Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Kategorie: Kunst

  • Künstlereinkommen: Froh zu sein bedarf es wenig

    Petitionen haben gerade Konjunktur. Erst die Orchester, dann die Urheber, schließlich die Selbständigen. Die wehren sich gegen eine von Ursula von der Leyen geplante Rentenreform, bei der Selbständige einen einkommensunabhängigen Beitrag in Höhe von ca. 400 EUR leisten sollen. Es ist klar, dass dies für diejenigen, die noch nicht so dick im Geschäft sind, ein hoher Betrag ist, der erstmal bestritten werden will. Dieser Entwurf betrifft auch zahlreiche Kreative und Künstler. Zwar haben die die Möglichkeit, in die Künstlersozialkasse einzutreten, die quasi den Arbeitnehmerbeitrag der Sozialversicherungen übernimmt. Viele Künstler – gerade diejenigen, die wirklich innovativ sind – scheitern aber oftmals am Kunstbegriff der Künstlersozialkasse, der offenbar nicht ganz Schritt gehalten hat mit der Zeit: (mehr …)

  • #scmuc12: Lust und Frust der Social Media-Beauftragten

    Das gestrige stARTcamp München war ein guter Trost angesichts der Tatsache, dass die stARTconference in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Es bestätigte eindrücklich, was ich kürzlich im stARTconference-Blog schrieb: Nämlich dass die Idee der stART gelebt wird und auch jenseits der Konferenz viele Menschen erreicht. Mit dem Alten Hof und der alten Münze hatte das Veranstalterteam charmante Räume gefunden. Für die perfekte Organisation und die angenehme Atmosphäre noch einmal herzlichen Dank!

    Ich möchte an dieser Stelle nicht auf einzelne Sessions eingehen, sondern einen allgemeinen Eindruck schildern, den ich vom stARTcamp mitgenommen habe: Social Media ist mittlerweile an vielen Einrichtungen angekommen, aber leider alles andere als verankert in den Strukturen, dem Denken und den Strategien (sofern es diese überhaupt gibt!). Nachdem ich eine Weile zugehört hatte, stellte ich eine erstaunliche Diskrepanz fest zwischen der Begeisterung und dem Ideenreichtum, mit der Einzelne sich den Social Media Aktivitäten einer Einrichtung widmen und der praktisch nicht vorhandenen „Management attention“ für dieses Thema. (mehr …)

  • Jeder Mensch ist ein Kunstwerk

    Vergangene Woche besuchte ich das Symposium Kultur digital, das Migros Kulturprozent im Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon, veranstalte. Dort wurde sehr facettenreich über die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Kulturbereich diskutiert. Mein ausführlicher Bericht über das Symposium erscheint in der nächsten Ausgabe des KM Magazins. Deswegen an dieser Stelle nur der Hinweis, dass die durchwegs sehr interessanten und anspruchsvollen Vorträge und Podiumsdiskussionen im Netz dokumentiert sind. Besonders empfehlen möchte ich den sehr differenzierten, anspielungsreichen Eröffnungsvortrag von Gerhard Schulze. Das ist zwar keine leichte Kost, aber es lohnt sich.
    Immer wieder kam die Sprache auf die Paradigmenwechsel, die die Digitalisierung in der Kulturwelt ausgelöst hat. Zum Beispiel beim Werkbegriff, bei der Rolle des Autors, der Distribution von Kulturprodukten usw. Ein weiterer Paradigmenwechsel ist mir jetzt noch im Nachklang deutlich geworden. (mehr …)

  • Museen wie Parkhäuser: Freier Eintritt, kostenpflichtiger Austritt

    Die Frage nach innovativen Geschäftsmodellen für den Kulturbereich beschäftigt nicht nur die die diesjährige stARTconference, sondern auch den Schweizer Ökonomen Bruno S. Frey. In den klassischen Kultureinrichtungen spielen bei der Preisbildung kulturpolitische, inhaltliche Erwägungen eine große Rolle, weniger formale Prinzipien wie die Preisregulierung durch Angebot und Nachfrage. Nicht selten wird die Kunst diesen Prinzipien sogar bewusst entzogen, schließlich sei sie nicht in gleicher Weise marktgängig zu machen wie ein Staubsauger oder ein Haarschnitt.

    Vielleicht aber wie ein Parkhaus? Der Schweizer Ökonom Bruno Frey schlägt in seinem Aufsatz Pay as you go vor, die Zahlmodalitäten in Museen nach dem Vorbild von Parkhäusern zu gestalten: Beim Eintritt erhält man ein Ticket, beim Verlassen des Museums zahlt man entsprechend der Zeit, die man im Museum verbracht hat. Wer viel Kunst „konsumiert“, zahlt viel, wer wenig konsumiert, zahlt gar nichts (z.B. für die erste halbe Stunde) oder wenig. Der Preis rationiert auf diese Weise das knappe Gut Kunst. Wer die Ausstellung nicht interessant findet, verlässt das Museum schnell wieder und macht Platz für andere, die es hoffentlich mehr interessiert. Und dem Nutzer kommt dieses Preisbildungs-Modell zugute, indem er nur zahlt, wenn und solange es ihm gefällt. Bei Kunst weiß man das in aller Regel erst hinterher. Insofern vielleicht gar keine blöde Idee?!

  • Museen wie Parkhäuser: Freier Eintritt, kostenpflichtiger Austritt

    Die Frage nach innovativen Geschäftsmodellen für den Kulturbereich beschäftigt nicht nur die die diesjährige stARTconference, sondern auch den Schweizer Ökonomen Bruno S. Frey. In den klassischen Kultureinrichtungen spielen bei der Preisbildung kulturpolitische, inhaltliche Erwägungen eine große Rolle, weniger formale Prinzipien wie die Preisregulierung durch Angebot und Nachfrage. Nicht selten wird die Kunst diesen Prinzipien sogar bewusst entzogen, schließlich sei sie nicht in gleicher Weise marktgängig zu machen wie ein Staubsauger oder ein Haarschnitt.

    Vielleicht aber wie ein Parkhaus? Der Schweizer Ökonom Bruno Frey schlägt in seinem Aufsatz Pay as you go vor, die Zahlmodalitäten in Museen nach dem Vorbild von Parkhäusern zu gestalten: Beim Eintritt erhält man ein Ticket, beim Verlassen des Museums zahlt man entsprechend der Zeit, die man im Museum verbracht hat. Wer viel Kunst „konsumiert“, zahlt viel, wer wenig konsumiert, zahlt gar nichts (z.B. für die erste halbe Stunde) oder wenig. Der Preis rationiert auf diese Weise das knappe Gut Kunst. Wer die Ausstellung nicht interessant findet, verlässt das Museum schnell wieder und macht Platz für andere, die es hoffentlich mehr interessiert. Und dem Nutzer kommt dieses Preisbildungs-Modell zugute, indem er nur zahlt, wenn und solange es ihm gefällt. Bei Kunst weiß man das in aller Regel erst hinterher. Insofern vielleicht gar keine blöde Idee?!

  • Was macht die «Mitmach-Avantgarde» mit der Kunst?

    Vioworld veranstalten gerade eine Blog-Parade zum Thema Net Powered Artists. Dazu heißt es dort:

    Im Raum steht die provokante Behauptung, dass Kunst im Netz zwar neue und spannende Erscheinungsformen – wie z.B. den Mashup – hervorbringt, aber letztenendes zur “Brotlosigkeit” verdammt ist. Heimliches Ziel dieser Blogparade ist es natürlich, diese These anhand aktueller Beispiele zu widerlegen.

    War die „Brotlosigkeit“ nicht immer schon das Damoklesschwert, das über dem Künstler schwebte? Im GDI Impuls las ich jedoch kürzlich einen Essay von Charles Leadbeater zu Kunst und Social Web, der nahelegt, dass die Kommerzialisierbarkeit von künstlerischer Arbeit eher noch schwerer wird, die Probleme der Musikkonzerne und die Diskussionen um ein Urheberrecht 2.0 deuten ebenfalls in diese Richtung. Digitalisierte Inhalte lassen sich problemlos vervielfältigen. Die Refinanzierung der künstlerischen Arbeit, die immer inhaltlicher Natur ist, muss also über etwas erfolgen, das sich nicht kopieren lässt. Nicht eben einfach und wahrscheinlich auch nicht sehr lukrativ. Kunst war bislang die Sache von verschrobenen Einzelgängern und die großen Kunstwerke der abendländischen Kulturgeschichte sind allesamt geniale Einzelleistungen. Gute Kunst wurde auf diese Weise zu einem knappen Gut, mit der immerhin einige wenige gut Geld machen konnten.

    Gegen dieses traditionelle Paradigma stellt Leadbeater eine neue partizipative Kultur, die durch das soziale Netz bedingt und verbreitet wird, und sich immer mehr durchsetzt:

    Diese «Mitmach-Avantgarde» wird durch die Art und Weise gespeist, in der das Internet partizipatorischen Ansätzen zur Kunst, einer digitalen Version der Volkskultur, in der Urheberschaft geteilt und kumuliert und keine individuelle Angelegenheit ist, neue Energie verleiht. (…) Der Künstler wird eher zum DJ oder Programmierer, er stellt ein Werk aus den bereits vorhandenen Modulen zusammen.

    Es liegt auf der Hand, dass tragfähige Geschäfts- und Vermarktungsmodelle mit dieser neuen Webkultur grundsätzlich unvereinbar sind. Wo keine Urheberschaft individuell zugordnet werden kann und wo Massen für Massen produzieren, kann und soll auch kein Profit privatisiert werden. Damit wird durch den partizipativen Ansatz des sozialen Webs ein ganz zentrales Paradigma der abendländischen Hochkultur in Frage gestellt. Das klingt erstmal sehr sympathisch und beflügelt Leadbeater zu einer bald schon eschatologischen Sozialutopie des produktivsten Miteinanders in vollendeter Demokratie.

    Tatsächlich wird das «Empowerment» durch das soziale Web deswegen wohl weniger ökonomischer als vielmehr inhaltlich-ästhetischer Natur sein und die Künste zwingen – zumindest für einige Zeit – weniger «die Gesellschaft», als sich selbst zu hinterfragen. Das ist so lange begrüßenswert, wie herausragende künstlerische Leistungen durch vergesellschafteten Zugriff nicht systembedingt auf Mittelmaß nivelliert werden und Kennerschaft zu einem nachrangigen Kriterium verkümmert, sowohl in der Produktion als auch in der Rezeption von Kunst. Adam Soboczynskis Sorge um den Intellektuellen gebührt möglicherweise auch dem Kunstkönner und -kenner.

  • Martenstein hadert mit der Kunst

    Beim Aufräumen fiel mir eine alte Martenstein-Kolumne von Anfang 2007 in die Hand, in der er anlässlich des Skandals um Neuenfels Idomeneo-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin mit moderner Kunst hadert. Lesenswert und witzig wie immer.

    Inhaltlich passt die Kolumne auch zu meinem vorletzten Eintrag, indem es um die Frage ging, was Kunst und Ökonomie voneinander lernen können. Während in der Wirtschaft Innovation und Fortschrittlichkeit durch das Kriterium der Nützlichkeit aussortiert werden, ist das in der Kunst nicht möglich. Dadurch wird Innovation (oder was als solche erscheint) häufig schon als Wert an sich gesehen. Dazu Martenstein:

    Ein neuer Kunststil dagegen beruft sich oft lediglich auf die Tatsache, anders zu sein, und das ist genauso ein Schwachsinn, als ob man die Geranien mit der Blüte nach unten einpflanzt und dies zum Fortschritt im Gartenbau erklärt.

  • Nicht mehr lange umsonst?

    Mit den kostenlosen Museumseintritten könnte es schnell wieder vorbei sein, wenn der Kunstraub weiter floriert. Von irgendwas müssen schließlich die Versicherungsprämien bezahlt werden, die ordentlich steigen dürften, wenn die Versicherungen vermehrt für den Rückkauf der Bilder von den Kidnappern aufkommen müssen. 😉

  • Alles umsonst

    Vor kurzem habe ich in einem Kommentar im Kulturmanagement-Blog noch behauptet, die Eintrittspreise in deutschen Museen seien kaum ein Grund, der einen vom Besuch abhält. Normalpreise liegen in deutschen Museen mit etwa zwischen 3 und 8 Euro nicht sonderlich hoch, ein Museum das mehr verlangt muss schon ganz schön was zu bieten haben. Außerdem gibt es großzügige Ermäßigungen für allerlei Personengruppen vom Kleinkind bis zum Senioren, des Weiteren Flatrates (Jahreskarten) oder »Happy Fridays« o.ä., wo der Eintritt nichts kostet.

    In der Zeit gibt es allerdings einen Artikel, der diese These zu widerlegen scheint. Museen in London und Stockholm konnten enorme Besucherzuwächse verzeichnen, als sie die Eintrittspreise abschafften. Allerdings fehlt in dem Bericht die Information, wie hoch die Eintrittspreise vormals waren. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Forderung des Artikels, konsequent auf öffentliche Finanzierung zu setzen, ohne Sponsoring on top, was ja ohnehin nur ein schöneres Wort für öffentlich subventionierte Werbung ist. 😉

  • Jeder Mensch ist Kunst

    Heute ist nicht nur jeder Mensch ein Künstler, sondern auch Kunst. Auf der Seite barcodeart.com kann man sich selbst zum Kunstwerk barcodieren lassen. Das bin ich:


    Einkaufspreis $6,23, sofern ich die etwas kryptische Auswertung richtig verstanden habe. Ernüchternd.

    Überhaupt: lässt sich das Symbol für ökonomische Verwertbarkeit schlechthin wirklich zu Kunst transzendieren? Da haben vielleicht nicht nur Verschwörungstheoretiker ihre Bedenken.