Wagner oder Verdi? Wagner!

Zum Start ins Verdi- und Wagner-Jubiläumsjahr fragte die ZEIT zehn Opernintendanten, wen der beiden sie für den größeren Komponisten hielten. Das Ergebnis ist nicht überraschend, wenngleich doch interessant. Acht der zehn hielten es für am diplomatischsten, beiden die gleiche Größe und Bedeutung beizumessen und liessen allenfalls noch ihre private Vorliebe durchblicken.

Zwei Intendanten allerdings schlugen sich eindeutig auf Seiten Verdis. Sie finden seine Opern kürzer, humaner, ehrlicher, konstruktiver. Peter de Caluwe kommt sogar zu der Einschätzung, bei Verdi handele es sich um «Geschichten aus dem Leben». Als hätten die etwas in der Oper verloren. Interessanterweise sind es aber nicht die Vorzüge und Qualitäten Verdis, die sie zu dieser Einschätzung bringen: Adjektive wie «kürzer» oder «konstruktiver» sind nicht gerade erste Wahl für eine ernst gemeinte Lobeshymne. Es ist vielmehr das Missbehagen an Wagner. Das merkt man daran, dass gegen ihn verbal richtig aufgerüstet wird und es dröhnt und donnert wie bei Wagner selbst nur selten: da ist von geistiger und handwerklicher Onanie die Rede, von narzisstischem Gewaber, von Berechnung, von Leitmotiven, die uns indoktrinieren und vergewaltigen. Adornos Wagner-Kritik für BILD-Leser. (mehr …)

Abbado-Jubiläumsbox

Über all die Feierlichkeiten zu Karajans 100. gerät etwas in Vergessenheit, dass sein Nachfolger Claudio Abbado dieses Jahr 75. Geburtstag feiert, wenngleich erst am 26. Juni. Vielleicht arbeitet die DGG ja noch dran, ich jedenfalls präsentiere hier schon mal die Aufnahmen, die meine Erachtens in eine Abbado-Jubiläumsbox gehören würden.

Mahlers Neunte mit den Berliner Philharmonikern. Die Aufnahme ist nicht perfekt, aber gerade der letzte Satz widerlegt eindrucksvoll die mitunter geäußerte Meinung, Abbado habe den phänomenalen Einheits-Schönklang des Orchesters ruiniert, den Karajan in jahrzehntelanger Arbeit kultiviert hat. Hier wird klar: Nur weil er ihn nicht jedem Werk aufdrückt, egal ob von Bach, Beethoven oder Bruckner, ist der Klang noch lange nicht verloren gegangen. Gerade die „pianissimo-Kultur“ am Ende des letzten Satzes, die auch Leonard Bernstein bei der Aufführung des gleichen Werks mit dem gleichen Orchester in Erstaunen versetzt hatte, ist nach wie vor einzigartig. (mehr …)

Karajan-Links

Am vergangenen Samstag war es genau 100 Jahre her, dass Herbert von Karajan geboren wurde und während die Geburtstags-CD- und -DVD-Editionen schon Wochen vorher in den Läden lagen, gab es jetzt eine Flut an Artikeln und Portraits in den Feuilletons. Dabei durften Artikel über seine NSDAP-Vergangenheit natürlich genauso wenig fehlen Weiterlesen…