Jeder Mensch ist ein Kunstwerk

Veröffentlicht von Christian Holst am

Vergangene Woche besuchte ich das Symposium Kultur digital, das Migros Kulturprozent im Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon, veranstalte. Dort wurde sehr facettenreich über die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Kulturbereich diskutiert. Mein ausführlicher Bericht über das Symposium erscheint in der nächsten Ausgabe des KM Magazins. Deswegen an dieser Stelle nur der Hinweis, dass die durchwegs sehr interessanten und anspruchsvollen Vorträge und Podiumsdiskussionen im Netz dokumentiert sind. Besonders empfehlen möchte ich den sehr differenzierten, anspielungsreichen Eröffnungsvortrag von Gerhard Schulze. Das ist zwar keine leichte Kost, aber es lohnt sich.
Immer wieder kam die Sprache auf die Paradigmenwechsel, die die Digitalisierung in der Kulturwelt ausgelöst hat. Zum Beispiel beim Werkbegriff, bei der Rolle des Autors, der Distribution von Kulturprodukten usw. Ein weiterer Paradigmenwechsel ist mir jetzt noch im Nachklang deutlich geworden. Beuys‘ viel zitierte Aussage: »Jeder Mensch ist ein Künstler« wurde durch die Digitalisierung einerseits noch einmal bekräftigt. Heute kann jeder mit Laptop, ein bisschen Zusatzequipment und Internetanschluss Kulturgüter produzieren und an ein potenzielles Millionenpublikum bringen.
Aber die Digitialisierung hat Beuys Aussage andererseits auch erweitert: sie macht nicht nur jeden Menschen zum Künstler, sondern auch zum Kunstwerk. Das zumindest impliziert ja die Idee und Anmutung von Intels wirklich wunderschön gemachtem Museum of me, das vergangenes Jahr für Aufruhr sorgte. Und auch die neue Facebook Chronik verfolgt einen solchen Ansatz: sie sammelt, bewahrt und stellt aus. Klassische Aufgaben eines Museums… Folgerichtig ist in den Privatsphäreeinstellungen von Publikumsauswahl die Rede.


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