochen, dass man die Unterschiede zwischen Ländern aus dem gleichen Kulturkreis leicht mal unterschätzt. Dass es in China oder Indien völlig anders zugeht als in Deutschland ist keine Frage und keine Überraschung. Mancher Unterschied zwischen Nachbarländern wie Schweiz und Deutschland dagegen schon, zumal wenn man der irrigen Meinung aufsitzt, hier werde die gleiche Sprache gesprochen. Passenderweise stach mir auf dem Pausenspaziergang, auf dem ich mir diese Erkenntnis noch einmal durch den Kopf gehen ließ, dieser Warnhinweis ins Auge: Warnschild

  • Bühnenfestspiel hinter den Kulissen

    Die ans Herz gehende Versöhnung der zerstrittenen Wagner-Familie, die gerade ausgiebig die Runde durch die Feuilletons macht, ebenso wie der Schlagabtausch zwischen Berliner Staatsoper und Senat bestätigt meine alte These, dass das, was im Theater hinter den Kulissen passiert, in aller Regel sehr viel spannender ist als das, was auf der Bühne geschieht. Bei den Wagners denke man sich einfach hochdramatischen Gesang und machtvolles Orchestertosen dazu und fertig wäre das Bühnenfestspiel. Allerdings kein sehr originelles, denn die Charaktere kommen einem allesamt bekannt vor, wenn man die anderen Musikdramen kennt.

    Weitere Links:
    Frankfurter Rundschau: Katharina Wagner will mit Thielemann arbeiten
    Süddeutsche: Wunder der Osmose
    Katharina Wagner in der Welt: Bayreuth muss wieder interessant werden
    Und die ausgebootete Nike Wagner in der FAZ: Das ist doch ein Spiel gegenseitiger Erpressungen

  • Kultur ist unkaputtbar

    Auf dem Kulturmanagement-Blog und auf Moving-Culture wird gerade die gute alte Frage diskutiert, wieweit Kultur mit Wirtschaft verzahnt werden sollten und was Kultur eigentlich „wert“ ist. Ein Problem ist meines Erachtens, dass sich die Grenze gar nicht scharf ziehen lässt.

    Zum einen, weil Kultur nicht von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. Besonders die sog. Hochkultur ist hochgradig verinstitutionalisiert, aber mit der Abschaffung von Institutionen geht Kultur an sich nicht verloren. Das einzigartige, aber kostspielige Theaterwesen in Deutschland ist nicht zwingend ausschlagebend dafür, ob Menschen Theater spielen oder nicht. Es hilft dabei, es ist gut, aber es ist nicht das Theaterspielen an sich. Die Schlussfolgerung aus dieser Überlegung ist in meinen Augen allerdings nicht, dass einem deswegen die Institutionen egal sein können, sondern dass man bewusste Entscheidungen für oder gegen diese Institutionen treffen kann. Eine bewusste Entscheidung dafür heißt dann aber auch, die wirtschaftlichen Grundlagen bereitzustellen und nicht ständig in Frage zu stellen. (mehr …)

  • Kleist-Preis für Goldt

    Wenn Bob Dylan den Pulitzer-Preis bekommt, dann ist es eigentlich das Mindeste, dass Max Goldt den Kleist-Preis erhält. Und während die FAZ sich fragt, ob es eigentlich einen komischen Beigeschmack hat, wenn ein Rowohlt-Autor dem anderen einen Preis zuschanzt, frage ich mich, ob es nicht mindestens so merkwürdig ist, dass ein so junger Autor wie Daniel Kehlmann über Preise für literarische Institutionen befindet.