Kultur vs. Wirtschaft
Zwischen Kunst und Wirtschaft besteht ein vermeintlich tiefer Graben. Während man die Kunst allein dem Guten, Schönen, Wahren verpflichtet glauben möchte und Kulturschaffende diese Vorstellung gern nähren, wird oftmals leichtfertig unterstellt, in der Wirtschaft gehe es allein um nackte Erfolgskennzahlen und kurzsichtiges Gewinnstreben. Je mehr Kunst und Wirtschaft jedoch in ihr jeweiliges Klischee-Extrem verfallen und damit Fehlentwicklungen sichtbar werden lassen, umso deutlicher wird die gegenseitige Verstrickung beider Bereiche. Die Vorstellung, dass Kunst in einem wirtschaftsfreien Raum stattfinden sollte, ist allerdings eine, die sich erst in direkter Wechselwirkung mit dem Ausbau weitreichender öffentlicher Finanzierung durchsetzen und etablieren konnte. Je mehr wirtschaftliche Überlegungen dadurch jedoch ausgeblendet werden konnten, umso deutlicher wurde, dass sie auch in der Kulturproduktion nicht fehlen sollten. Und je mehr und konsequenter Unternehmen sich allein auf monetären Gewinn und an naturwissenschaftlich-deterministischen Modellen ausrichteten, umso deutlicher wurde und wird mittelfristig der kulturelle, soziale und ökologische Preis der für diese Art Erfolg gezahlt werden muss. Interessanterweise sind aber beide Phänomene noch nicht allzu alt. In der Wirtschaft schufen z.B. die Zünfte und Berufsethen einen kulturellen Rahmen, der erst mit der Industrialisierung verloren ging. Nur wenig später wurde durch Künstler wie z.B. Beethoven und Wagner eine bedingungslose Alimentierung der Kunst um ihrer selbst Willen eingefordert. Paradoxerweise wiederum aus einem durchaus sehr ökonomischen Denken heraus. Andere Gallionsfiguren der nicht-ökonomisierbaren Kunst wie z.B. Mozart, Haydn oder Bach haben diesen Graben zwischen Kultur und Wirtschaft sicher nicht gesehen.
1 Kommentar
VioWorld - Hagen · 18. Mai 2009 um 13:40
Wir planen eine Blogparade zum Thema „Net Powered Artists“ – wie Künstler im Internet Geld verdienen. Besteht Interesse an einer Teilnahme?