Konferenz: Partizipatives Storytelling
Der Begriff Storytelling hat Konjunktur, obwohl er eigentlich etwas beschreibt, das Menschen seit jeher tun: Geschichten erzählen. Wird der englische Begriff im Deutschen benutzt, dann schwingt allerdings noch eine gezielte, professionelle Herangehensweise an das Geschichtenerzählen in der PR- und Kommunikationsarbeit mit. Auch das ist nicht unbedingt neu, wenngleich es bislang eher intuitiv betrieben wurde. Neu ist die systematische Bearbeitung und Auswertung dieses Themas, gerade auch in Hinblick auf die Sozialen Medien, wo dem Geschichtenerzählen ein besonderer Stellenwert zukommt (s. dazu das Thema der stART11). Dem „partizipativen Storytelling“ war am vergangenen Dienstag eine Konferenz gewidmet, mit der das frisch gegründete Center for Storytelling erstmals an die Öffentlichkeit trat. Eine gelungene Premiere. Durch eine auf den ersten Blick recht bunte Auswahl an Sprechern wurde das Thema von verschiedensten Facetten beleuchtet: Mit Henry Jenkins gab ein profilierter Exerte zum Thema Storytelling eine theoretische Einführung. Ihm folgten Doro Martin, die die Perspektive einer Pionierin der Praxis beisteuerte, sowie Wolfgang Disch mit Ausführungen über das Storytelling im Rahmen der Markenführung. Am Nachmittag rückten Samuel Schwarz und Mark Riklin das partizipative Storytelling im nichtdigitalen Leben in den Mittelpunkt. Zum Abschluss referierte Marcus Brown darüber, wie es gelingt, digitalen Charakteren Leben einzuhauchen. Aber nicht nur bei den Sprechern, auch beim Veranstaltungsort, der Verpflegung und dem Rahmenprogramm (passend zum Thema: eine Führung durch das Panorama im Bourbaki) stimmte alles.
Da ein ausführlicher Bericht von mir über die Konferenz auf dem Kulturmanagement Portal erschienen ist, möchte ich an dieser Stelle nur noch auf die Videomitschnitte der Vorträge verweisen, die mittlerweile alle auf Vimeo zu finden sind. Besonders lohnenswert sind in meinen Augen der Vortrag von Wolfgang K.A. Disch über Storytelling und Markenführung sowie der von Mark Riklin über partzipatives Storytelling im Rahmen von Stadtkultur-Projekten.
3 Kommentare
Isabelle · 17. Juni 2012 um 20:43
Sehr geehrter Herr Holst,
beim Internetstöbern nach kulturellen Themen bin ich auf Ihren sehr interessanten Blog gestoßen. Vielleicht haben Sie Lust, auf meinem Kultur- und Theaterblog „Hamburgische Dramaturgie 2.0“ vorbei zu schauen, auf dem ich Film-, Theaterkritiken und Essays zu diversen kulturellen und medialen Themen veröffentliche.
Ich würde mich freuen, Sie auf http://hamburgischedramaturgie2punkt0.wordpress.com begrüßen zu dürfen.
Freundliche Grüße von Isabelle Dupuis
Hagen Kohn · 18. Juni 2012 um 14:09
Danke für den Hinweis auf die interessanten Videos – das Thema beginnt mich langsam zu faszinieren. Auch wenn ich immer noch nicht so ganz verstehe, wie transmediale Geschichten aus Sicht des Rezipienten funktionieren sollen. Da kommen doch bei jedem einzelnen nur Bruchstücke an. Das Problem habe ich sogar mit reinen Facebook-Stories wie „Effi Briest 2.0“. Worin besteht der Mehrwert? Mit macht es mehr Spaß, jemandem wie Marcus Brown zuzuhören, als selbst in solchen Stories zu partizipieren.
Christian Holst · 18. Juni 2012 um 20:52
Die Kunst ist ja, dass die verschiedenen medialen Tracks einerseits für sich funktionieren, andererseits aber in die große ganze Story eingebunden sind. Gerade Effi Briest ist doch ein gutes Beispiel dafür, wie die Geschichte auf die erzählerischen Möglichkeiten von Facebook angepasst werden und 20 Minuten unkonventionelle, originelle Unterhaltung bringt. Das kann man Mehrwert nennen, wobei ich diesen Begriff in dem Zusammenhang gewöhnungsbedürftig finde, das Wort Spaß einleuchtender. Das kann natürlich bei jedem anders sein. Henry Jenkins verwies in seinem Vortrag darauf, dass letztlich nur 1% der Rezipienten sich partizipativ einbringen. Entscheidend sei nicht, obs alle machen, sondern dass jeder jederzeit die Möglichkeit habe, sich einzuklinken. Marcus Browns Vortrag ist natürlich super, dabei sind seine Projekte (er sprach vor allem über Jack the Twitter) in meinen Augen eher experimentelle Studien, die nicht unbedingt zur direkten Nachahmung zu empfehlen sind, sondern eher die Möglichkeiten des interaktiven Storytellings ausloten.