Die ersten Ideen für ein Schweizer stARTcamp gehen zurück in das Jahr 2012, wenn ich das richtig erinnere. Und wie das in der Schweiz mitunter so ist, dauert es einfach ein kleines bisschen länger als anderswo. Am vergangenen Montag war es dann aber endlich soweit mit der Schweizer stARTcamp-Premiere. Ca. 50 Camper waren wir im Historischen Museum Basel, das freundlicherweise Räume und Infrastruktur zur Verfügung gestellt hatte. In meinen Augen eine ideale Grösse für ein stARTcamp. Frank Tentler, der extra aus dem Ruhrgebiet angereist war, und Mitorganisator Axel Vogelsang haben bereits ausführliche Rückblicke in ihren Blogs veröffentlicht. Aber da jeder Teilnehmer aufgrund der parallel laufenden Sessions sein ganz individuelles stARTcamp erlebt, fasse ich den Tag hier auch noch einmal aus meiner Sicht zusammen. (mehr …)
Kategorie: Museum
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Noch ein Rückblick: das stARTcamp Ruhr York
Dass das stARTnetzwerk auch ohne grosse jährliche stARTconference äusserst aktiv und engagiert ist, zeigt sich an der wachsenden Zahl an stARTcamps. Sie sind mehr als ein guter Ersatz für die grosse Konferenz, bilden sie doch die dezentralen Strukturen ihres Themas, also des Social Webs, in der analogen Welt ab und entsprechen diesem Thema insofern auch ideal in der Form. Es erscheint mir daher folgerichtig, dass die planungsintensive und zentral organisierte Konferenz zumindest zwischenzeitlich durch die spontaneren Camps abgelöst wurde. Dieses Jahr gibt es neben den zwei «etablierten» stARTcamps in München und Köln zwei Premieren: eine in Oberhausen mit dem stARTcamp Ruhr York, das vor zwei Wochen stattgefunden hat, (#scry13) und eine mit dem stARTcamp Wien (#scvie), das im August stattfinden wird.
Zum stARTcamp Ruhr York gibt es mittlerweile einige Rückblicke: von Christian Henner-Fehr, Claudia, Wibke Ladwig, Tanja Leuthe, Michael Masberg und Anke von Heyl. (Kein Anspruch auf Vollständigkeit.) Da ja aber jeder sein eigenes stARTcamp erlebt, will ich hier noch meinen Bericht folgen lassen.
Wibke Ladwig und Harald Link sondierten in ihrer Session «Exreme Iron Meta-Blogging für Kunst, Kultur und Kreativität» das allgemeine Euphorie-Potenzial für ihre Idee, einen Metablog zu schaffen, an dem sich verschiedene Kulturblogger beteiligen würden. Die Begeisterung für diese Idee war zweifelsfrei da. Offen blieb die Frage, wer bei so einem ambitionierten Projekt den Lead übernehmen würde und wie die konkrete Ausgestaltung sei. Eher a la Rivva (Aggregation themenrelevanter Feeds) oder eher a la Carta (redaktionell bespieltes Portal)? Sehr kurzweilig und inspirierend war die Runde kreatives Schreiben, die Anke von Heyl anleitete und deren Ergebnisse hier zu bewundern sind. Jelena Löckner und Rebecca Hagelmoser zeigten in ihrer Session «Forget the Hero – Hilfe aus der narratologischen Toolbox», dass die Heldenreise als bewährte Plotstruktur des Storytellings in der digitalen Welt für Unternehmenskommunikation nur schlecht funktioniert. Als Alternative stellten sie das Konzept der «Storyworld» dagegen, dass der nichtlinearen, fragmentarischen Kommunikation in der digitalen Welt wesentlich besser gerecht wird. Das war spannend und sehr fundiert, aber dass man als Social Media Manager in der praktischen Arbeit kaum je in diese recht abstrakten Sphären vorstösst, zeigte sich in der nachfolgenden Session, die von mir als eine Art «Selbsthilfegruppe» von Social Media-Verantwortlichen in Theatern gedacht war. Auch wenn diese Betitelung unnötig selbstmitleidig klingt, bestätigte sich doch die Einsicht, dass man sich in der praktischen Arbeit eher mit banalen Problemen herumschlägt. Als ein Beispiel sei die von einer Session-Teilnehmerin benannte bürokratische Hürde angeführt, Facebook-Werbung, die über Kreditkarte gebucht werden muss, ordnungsgemäss abzurechnen. Trotz solcher Problemchen scheint mir inzwischen die Einsicht und der Wille vorhanden zu sein, im Social Web mit einem guten Auftritt präsent zu sein. Und auch scheint sich die Einsicht durchgesetzt zu haben, dass Social Media nicht allein den Praktikanten überlassen werden kann, sondern fest eingeplante personelle Kapazitäten verlangt.
Das Druckluft ist ein idealer Veranstaltungsort für ein stARTcamp: mit schlunzig-charmanten Räumlichkeiten unterschiedlicher Grösse, guter Infrastruktur (d.h. für ein Barcamp: offenes W-LAN und Beamer für die Referenten, die Folien vorbereitet haben) und netten Mitarbeitern. Einzige Einschränkung: die Zwangsbeglückung mit veganem Essen, die Veranstaltern offenbar bei Anmietung der Räumlichkeiten verordnet wird. Trotzdem eine absolut gelungene Premiere. Herzlichen Dank und Glückwunsch an die Organisatoren!
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Social Media-Ranking der Kulturinstitutionen
Kaum eine Alltagsbeobachtung, die nicht irgendwann durch eine Studie bestätigt und so geadelt wird: Die deutschen Kulturinstitutionen hinken im Vergleich mit britischen und amerikanischen Kultureinrichtungen im Social Web hinterher. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Unternehmensberatung actori, die Fan- und Followerzahlen der Kultureinrichtungen unterschiedlichster Sparten in Verhältnis zur Besucherzahl auswertet. Spitzenreiter mit grossem Abstand sind die Berliner Philharmoniker, sie haben weit mehr Fans als Besucher.
Leider ist die Studie kaum mehr als eine Zusammenstellung von verschiedenen Rankings. Dort, wo es eigentlich anfängt, spannend zu werden, wird sie einsilbig. Zum Beispiel wird das Einsparpotenzial durch Social Media thematisiert. Den Verfassern der Studie zufolge liegt es bei bis zu 15%, was bei einem Marketingbudget von einer halben Million Euro immerhin 75’000 Euro ausmachen würde. (mehr …)
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Hochkultur als Leitkultur?
In der aktuellen Ausgabe des KM Magazins ist nicht nur ein von mir verfasster Rückblick auf das Symposium Kultur digital – ich weiß, ich wiederhole mich – sondern auch ein Rückblick auf die Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement von Dirk Heinze (S.52ff.). Auf der Jahrestagung wurde offenbar u.a. die Frage diskutiert, ob Hochkultur denn noch Leitkultur sei und nur wenn ja, könne ja eine öffentliche Finanzierung gerechtfertigt werden. Die Frage, was Leitkultur denn eigentlich ist, scheint mir dabei eigentlich viel schwieriger zu beantworten zu sein, als die, ob Hochkultur denn Leitkultur ist.
Spontan verstehe ich unter Leitkultur Kultur, die etwas Charakteristisches über unsere Zeit, Gesellschaft, Werte, Komplexe, Obsessionen etc. mit den ästhetischen Mitteln unserer Zeit sagen kann. Hochkultur – das habe ich hier schon mehrfach beschrieben – benutzt aber zumeist museale Technologien und Medien (Theater, Orchester, Leinwand etc.), deren ästhetische Grenzen gründlich ausgelotet, um nicht zu sagen ausgereizt, sind. Sie kann deswegen gar keine zeitgemäße oder gar zukunftsorientierte Ästhetik vertreten. (mehr …) -
Jeder Mensch ist ein Kunstwerk
Vergangene Woche besuchte ich das Symposium Kultur digital, das Migros Kulturprozent im Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon, veranstalte. Dort wurde sehr facettenreich über die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Kulturbereich diskutiert. Mein ausführlicher Bericht über das Symposium erscheint in der nächsten Ausgabe des KM Magazins. Deswegen an dieser Stelle nur der Hinweis, dass die durchwegs sehr interessanten und anspruchsvollen Vorträge und Podiumsdiskussionen im Netz dokumentiert sind. Besonders empfehlen möchte ich den sehr differenzierten, anspielungsreichen Eröffnungsvortrag von Gerhard Schulze. Das ist zwar keine leichte Kost, aber es lohnt sich.
Immer wieder kam die Sprache auf die Paradigmenwechsel, die die Digitalisierung in der Kulturwelt ausgelöst hat. Zum Beispiel beim Werkbegriff, bei der Rolle des Autors, der Distribution von Kulturprodukten usw. Ein weiterer Paradigmenwechsel ist mir jetzt noch im Nachklang deutlich geworden. (mehr …)