Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Blog

  • Segnungen des WWW

    Wie kam man bis vor relativ kurzer Zeit eigentlich ohne Internet aus? Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen und ich würde eher aufs Telefon verzichten. (Na klar, man kann ja auch übers Internet telefonieren!) Eine neue Segnung des Internets ist Monkey Kick-Off. Man kann sich kaum was dämlicheres vorstellen und sich selbst nur fassungslos dabei zu sehen, wie man zum Primaten degeneriert und versucht, sein Fingerspitzengefühl zu verfeinern und die Schusstechnik zu perfektionieren. Wie auch immer, 4503 Monkey Meters sind zu schlagen. Viel Spaß!

  • Wolf im Schafspelz

    Gute Popmusik zeichnet sich für meinen Geschmack durch in raffinierte Arrangements gekleidete, einschmeichelnde Melodien aus sowie durch Texte, die ihre eigene Banalität mit einem wissenden Augenzwinkern bedenken. Ein Kriterium, das übrigens erstaunlich viele Schlager erfüllen, weswegen deren Ruf in meinen Augen zu Unrecht so schlecht ist. Man denke z.B. einmal an »Zwei kleine Italiener« oder »Er hat ein knallrotes Gummiboot«. Und über Im Wagen vor mir habe ich mich an dieser Stelle bereits ausgelassen. Hier mag man zwar nicht von einem raffinierten Arrangement im engeren Sinne sprechen, aber wie gesagt hielt ich das Lied zuerst für eine gelungene Parodie. Ob es das sein sollte, kann man wohl bezweifeln, aber Kunstwerke sind ja mitunter größer als ihre Schöpfer ahnen.

    Aber genug vom Schlager. The Beautiful South ist eine Band, die nach der obigen Definition perfekten Pop machen, weil sie es damit auf die Spitze treibt. Ihre Songs sind allesamt Wölfe im Schaftspelz, denn die süffigen Ohrwürmer bringt man zunächst kaum mit den sarkastischen Texten zusammen. Zum Beispiel klingt Song for Whoever beim ersten Hinhören nach einem hübschen 08/15-Liebeslied. Wenn man auf den Text hört merkt man: das soll es auch. Denn es geht um all die erfundenen Mädchen, die in all den Unmengen von Liebesliedern besungen werden, mit denen die Sänger auf das große Geld hoffen. Oder Perfect 10. Klingt eher nach harmloser guter Laune, als nach einem anspielungsreichen und etwas anzüglichen Lied über verschiedene Vorlieben, was die Größe bestimmter Körperteile angeht. Don’t marry her ist eine eindringliche Warnung vor der Ehe, Rotterdam ein Spottlied auf alle langweiligen Städte und deren Einwohner. Aber immer in unschuldige, gefällige Musik eingebettet. Sehr charmant. Prädikat: empfehlenswert.

  • Musik als Sport

    Ach, hätte ich doch etwas mehr geübt! Am besten gefällt mir aber eigentlich dieses unbestechliche Pokerface zu dieser Fingergymnastik für Fortgeschrittene.

  • Hymne auf Apple

    Ich verstehe nicht, was an Apple-Geräten so toll sein soll, schon gar nicht, seit ich selbst damit arbeite. Gut, »beautiful« ist so ein 24-Zoll-Teil vielleicht, aber sonst haben die Dinger mindestens so viele Marotten wie ein PC mit Windows 98.

    Nichtsdestotrotz ist das hier ein sehr unterhaltsamer Videoblog von einer New Yorkerin, die offenbar die Zeit hat.

  • Fünf Mal Spätromantik

    Neulich wurde ich gefragt, welche (klassische) Musik man denn meiner Meinung nach kennen sollte. Ich habe mich daraufhin entschlossen, eine kleine Reihe einzuführen und dem geneigten Hörer die aus meiner Sicht wichtigsten oder schönsten Werke bestimmter Gattungen zu empfehlen. Heute: Spätromantik. Was die Berge in geographischer Hinsicht sind, ist die Spätromantik in musikalischer Hinsicht: sie hat es leicht, Eindruck zu schinden.

    (1) Es gibt kein größer besetztes, farbenprächtigeres Werk in der gesamten Literatur als Schönbergs Gurrelieder und insofern kein besseres Beispiel für das, was Spätromantik ausmacht. Jaja, Gustav Mahlers Achte wurde unter Mitwirkung von mehr als 1.000 Personen uraufgeführt, aber diese Masse ist letztlich ohne musikalische Bedeutung. Genauso in Berlioz‘ Requiem mit 300 Pauken und 4.000 Sängern (oder war es das Te Deum?). Da geht es eigentlich nur um Krach. Die 10 Hörner, 8 Flöten, 4 Harfen und 10 Schlagwerker usw., die die Gurre-Lieder erfordern, haben nicht einfach den Zweck, Masse zu produzieren, sondern Farbe zu erzeugen. Masse ist freilich ein zwangsläufiges Resultat.

    (2) Mahlers Lied von der Erde gehört zu meinen absoluten Lieblingsstücken. Zu soviel Weltschmerz und Melancholie gibt es eigentlich gar nichts weiter zu sagen. Ich konnte mich nicht recht entscheiden, ob nicht Mahlers 9. Sinfonie die Erwähnung verdient, also im Zweifel beides hören.

    (3) Tristan und Isolde gilt gemeinhin als Anfang des Endes der tonalen Musik (ich sag nur Tristan-Akkord!), auch wenn einige Schlaumeier (wie ich) wissen, dass sich z.B. Wagners Schwiegervater Franz Liszt in einigen Werken bereits deutlich jenseits der Tonalität bewegte. Auch hier wieder die typischen spätromantischen Zutaten: sehrende Leidenschaft, dunkle Nacht, unglückliche Liebe, unvermeidlicher Tod und exzessiver Klangrausch.

    (4) Gerade höre ich Die tote Stadt von Korngold, der auch die sehr schöne Oper Das Wunder der Heliane komponiert hat. Eigentlich war zu seiner Zeit die Spätromantik schon vorbei, aber weil’s ja so schön war, ist das völlig in Ordnung. Es klingt halt nicht mehr so authentisch, nicht mehr so „erlitten“ wie bei Wagner oder Mahler, sondern etwas routinierter. Trotzdem wunderschön. Und so eine exaltierte Kunstform wie die Oper verträgt die große musikalische Geste nun mal sehr gut. Korngold war übrigens der Hans Zimmer der 30er, 40er und 50er Jahre: aus Deutschland geflohen, schrieb er zahlreiche Filmmusiken für Hollywood und gewann zwei Oscars.

    (5) Alban Bergs Violinkonzert ist so was wie der Schwanengesang der Spätromantik, 1935 komponiert, als die Spätromantik definitiv vorbei war. Das Werk basiert auf einer Zwölftonreihe, ist aber in seiner Expressivität zutiefst romantisch. Berg komponierte es als Requiem, dem Andenken eines Engels – gemeint ist Manon Gropius, die Tochter von Alma Mahler-Werfel und Walter Gropius, die 1935 im Alter von 18 verstarb.

  • Des Kaisers neue Kleider

    Im Schweizer Fernsehen gibt es seit einiger Zeit eine Werbung mit folgender Botschaft: »Verarsch deine Eltern und deine Lehrer. Besorg dir jetzt den unhörbaren Klingelton für’s Handy.« Wirklich! Kein Scherz. Natürlich sind die Werbeleute nicht ganz so dermaßen blöd, wie man jetzt auf den allerersten Blick denken muss. Sie scheinen geahnt zu haben, dass selbst Jugendliche, wenngleich vielleicht leichter manipulierbar, nicht so blöd sind, sich einen wirklich unhörbaren Klingelton zuzulegen. Zwar sind die Schweizer Jugendlichen konsumistisch total übersättigt und daher wahrscheinlich für solche Angebote anfälliger als andere Jugendliche. Aber einen gewissen Clou braucht es dann doch. Der besteht darin, dass dieser Klingelton in einem Frequenzbereich liegt, den Jugendliche noch, Erwachsene aber nicht mehr hören können, nämlich 17.000 Hz. Jaja. Mal abgesehen von meinem Zweifel, ob ein normaler Handylautsprecher überhaupt bis 17 Khz reicht und der Frage, ob der Vibrationsalarm nicht exakt die gleiche Funktion sehr viel zuverlässiger und sicherer erfüllt, ist diese Sache sicher ihre 3 Franken wert. Zumindest für diejenigen, denen es gegeben ist, sich im Frequenzbereich zwischen 17 und 18 Khz unhörbar zu unterhalten. – Die spinnen, die Schweizer!

  • Zeitung lesen

    Die Strecke Bremen – Bern dauert acht Stunden im Zug, wenn man Pech hat länger. Man hat also Zeit ohne Ende. Die ZEIT ist daher allein wegen ihres Umfangs eine gute Lektüre für lange Bahnfahrten. Aber natürlich vor allem, weil sie eine anständige Zeitung ist. Manchmal vielleicht ein bisschen blasiert und manchmal ist die phlegmatische Weitschweifigkeit etwas anstrengend, aber sei’s drum.

    Ich verstehe nicht, warum man eine Tageszeitung lesen sollte. Da stehen immer die Sachen drin, die man schon seit dem vorigen Abend aus den Nachrichten weiß. Für die meisten Nachrichten reicht es sogar, die Schlagzeilen von der GMX– oder web.de-Startseite zu lesen. Mehr als dass Herr Stoiber mal wieder in Sachen Gesundheitsreform querschießt muss man doch gar nicht wissen – wenn überhaupt. Aber mit dem Wortlaut und den Erwiderungen von Frau Schmidt, Frau Merkel, Herrn Beck und Herrn Westerwelle füllen die Redaktionen der Tageszeitungen dann ihre Seiten. In meinen Augen alles eitles Geplänkel.

    Die ZEIT dagegen verfolgt in der Tendenz eher den großen Bogen in der Stimmungslage der Nation und beleuchtet deren Hintergründe in sorgfältig abwägenden Besinnungsaufsätzen. Dabei kommt ein breites Spektrum an Meinungen und Haltungen zu Wort. Das macht ihre Anständigkeit aus und unterscheidet sie wohltuend von z.B. dem agitatorischen Tonfall des Spiegels und den simplen Weisheiten, die der Focus in griffigen Diagrammen unters Volk bringt.

  • Jenseits des Zaunes

    Der Jahreswechsel dient gerne als Anlass für gute Vorsätze, ab jetzt dieses und jenes anders zu machen als bisher. Ich habe solche Vorsätze nie gefasst, weil mir der Anlass viel zu abstrakt ist und sich Handlungsbedarf ja nicht aus der Tatsache ergibt, dass ein neues Jahr begonnen hat. Allerdings verleitet die Woche »zwischen den Jahren« mehr als andere Wochen dazu, das ablaufende Jahr zu resümieren und entsprechende Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, einfach, weil man da meistens frei und deswegen Zeit für solche Gedanken.

    Grundsätzlich wird meiner Meinung aber die Notwendigkeit für umwälzende Veränderungen gnadenlos überschätzt. Der Glaube daran ist in meinen Augen nichts anderes als die als Optimismus und Tatendrang verkleidete Wehleidigkeit über die eigene Situation. Insofern ist es kaum verwunderlich, wenn der Ruf nach radikalem Umdenken und grundlegenden, umwälzenden Änderungen in Deutschland – dem Land, dessen Bewohnern so gerne ausgeprägte Jammerneigung und chronische Unzufriedenheit nachgesagt wird – zur Epidemie geworden ist.

    Der besagte Tatendrang speist sich aus dem naiven Glauben, dass man viel zufriedener wäre, wenn alles ganz anders wäre. Dass das Gras jenseits des Zaunes immer etwas grüner zu sein scheint, egal auf welcher Seite man steht, ist ein Phänomen, von dem man sich nicht irre führen lassen sollte. Insofern reicht der Vorsatz, öfter mal ein Loblied auf das Jetzt und Hier anzustimmen, anstatt immer auf die andere Seite des Zaunes zu gucken, wo das Gras eben auch nicht grüner ist.

    In diesem Sinne ein frohes neues Jahr!

  • Pünktlich

    Für die Bahnfahrt von Basel nach Hamburg am vergangenen Freitag hatte ich schon die schlimmsten Befürchtungen: Freitags ist eigentlich immer etwas, genauso wie Sonntag abends – meinen bevorzugten ICE-Reisezeiten. Am Freitag vor Weihnachten standen die Chancen auf einen »Horrortrip« meiner Einschätzung nach besonders gut. Aber weder war der Zug hoffnungslos überfüllt, noch bestätigten sich meine Befürchtungen. Dabei verhieß es zunächst nichts Gutes, dass der Zug in Basel wegen »zu später Bereitstellung« bereits mit einer Verspätung von 10 Minuten losfuhr. Schließlich war das schon mal eine wenig originelle Begründung, dabei ist die Bahn normalerweise nie um eine gute Erklärung verlegen: »Im Streckenabschnitt vor uns ist zur Zeit Stromausfall, die Weiterfahrt verzögert sich daher um unbestimmte Zeit«, »Wegen der Unwetter liegen auf der Strecke zwischen Köln und Düsseldorf Bäume auf den Schienen. Dieser Zug wird daher umgeleitet«, »Leider ist der Triebkopf defekt. Auf der Weiterfahrt können wir maximal 150 km/h erreichen, wir erreichen Frankfurt daher voraussichtlich mit 40 Minuten Verspätung«, »der Schaden am Triebkopf ist größer als bisher angenommen. Dieser Zug muss leider ausgesetzt werden. Im Bahnhof Göttingen steht ein Ersatzzug bereit« usw. Am Freitag trat jedoch der unwahrscheinliche Fall ein, dass der ICE die zehn Minuten bis nach Hamburg komplett wieder rausholte und ich beschämt ob meines Pessimismusses am Hauptbahnhof ausstieg. Ich war sogar so pünktlich, dass ich noch eine U-Bahn früher als geplant nehmen konnte.

    In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

  • Schluss mit Langeweile

    Für euro26.de haben wir neulich diesen kleinen, ‚trashigen‘ YouTube-Clip gedreht. Das hat richtig Spaß gemacht. Weitere Folgen sind deswegen schon in Planung.