In letzter Zeit hat das Internet ordentlich auf die Mütze bekommen. Zuletzt warnte Der Spiegel mit großem Aufmacher (zu großen Teilen »inspiriert« von The Atlantic) vor drohender Massenverdummung und löste heiße Debatten damit aus, natürlich auch und gerade in der sog. Blogosphäre (siehe u.a. hier, hier, hier, hier und hier).
Ein Punkt, der m.E. in dieser Diskussion zu kurz kam, ist die Tatsache, dass all der Schwachsinn, der ja unbestritten auch im Internet kursiert, durch dieses nicht erzeugt, sondern nur sichtbar gemacht wird. Der Preis der Vergesellschaftung der Medien und das damit einhergehende Anwachsen der kursierenden Datenmengen und -ströme ist, dass man vermehrt mit Inhalten konfrontiert wird, die für einen wertlos sind. Das Rauschen wird lauter und es wird schwieriger den Unterschied herauszuhören, der einen Unterschied macht.
Die Internetschelte macht zudem deutlich, wie viele Leute in ihren Kommunikationsvorstellungen von einem linear gedachten Sender-Empfänger-Modell geprägt sind: Einer sendet eine Information (aktiv), der andere empfängt sie (passiv). Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun zeigt auf anschauliche Arte und Weise, dass dieses Modell schon in der Offline-Welt nicht taugt, weil der Empfänger (sofern er keine triviale Maschine ist) nicht passiv, sondern selbst aktiv, nämlich interpretierend, an der Kommunikation beteiligt ist. Er muss die empfangenen Daten »in Formation« bringen, wie Klaus Jarchow schreibt, damit sie auch eine Information darstellen.
Im Netz ist dieser systemische Aspekt von Kommunikation besonders sinnfällig. Hier gibt es ganz offenkundig nur noch vernetzte, informationsverarbeitende Schaltstellen. Informationen werden aufgenommen, verarbeitet und an andere Schaltstellen weitergeleitet, die das Signal wieder aufnehmen, verarbeiten, weiterleiten usw. usf.