Wagner oder Verdi? Wagner!

Zum Start ins Verdi- und Wagner-Jubiläumsjahr fragte die ZEIT zehn Opernintendanten, wen der beiden sie für den größeren Komponisten hielten. Das Ergebnis ist nicht überraschend, wenngleich doch interessant. Acht der zehn hielten es für am diplomatischsten, beiden die gleiche Größe und Bedeutung beizumessen und liessen allenfalls noch ihre private Vorliebe durchblicken.

Zwei Intendanten allerdings schlugen sich eindeutig auf Seiten Verdis. Sie finden seine Opern kürzer, humaner, ehrlicher, konstruktiver. Peter de Caluwe kommt sogar zu der Einschätzung, bei Verdi handele es sich um «Geschichten aus dem Leben». Als hätten die etwas in der Oper verloren. Interessanterweise sind es aber nicht die Vorzüge und Qualitäten Verdis, die sie zu dieser Einschätzung bringen: Adjektive wie «kürzer» oder «konstruktiver» sind nicht gerade erste Wahl für eine ernst gemeinte Lobeshymne. Es ist vielmehr das Missbehagen an Wagner. Das merkt man daran, dass gegen ihn verbal richtig aufgerüstet wird und es dröhnt und donnert wie bei Wagner selbst nur selten: da ist von geistiger und handwerklicher Onanie die Rede, von narzisstischem Gewaber, von Berechnung, von Leitmotiven, die uns indoktrinieren und vergewaltigen. Adornos Wagner-Kritik für BILD-Leser. (mehr …)

Social Media-Ranking der Kulturinstitutionen

Kaum eine Alltagsbeobachtung, die nicht irgendwann durch eine Studie bestätigt und so geadelt wird: Die deutschen Kulturinstitutionen hinken im Vergleich mit britischen und amerikanischen Kultureinrichtungen im Social Web hinterher. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Unternehmensberatung actori, die Fan- und Followerzahlen der Kultureinrichtungen unterschiedlichster Sparten in Verhältnis zur Besucherzahl auswertet. Spitzenreiter mit grossem Abstand sind die Berliner Philharmoniker, sie haben weit mehr Fans als Besucher.

Leider ist die Studie kaum mehr als eine Zusammenstellung von verschiedenen Rankings. Dort, wo es eigentlich anfängt, spannend zu werden, wird sie einsilbig. Zum Beispiel wird das Einsparpotenzial durch Social Media thematisiert. Den Verfassern der Studie zufolge liegt es bei bis zu 15%, was bei einem Marketingbudget von einer halben Million Euro immerhin 75’000 Euro ausmachen würde. (mehr …)

Die Elbe als Opernbühne

Ja, es kann passieren, dass ein Opernabend mal «unterirdisch» ist. Und vielen Opernhäusern steht das sinnbildliche Wasser «bis hier» was die Finanzen angeht. Aber wie soll man das jetzt nennen? In Dresden hatte gestern eine Unterwasseroper mit dem Titel «AquAria_PALAOA – Das Alter der Welt II» Premiere. Zu erfahren ist, Weiterlesen…

Wagners Ring: Hollywood avant la lettre

Klaus Zehelein ließ kürzlich verlauten, dass er es für das beste hielte, man würde den Ring des Nibelungen im bevorstehenden Wagner-Jahr 2013 gar nicht spielen. Entgegen diesem Vorschlag sind in dieser und der nächsten Spielzeit ein Dutzend neuer Inszenierungen an deutschen Bühnen in Arbeit. Selbstverständlich auch in Bayreuth, wo nach einer Absage von Wim Wenders jetzt Frank Castorf Regie führen soll. Dass in Bayreuth oder anderswo viel Nennenswertes dabei zu Tage kommen wird, bezweifle ich wie Zehelein, der den Ring für interpretativ ausgeschöpft hält. Wobei: Lohnenswert wäre es in meinen Augen, eine musikalisch wie szenisch „historisch informierte“ Aufführung des Rings zu versuchen. Das heißt, so gut es eben möglich ist, die Bedingungen und Vorstellungen einer guten Aufführung aus der Entstehungszeit herzustellen. Die Alte-Musik-Spezialisten haben gezeigt, welche Aha-Erlebnisse solch ein Ansatz im musikalischen Bereich mit sich bringen kann und für Inszenierungen wäre es mal eine echte Sensation. (mehr …)

Diva im Badeanzug

Der Weser-Kurier stellte gestern in einem Bericht über die Midem 08 fest, dass der Klassikmarkt zunehmend nach den Mechanismen des Popmarktes funktioniert. Das künstlerische Fliegengewicht Anna Netrebko lässt grüßen. Die Gefahr sei, so der Weser-Kurier, dass Künstler verheizt würden. Die andere Gefahr, die nicht erwähnt wurde aber damit zusammenhängt, ist Weiterlesen…

Franziskus auf tönenden Pfannkuchen

Von Saint Francois d’Assise gibt es übrigens eine wirklich hervorragende Aufnahme unter der Leitung von Kent Nagano. Getragen wird sie insbesondere von einem grandiosen José van Dam in der Titelrolle. Ihm gelingt es, die demutvolle Haltung des Rollencharakters auch gesanglich umzusetzen und gleichzeitig würdevolle Autorität auszustrahlen. Sein Gesang ist geradlinig, Weiterlesen…

Fünf Mal Oper

Da ich fand, dass es mal wieder Zeit ist für eine neue Folge in der Reihe »Fünf mal…« ist, hier und heute fünf hörenswerte Opern. Norma mochte schon Wagner, was erstaunlich ist, weil er ja normalerweise kein gutes Haar an der italienischen Oper ließ. Und Norma ist durch und durch Weiterlesen…