Balken im Auge

Veröffentlicht von Christian Holst am

Im aktuellen Kulturmanagement-Letter geht es um neue Technologien. Wurde ja auch mal Zeit, würde ich sagen. Ich habe mich an dieser Stelle ja schon mehrfach (naja, hier und hier 😉 ) gefragt, warum dieses Thema im Kulturbereich so wenig beachtet wird.

Christian Henner-Fehrs hat in dem Letter einen Artikel über Weblogs geschrieben und ein paar Pros und Contras aufgezählt. Ich finde die Pros zum Teil etwas halbherzig, denn einen Blog zu führen, um in den Suchmaschinen besser abzuschneiden oder um sich ein innovatives Image zu verpassen, ist in meinen Augen ein völlig unverhältnismäßiger Aufwand. Meines Erachtens gibt es nur einen einzigen Grund, der den Aufwand rechtfertigt, einen Blog zu führen und das ist das echt gemeinte Bedürfnis, auf gleicher Augenhöhe mit seinen Besuchern und Fans zu kommunizieren. (Im Artikel wird das unter dem Punkt »persönliche Beziehung« angerissen.) Mir ist nicht bekannt, dass das bei Theatern oder Museen bisher irgendwo gelänge. In der Regel ist es auch nicht gewollt und man verfolgt eher den Anspruch, sein Publikum »zu erziehen« und beklagt sich dann beim notwendigen Misslingen dieses Vorhabens über die Ignoranz. Tja, man sieht den Splitter im Auge des anderen, aber nicht den Balken im eigenen.


4 Kommentare

Christian Henner-Fehr · 8. Juni 2007 um 22:53

Danke, dass Du das Thema Weblogs hier aufgreifst, denn es erscheint mir wichtig, die Vor- und Nachteile zu diskutieren.
Was ich nicht verstehe, und das nicht nur im Kunst- und Kulturbereich, ist diese idealistische Haltung, die viele als Voraussetzung für das Betreiben eines Weblogs sehen.
Ich bin Idealist, weil ich im Kunst- und Kulturbereich arbeite, aber ich bin kein Idealist, was mein Weblog angeht. Natürlich kommuniziere ich gerne und betrachte Diskussionen als Gewinn. Das ist die Grundvoraussetzung. Dahinter steckt aber auch die Idee herauszufinden, inwieweit sich Blogs für das Business eignen. Und da gehört das Ranking in diversen Suchmaschinen durchaus dazu. Nicht, dass ich jetzt Experte für Suchmaschinenmarketing werden möchte, aber mit einem Weblog hat man in den Rankings gegenüber den konventionellen Seiten einfach einen Vorteil. Und warum soll das kein Argument sein, ein Weblog zu betreiben?

In meinem Job als Kulturberater kann ich die Konkurrenz gar nicht zählen, so groß ist sie. Warum habe gerade ich den Beitrag im KM-Magazin geschrieben? Weil ich selbst ein Weblog betreibe, was alle anderen KulturmanagerInnen (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht tun. Wir können jetzt darüber streiten, ob das innovativ ist oder nicht, aber es ist ein Wettbewerbsvorteil.

Tatsache ist, dass es hier nicht nur um mein Bedürfnis geht, mich mit anderen auszutauschen. Deshalb bezeichne ich mein Weblog auch als Corporate Blog, weil ich damit geschäftliche Interessen verfolge. Und wenn ich die Möglichkeit habe, im Rahmen meiner Wertevorstellungen damit Geld zu verdienen, dann werde ich das auch sicher tun.

Insofern betrachte ich mich nicht als Robin Hood der digitalen Welt, sondern als jemand, der Spaß daran hat, mit anderen zu kommunizieren und zu diskutieren und dies als Grundlage für sein Geschäft ansieht.

ch · 9. Juni 2007 um 8:21

Du hast natürlich recht, dass Blogs und überhaupt die Web 2.0-Phänomene gerade zu einer völlig neuen Kommunikationsrevolution hochstilisiert werden, was manchmal vielleicht etwas übertrieben ist. Natürlich können auch Suchmaschinenranking oder innovatives Image Aspekte sein, die für einen Blog sprechen. Gerade, wenn man sich einen Namen machen möchte. Trotzdem ginge es auch ohne das, wenn ausreichend Spaß an der Sache vorhanden ist. Umgekehrt geht es aber nicht ohne Spaß an der Sache. Gerade wenn man sich große Institutionen vorstellt wie Theater (die m.E. prädestiniert wären, zu bloggen), dann muss da ein echtes Web 2.0-Kommunikationsbedürfnis da sein. Denn wie du sagst: der Aufwand ist nicht zu unterschätzen und es braucht eine gewisse Disziplin, die in Teams (= »Toll ein andrer macht’s«) oft fehlt. Abstrakt gesprochen braucht es in meinen Augen also qualitative Gründe, nicht quantitative, für einen Blog.

Christian Henner-Fehr · 9. Juni 2007 um 9:05

Ja stimmt. Wenn die Qualität nicht stimmt, dann wird das eh nichts. Aber das ist nicht nur bei Blogs so, denke ich.
Und nur um einen guten Platz bei Google zu haben, lohnt sich ein Weblog nicht, das sehe ich auch so. Aber es ist eines von mehreren Pros, die für ein Weblog sprechen. Ich will da auch gar keine Wertung vornehmen und bin der Meinung, wenn es ein Vorteil ist, dann soll der auch genutzt werden dürfen.

Und es ist eine Tatsache, das gerade nach solch messbaren Kriterien gefragt wird. Was ich auch verstehen kann, denn Platz 1 im Google-Ranking lässt sich viel besser argumentieren und verkaufen als der Spaßfaktor.

Wie oft die Freude am Schreiben fehlt, sieht man ja an den vielen aufgegebenen Blogs, deren erster und einziger Beitrag noch aus dem letzten Jahr resultiert.

Technologieeinsatz im Kulturbereich « Kulturmanagement · 9. Juni 2007 um 9:10

[…] solche Diskussionen ja eigentlich das Salz in der Suppe sind, weise ich hier explizit auf seinen Beitrag hin. Vielleicht  möchte sich ja wer an der Diskussion […]

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