Vor ein paar Tagen bin ich auf eine Seite zum Thema Wirtschaftsästhetik gestoßen. Das soll eine Forschungsrichtung der Managementlehre sein oder werden, bei der »das Feld der Kunst der Managementtheorie zugänglich« gemacht werden soll. Forschungsfragen können zum Beispiel sein:
Was kann von »Hochleistungsorganisationen« wie Orchestern, die ein Höchstmass an Koordination und Perfektion bei der Produkterstellung erbringen, zur Organisationsgestaltung gelernt werden?
Wie schafft es das Kunstsystem ständig ein so großes Innovationspotential zu entwickeln? Kann die Organisation des Kunstsystems Vorbild sein für Unternehmungen, die auf hoch innovativen Märkten agieren?
Das klingt ja zunächst recht spannend. Dass man aber damit zu sinnvollen Ergebnissen kommt, wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Orchester funktionieren deswegen gut, weil sie streng hierarchisch und im Kern antidemokratisch organisiert sind. Soll das Vorbildcharakter für innovative, moderne Unternehmen haben? Wohl kaum. Und ist es nicht vielmehr so, dass die Wirtschaft, auch die bei Adorno-belesenen Kulturschaffenden so verachtete Kulturindustrie, in punkto Innovation und Fortschrittlichkeit die (ästhetischen) Standards setzt, während die etablierte Kulturszene dagegen den relevanten Themen um Jahre hinterher hechelt? »Café Umberto« beispielsweise, Moritz Rinkes Stück über Arbeitslosigkeit, wurde 2005 uraufgeführt, zwei ganze Jahre nachdem die Agenda 2010 (nach herrschender Meinung ja auch schon viel zu spät) ausgerufen wurde. Ästhetische Trends und Ausrufezeichen dagegen werden von Unternehmen wie Apple, Nike, Madonna oder Herzog & de Meuron gesetzt.
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