NPO-Blogparade: Selbstbestätigung durch Finanzkrise

Veröffentlicht von Christian Holst am

»Keine Panik. Das ist schon wieder nicht das Ende« titelt die aktuelle Brandeins zur Finanzkrise und bietet damit eine treffende Einschätzung und sinnvolle Handlungsempfehlung. Denn die Panik ist ja nicht nur Folge der Krise, sondern – zumindest zum Teil – auch deren Ursache. Gerade dadurch ist die Krise nicht auf den Finanzsektor beschränkt geblieben, sondern hat gesamtwirtschaftliche Auswirkungen, deren Ausmaß für mich als Laien nicht abzusehen ist, die früher oder später aber natürlich auch die NPOs und Kultureinrichtungen treffen können. Insbesondere solche, die verstärkt auf die viel gepriesenen kurzfristigen, projektorientierten Finanzierungsformen wie Sponsoring, Fundraising und Fördergelder gesetzt haben. Was das im Einzelnen bedeuten könnte könnte, haben Karin Janner und Brigitte Reiser bereits im Rahmen der NPO-Blogparade dargestellt.

Wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann kürzlich bemerkte, ist die Lage für öffentlich finanzierte Kultureinrichtungen grundsätzlich weniger dramatisch, da ihre Finanzierung mit öffentlichen Mitteln stabiler, langfristiger und nachhaltiger ist. Eine Chance, die ich daher in der Finanzkrise sehe, besteht in einem klaren, selbstbewussten Bekenntnis zu dem deutschen Kulturmodell mit breiter öffentlicher und damit relativ krisensicherer Finanzierung. Anstatt wie Armin Klein radikales Umdenken einzufordern und das angeblich so viel besucherorientiertere, unbürokratischere, visionsgeleitete amerikanische Kultursystem als Modell der Zukunft zu verklären, können wir uns ruhig mal darüber freuen, doch erstaunlich viele und grundlegende Dinge richtig gemacht zu haben und den scheinbar typisch deutschen Selbstzweifel und -hass durch die scheinbar typisch amerikanische Selbstgewissheit ersetzen. Besser werden zu wollen, ist natürlich nach wie vor erlaubt.


4 Kommentare

shop · 3. Januar 2009 um 16:17

Ich finde deinen letzt genannten Punkt wirklich toll, immer hört man, wie konservativ wir deutschen doch handeln und uns daher in vielen Bereichen langsamer entwickeln als z.b. die Amerikaner. Die Finanzkrise zeigt, dass schnelles Wachstum und ständig „mehr“ nicht nur positiv sein können.

CH · 5. Januar 2009 um 17:40

Nee, der Mix macht’s auch hier. 🙂

Nonprofits-vernetzt.de » NPO-Blogparade: Finanzkrise und die Folgen für Nonprofits · 6. November 2008 um 0:20

[…] Christian Holst dagegen sieht keine Notwendigkeit zum Umsteuern im Kultursektor. Im Gegenteil: ihm zufolge zeigt sich gerade jetzt im Zusammenhang mit der Finanzkrise, wie gut aufgestellt der überwiegend öffentlich finanzierte Kultursektor in Deutschland ist verglichen mit dem amerikanischen, der sich zum Großteil aus privaten und gewerblichen Spenden finanziert.  Das amerikanische Kultursystem sollte deshalb auch nicht als Modell weiterempfohlen werden. Notwendig ist laut Holst vielmehr ein klares, selbstbewusstes Bekenntnis zum deutschen Kulturmodell mit breiter öffentlicher und damit relativ krisensicherer Finanzierung. […]

Deutsches Kulturmodell rabiat verteidigen (Best practice III) - Kulturblogger · 17. November 2008 um 14:11

[…] hatte es schon im Beitrag zur NPO-Blogparade gesagt, dass das deutsche Kulturmodell durchaus Grund gibt, stolz darauf zu sein. Die Intendantin […]

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