Christian Holst

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Autor: Christian Holst

  • Sag mir, welche Musik du magst

    … und ich sage dir, wer du bist. Nach diesem Motto verfährt ein Test, der am Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin an der HTM Hannover entwickelt wurde. Mein Testergebnis lautet:

    Sie gehören am ehesten zu Typ 3: konventionelle und peppige Musik

    Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass Menschen, die die gleichen Angaben wie Sie machen, gerne konventionelle und peppige Musik hören. Diese klingt dann oft eher einfach, fröhlich und aufbauend. Die Musikhörer mit Ihrem Musikgeschmack sind diesen Studien nach eher extrovertiert, gewissenhaft und sozial verträglicher (d.h. sozialer und hilfsbereiter). Gleichzeitig sind sie weniger offen für neue Erfahrungen und stärker an gesellschaftliche Hierarchien angepasst.

    Scheint auch noch sehr beta zu sein. Oder erkennt mich da etwa jemand wieder? 😉

    Via unkultur

  • Links zu aktuellen Musikthemen

    Hier noch ein paar Links zu aktuellen Musikthemen:

    Nachdem das Thema neulich hier im Blog aufgemacht wurde, kommt jetzt auch die Berliner Zeitung und Frankfurter Zeitung nicht umhin, sich mit Doping unter Berufsmusikern zu befassen. 😉

    Die FAZ kritisiert das Gemauschel um die neue Leitung der Bayreuther Festspiele und will eine Serie zur Zukunft der Festspiele bringen. Stellvertretend für den diesbezüglich untätigen Stiftungsrat soll eine Richtungsdebatte geführt werden.

    Den Anfang macht Ioan Holender, Direktor der Wiener Staatsoper. Aber in Schwung kommt die Debatte mit der Verlautbarung solcher Binsenweisheiten sicher nicht.

  • Hagen-Quartett in der Glocke

    Gestern war ich in einem sehr beeindruckenden Konzert des Hagen-Quartetts im Kleinen Saal der Glocke – übrigens ein wirklich miserabler Konzertsaal, da man alle paar Minuten das Grollen der draußen vorbeifahrenden Straßenbahnen hört. Bei Bruckner wäre das vielleicht nicht so wild, aber bei Kammermusik ist das eine ziemliche Beeinträchtigung. Trotzdem war es ein tolles Konzert. Überhaupt macht mir Kammermusik zumeist nur live wirklich Spaß, da es hier noch mehr als bei Orchestermusik auf feinste Nuancen ankommt, die vom Mikrofon nur schwer einzufangen und von Verstärker und Lautsprecher nur schwer wiederzugeben sind. Besonders deutlich wurde das an Janáčeks Streichquartett Nr. 1, einer wirklich packenden Mischung aus avancierter Tonsprache und unmittelbarer emotionaler Intensität. Vorab gab es ein Quartett von Haydn, was mich wieder einmal in der Überzeugung bestätigt hat, dass dessen Musik ein echtes Vergnügen ist, wenn sie gut und mit viel Sinn und Verstand gespielt wird. So, wie es gestern der Fall war.

  • NewsAlloy vs. Rojo

    Newsalloy.com ist wirklich ein sehr feiner Online-RSS-Reader, wenn man sich erstmal an ihn gewöhnt hat. Sehr komfortabel und übersichtlich, weil man verschiedene sog. thematische »Channels« anlegen kann und ganz ausgefuchste Funktionen zum Verwalten der Feeds hat. Leider ist das Projekt noch sehr beta, so dass ab und an mal alte Meldungen verschwinden oder die Seite für ein paar Tage nicht erreichbar ist. So zur Zeit mal wieder. Deswegen habe ich mich entschlossen, einen Ersatz-Feedreader zu nutzen und habe mich für rojo.com entschieden. Der ist auch nicht schlecht, aber nur eine Zweitlösung. Zwar kann man hier z.B. Seiten nach Feeds durchsuchen lassen und hat sehr praktische Shortcuts, aber das Sortieren und Archivieren ist bei NewsAlloy doch besser. Außerdem stört mich, dass es bei Rojo zu jeder einzelnen Meldung eine Vielzahl von Funktionen angezeigt wird, für die es bei NewsAlloy nur eine Palette gibt. Warum gibt es z.B. bei jedem einzelnen Artikel die Möglichkeit, den Feed zu abonnieren bzw. zu kündigen? Soviel Gedöns lenkt nur vom eigentlichen Text ab.

  • Lennon läuft sich warm

    Julian Lennons Album Photograph Smile aus dem Jahr 1998 gehört für mich zu den besten Pop-Alben aller Zeiten: es ist eingängig, aber nie banal, es ist gekonnt arrangiert aber nie verfrickelt oder routiniert und es ist originell und stilistisch eigenständig. Deswegen bin ich seit 98 gespannt auf das Nachfolger-Album. Das war erst für 2002, dann für 2007 und jetzt für 2008 angekündigt. Dafür, dass es dieses Jahr tatsächlich etwas werden könnte, sprechen die vier Songs, die es (im Rough Mix) bereits jetzt auf Lennons myspace-Profil zu hören gibt. Diese Stücke hauen mich allerdings nicht vom Hocker. »Saltwater« ist nett, möglicherweise aber auch nur, wenn man die Originalversion (von Help Yourself) kennt, die noch kein beschwingt-melancholischer Reggae war. Nichtsdestotrotz hat Greenpeace es zu seiner Hymne gemacht. Mal abwarten, vielleicht holt Lennon beim Endmix noch was raus oder es handelt sich um die Stücke, die er zum Warmlaufen brauchte.

  • Buchlesen ist wie Radfahren

    Vor kurzem hatte ich die Ehre von einer sehr netten Redakteurin von newbook.de im Rahmen einer etwas größer angelegten Bloggerbefragung interviewt zu werden. Thema war grob gesagt, wie sich Lesegewohnheiten durch das Web 2.0 ändern. Aber lest selbst.

  • Martenstein hadert mit der Kunst

    Beim Aufräumen fiel mir eine alte Martenstein-Kolumne von Anfang 2007 in die Hand, in der er anlässlich des Skandals um Neuenfels Idomeneo-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin mit moderner Kunst hadert. Lesenswert und witzig wie immer.

    Inhaltlich passt die Kolumne auch zu meinem vorletzten Eintrag, indem es um die Frage ging, was Kunst und Ökonomie voneinander lernen können. Während in der Wirtschaft Innovation und Fortschrittlichkeit durch das Kriterium der Nützlichkeit aussortiert werden, ist das in der Kunst nicht möglich. Dadurch wird Innovation (oder was als solche erscheint) häufig schon als Wert an sich gesehen. Dazu Martenstein:

    Ein neuer Kunststil dagegen beruft sich oft lediglich auf die Tatsache, anders zu sein, und das ist genauso ein Schwachsinn, als ob man die Geranien mit der Blüte nach unten einpflanzt und dies zum Fortschritt im Gartenbau erklärt.

  • Wirtschaftsästhetik

    Vor ein paar Tagen bin ich auf eine Seite zum Thema Wirtschaftsästhetik gestoßen. Das soll eine Forschungsrichtung der Managementlehre sein oder werden, bei der »das Feld der Kunst der Managementtheorie zugänglich« gemacht werden soll. Forschungsfragen können zum Beispiel sein:

    Was kann von »Hochleistungsorganisationen« wie Orchestern, die ein Höchstmass an Koordination und Perfektion bei der Produkterstellung erbringen, zur Organisationsgestaltung gelernt werden?

    Wie schafft es das Kunstsystem ständig ein so großes Innovationspotential zu entwickeln? Kann die Organisation des Kunstsystems Vorbild sein für Unternehmungen, die auf hoch innovativen Märkten agieren?

    Das klingt ja zunächst recht spannend. Dass man aber damit zu sinnvollen Ergebnissen kommt, wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Orchester funktionieren deswegen gut, weil sie streng hierarchisch und im Kern antidemokratisch organisiert sind. Soll das Vorbildcharakter für innovative, moderne Unternehmen haben? Wohl kaum. Und ist es nicht vielmehr so, dass die Wirtschaft, auch die bei Adorno-belesenen Kulturschaffenden so verachtete Kulturindustrie, in punkto Innovation und Fortschrittlichkeit die (ästhetischen) Standards setzt, während die etablierte Kulturszene dagegen den relevanten Themen um Jahre hinterher hechelt? »Café Umberto« beispielsweise, Moritz Rinkes Stück über Arbeitslosigkeit, wurde 2005 uraufgeführt, zwei ganze Jahre nachdem die Agenda 2010 (nach herrschender Meinung ja auch schon viel zu spät) ausgerufen wurde. Ästhetische Trends und Ausrufezeichen dagegen werden von Unternehmen wie Apple, Nike, Madonna oder Herzog & de Meuron gesetzt.

  • Wagners Ring ohne Musik

    Ob das so eine tolle Idee ist? Das Theater Heilbronn zeigt Wagners Ring als Schauspiel in einer Textfassung von Almut Fischer und K.D.Schmidt. Das ist insofern keine schlechte Idee, als Wagner als Dichter überhaupt nicht ernst genommen wird. Erst Dieter Borchmeyer fing an, mit diesem Vorurteil aufzuräumen, als er sein Buch »Das Theater Wagners« mit der erstaunlichen Erkenntnis eröffnete:

    Es läßt sich nicht bezweifeln: das Werk Wagners ist der wirkungsmächtigste Beitrag des deutschen 19. Jahrhunderts zur Weltliteratur.

    Borchmeyer ist aber Literaturwissenschaftler. Dass sich ausgerechnet Theaterleute als Fürsprecher für die Qualität der Wagnerschen Dichtkunst profilieren wollen, strapaziert meine Vorstellungskraft erheblich. Aber wer weiß? Wenn es schon Wagners Ring ohne Worte gibt, warum soll es dann nicht auch Wagners Ring ohne Musik geben?