Die Erben Maos
Die Vorfreude auf die olympischen Sommerspiele in Peking halten sich wohl momentan auf allen Seiten in Grenzen. Alle Hoffnungen die diese Spiele hervorgerufen haben, China mehr in Richtung Demokratie und weg vom unerbittlichen Polizeistaat und Unterdrücker zu bewegen, scheinen sich in Wohlgefallen aufzulösen.
Erinnerungen an die Zeiten der Kulturrevolution werden wieder wach. Vielleicht hat man sich von dem rasanten Aufstieg zur Wirtschaftsmacht doch blenden lassen und die „Fortschritte“ missinterpretiert, die sich sehr einseitig auf die Wirtschaft, nicht aber auf die Menschenrechte auswirken.
Die Regale der Buchhandlungen füllen sich von Tag zu Tag mehr mit Titeln zum Thema China. Von der „Gebrauchsanweisung für China“, „Der Herausforderung China“, bis zum „China Codex“, ist alles vertreten. Selten findet man allerdings Literatur, die einfache Geschichten über Land und Leute enthält.
„Wenn Mao das wüsste“ von Janis Vougioukas ist dabei eine wohltuende Ausnahme.
Der Journalist lebt seit 2002 als freier Autor in Shanghai und ist seit 2006 dort Wirtschaftskorrespondent der Süddeutschen Zeitung. Da ich im Sommer 2007 eine Woche in Shanghai in seinem tollen begehbarem Kleiderschrank übernachtet habe, empfehle ich dieses Buch gerne. Abgesehen davon ist es richtig gut, sehr interessant und auch erschütternd.
In 23 kurzen Geschichten porträtiert Vougioukas Menschen im neuen China.
Einen Hong Konger Juwelier, der durch ein Goldklo im Laden die Massen anzieht. Einen jungen Familienvater, der ehrenamtlich eine Brücke patrouilliert, um Selbstmörder vom Sprung in den Jantgse-Fluss abzuhalten und der China seit den Reformen als ein Land von „1,3 Milliarden Einsiedlern“ beschreibt.
Es geht um die Gewinner und Verlierer des chinesischen Wirtschaftsbooms und macht deutlich, wer die eigentlichen Verlierer eines Boykotts der Olympiade und Ware „Made in China“ wären.
Janis Vougioukas
„Wenn Mao das wüsste“
Herbig Verlag,17,90 Euro
Lesen, lesen, lesen!!
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