Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Schlagwort: Kultur

  • Ausgeliefert!

    Wer Kultur unter die Menschen bringt, lebt oftmals prekär. Auch bei Konsumgütern wie T-Shirts oder Turnschuhen quält es unser Gewissen nicht, dass sie unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden. Der Skandal an diesem Bericht über die Arbeitsbedingungen bei Kulturverteiler Amazon ist daher nicht, dass die Menschen so schlecht behandelt werden, sondern dass das neuerdings nicht mehr schön weit weg in Fernost passiert, sondern vor „unserer Haustür“.

  • stART10: Run auf Tickets

    Gestern startete der Ticketverkauf zur stART10. Die ersten 100 Tickets gibt es zu einem Überraschungspaket-Preis von 100 EUR. Rund die Hälfte der Tickets ist allerdings schon weg! Wer noch von diesem Preis profitieren möchte, sollte sich also beeilen. Aber auch ein Ticket zum Early-Bird-Tarif (290 EUR) lohnt auf jeden Fall die Investition. Für Studierende und Personen, die zwei oder mehr Karten kaufen, gibt es nochmal einen Rabatt von 20%. Am Programm wird derzeit noch gebastelt, erste Informationen werden aber in Kürze auf der Konferenz-Website bekannt gegeben.

  • Kultur vs. Wirtschaft

    Zwischen Kunst und Wirtschaft besteht ein vermeintlich tiefer Graben. Während man die Kunst allein dem Guten, Schönen, Wahren verpflichtet glauben möchte und Kulturschaffende diese Vorstellung gern nähren, wird oftmals leichtfertig unterstellt, in der Wirtschaft gehe es allein um nackte Erfolgskennzahlen und kurzsichtiges Gewinnstreben. Je mehr Kunst und Wirtschaft jedoch in ihr jeweiliges Klischee-Extrem verfallen und damit Fehlentwicklungen sichtbar werden lassen, umso deutlicher wird die gegenseitige Verstrickung beider Bereiche. Die Vorstellung, dass Kunst in einem wirtschaftsfreien Raum stattfinden sollte, ist allerdings eine, die sich erst in direkter Wechselwirkung mit dem Ausbau weitreichender öffentlicher Finanzierung durchsetzen und etablieren konnte. Je mehr wirtschaftliche Überlegungen dadurch jedoch ausgeblendet werden konnten, umso deutlicher wurde, dass sie auch in der Kulturproduktion nicht fehlen sollten. Und je mehr und konsequenter Unternehmen sich allein auf monetären Gewinn und an naturwissenschaftlich-deterministischen Modellen ausrichteten, umso deutlicher wurde und wird mittelfristig der kulturelle, soziale und ökologische Preis der für diese Art Erfolg gezahlt werden muss. Interessanterweise sind aber beide Phänomene noch nicht allzu alt. In der Wirtschaft schufen z.B. die Zünfte und Berufsethen einen kulturellen Rahmen, der erst mit der Industrialisierung verloren ging. Nur wenig später wurde durch Künstler wie z.B. Beethoven und Wagner eine bedingungslose Alimentierung der Kunst um ihrer selbst Willen eingefordert. Paradoxerweise wiederum aus einem durchaus sehr ökonomischen Denken heraus. Andere Gallionsfiguren der nicht-ökonomisierbaren Kunst wie z.B. Mozart, Haydn oder Bach haben diesen Graben zwischen Kultur und Wirtschaft sicher nicht gesehen.

  • Ökonomie ein kulturfreier Raum?

    Während sich Kulturschaffende nicht selten mit der Ökonomie schwer tun, sieht es umgekehrt in aller Regel kaum besser aus. Vor einiger Zeit diskutierte ich mit einem VWL-Doktoranden einen ganzen Abend lang über den Stellenwert von Kultur im Zusammenhang mit ökonomischen Erwägungen. Während er Kultur hierbei als ein Nice-to-have ansah, dem man sich widmen kann, wenn die Zahlen stimmen und daher Zeit und Muße vorhanden sind und das sich darin erschöpft, offene Bürotüren zu pflegen und einen jährlichen Firmenausflug zu organisieren, versuchte ich zu argumentieren, dass auch das Wirtschaften kein kulturfreier Raum ist und erfolgreiches Unternehmertum dies immer in Betracht ziehen sollte. Es fängt ja damit an, dass die Idee des Privateigentums eine kulturelle Vereinbarung ist, die nicht vom Himmel gefallen ist. Und auch das Geld ist eine Kulturleistung. Auch wie Vertrauen entsteht und erhalten wird, das – wie man derzeit sieht – von essentieller Bedeutung für eine funktionierende Wirtschaft ist, ist eher eine soziologisch-kulturelle Frage denn eine der traditionellen ökonomischen Theorie. Versuche, die Ökonomie konsequent durchzumathematisieren und durchzumodellieren, produzieren deswegen zwangsläufig erhebliche blinde Flecke, denn Modelle isolieren den konkreten Fall aus seinem Kontext. Erfolgreiches (nicht nur) unternehmerisches Handeln jedoch setzt voraus, gerade den speziellen Kontext richtig zu sehen, zu deuten und zu gestalten. Man könnte auch anders sagen: Modelle können hilfreich sein, um komplizierte Sachverhalte zu verstehen und zu beherrschen. Aber es bedarf kulturellen Fingerspitzengefühls und Verständnisses, um komplexen Sachverhalten gerecht werden zu können. Der Graben zwischen Ökonomie und Kultur, der häufig ausgemacht wird, stimmt so weder von der einen, noch von der anderen Seite.

  • Kultur ist unkaputtbar

    Auf dem Kulturmanagement-Blog und auf Moving-Culture wird gerade die gute alte Frage diskutiert, wieweit Kultur mit Wirtschaft verzahnt werden sollten und was Kultur eigentlich „wert“ ist. Ein Problem ist meines Erachtens, dass sich die Grenze gar nicht scharf ziehen lässt.

    Zum einen, weil Kultur nicht von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. Besonders die sog. Hochkultur ist hochgradig verinstitutionalisiert, aber mit der Abschaffung von Institutionen geht Kultur an sich nicht verloren. Das einzigartige, aber kostspielige Theaterwesen in Deutschland ist nicht zwingend ausschlagebend dafür, ob Menschen Theater spielen oder nicht. Es hilft dabei, es ist gut, aber es ist nicht das Theaterspielen an sich. Die Schlussfolgerung aus dieser Überlegung ist in meinen Augen allerdings nicht, dass einem deswegen die Institutionen egal sein können, sondern dass man bewusste Entscheidungen für oder gegen diese Institutionen treffen kann. Eine bewusste Entscheidung dafür heißt dann aber auch, die wirtschaftlichen Grundlagen bereitzustellen und nicht ständig in Frage zu stellen. (mehr …)