Auf dem Kulturmanagement-Blog und auf Moving-Culture wird gerade die gute alte Frage diskutiert, wieweit Kultur mit Wirtschaft verzahnt werden sollten und was Kultur eigentlich „wert“ ist. Ein Problem ist meines Erachtens, dass sich die Grenze gar nicht scharf ziehen lässt.
Zum einen, weil Kultur nicht von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. Besonders die sog. Hochkultur ist hochgradig verinstitutionalisiert, aber mit der Abschaffung von Institutionen geht Kultur an sich nicht verloren. Das einzigartige, aber kostspielige Theaterwesen in Deutschland ist nicht zwingend ausschlagebend dafür, ob Menschen Theater spielen oder nicht. Es hilft dabei, es ist gut, aber es ist nicht das Theaterspielen an sich. Die Schlussfolgerung aus dieser Überlegung ist in meinen Augen allerdings nicht, dass einem deswegen die Institutionen egal sein können, sondern dass man bewusste Entscheidungen für oder gegen diese Institutionen treffen kann. Eine bewusste Entscheidung dafür heißt dann aber auch, die wirtschaftlichen Grundlagen bereitzustellen und nicht ständig in Frage zu stellen.
Zum anderen, weil kulturelle Innovationen heute nicht aus Kultureinrichtungen kommen, sondern aus Wirtschaftsunternehmen. Die Geschichten über das Leben im 21. Jahrhundert, die kulturgeschichtlichen Bestand haben werden, erzählt nicht mehr das Theater (ja gut, es gibt Versuche, aber wird so etwas bleiben?), sondern Kino und Fernsehen. Die Musik, die heutiges Lebensgefühl unmittelbar widerspiegelt, wird von Grönemeyer oder U2 oder sogar gecasteten Teeniebands gespielt und gesungen, aber nur selten von an den Musikhochschulen ausgebildeten Künstlern. Mit dem, was heute kulturell relevant ist, wird also viel Geld verdient. Kulturschutz analog zum Umweltschutz, wie in den Kommentaren auf dem Kulturmanagement-Blog vorgeschlagen, halte ich deswegen nicht für zwingend. Es dient der Artenvielfalt. Kultur an sich aber ist unkaputtbar.
Schreibe einen Kommentar