Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Autor: Christian Holst

  • Verhext

    Es ist wie verhext. Irgendwann schrieb ich ja mal, dass ich nicht soooo viel von guten Vorsätzen halte. Seit ein paar Jahren verfolge ich allerdings den guten Vorsatz, mich weiterzubilden und dadurch die Rentabilität meines Humankapitals zu optimieren. Und hier liegt es gar nicht an mir, zumindest nicht direkt, dass er nicht Wirklichkeit wird. Indirekt schon, denn ich melde mich immer für Kurse an, die sonst keinen interessieren und die deswegen abgeblasen werden. Was ist los? Können die anderen schon alles? Den Rhetorikkurs, den ich neulich mal gemacht habe, hätte ich fast verpasst, weil er tatsächlich stattgefunden hat.

  • Internationales Flair

    Diese Zeilen schreibe ich, unter Palmen sitzend und internationales Flair atmend, am Münchner Flughafen. Nachdem ich festgestellt habe, dass die Telekom sage und schreibe 8 EUR für eine Stunde W-Lan-Bereitstellung am Abflugsbereich am Terminal verlangt (gleiche Preise wie in der Bahn) habe ich mich in die Lounge des Kempinski verkrümelt, wo ich so ins Netz komme. Gut, ich muss natürlich Getränke konsumieren und bei den Preisen ist das W-Lan auf jeden Fall einberechnet. Aber der Service ist großartig, ausgesprochen aufmerksam und zuvorkommend, die Palmen auch nicht zu vergessen. Und wenn man sich nicht über den Tisch gezogen fühlt, dann ist es auch okay wenn es etwas kostet.

    Der Münchner Flughafen ist wirklich faszinierend, weil er so groß und so neu ist. Und weil er einfach irgendwo in den Sumpf gebaut ist und aus der Ferne wie eine futuristische Kleinstadt aussieht. Wirklich cool.

  • 12 reicht

    Jetzt habe ich 24 zu Ende geguckt und muss sagen, dass meine anfängliche Begeisterung doch etwas verflogen ist, weil der zweite Teil gegenüber dem ersten erheblich einbüßt. Hochgradig spannend ist es auf jeden Fall, keine Frage. Aber trotzdem wäre es besser, die Serie würde nur 12 heißen. Denn nach 12 Stunden zerfasert die Geschichte, alle drei Folgen kommt ein neuer Bösewicht ins Spiel, um die Spannung zu halten, aber die Überraschungen, die der diabolus ex machina andauernd ins dramaturgische Rennen wirft, laufen sich schnell tot. Vielleicht darf man nicht zu viele Folgen am Stück sehen, denn die Serie ist natürlich nicht wie ein Spielfilm konzipiert. Mag sein. Denn die fünfte Mega-Überraschung innerhalb dreier Folgen entlarvt man einfach sofort als dramaturgischen Kniff ohne eigentliche erzählerische Qualität. Und der Schluss ist einfach blöd.

  • 1:0

    für Oldenburg. Oldenburg ist eine der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands, wenn nicht Europas oder sogar der Welt. Es gibt nicht nur schöne, breite Radwege, sondern teilweise eigene Verkehrsführung für Radfahrer, durch die ich mich ausgesprochen ernst genommen und zuvorkommend behandelt gefühlt habe.

    Bremen ist für Radfahrer dagegen anstrengend, gefährlich und pannenträchtig. Es ist zum Beispiel nicht möglich, in einigermaßen angemessener Zeit von der Neustadt zum Bahnhof zu kommen, ohne gegen zahlreiche Verkehrsvorschriften zu verstoßen. Die paar Radwege, die es gibt, sind in katastrophalem Zustand und außerdem mit Glasscherben übersäht. Fast hat man den Eindruck, in Bremen gibt’s kein Pfand und entsorgt die Flaschen deswegen auf den Radwegen. Echt ätzend! Mit den richtigen Wahlversprechen könnte man sich hier meine Stimme bei der Senatswahl am 13. Mai sichern.

    Anm.: Weil so beliebt, hier wieder eine Zahlenüberschrift. 😉

  • Vai in der Tube

    Vor ungefähr zehn Jahren gab es eine Zeit, in der jede Metalband, die etwas auf sich hielt, ein Album mit Orchester machte: Metallica, Yngwie Malmsteen, Deep Purple nahm ihr Concerto for Orchestra noch einmal auf, die Scorpions machten was mit den Berliner Philharmonikern usw. usf.

    Steve Vai war damals nicht dabei, aber bastelt jetzt gerade an einem Album bzw. einer DVD mit Orchester. Auf dem letzten Album gab es mit »Lotus Feet« bereits einen kleinen Vorgeschmack, der zwar orchestermäßig nix besonderes, aber immerhin ganz nett war. Ordentliches Filmmusikniveau. Jetzt habe ich gerade noch einen Vorgeschmack auf youtube entdeckt, den ich allerdings ziemlich enttäuschend fand:

    Der ganze Song ist einfach für Orchester uminstrumentiert. Der Anfang klingt wie »El Condor Pasa« für Arme und ab Einsatz der Gitarre produziert das Orchester dann eigentlich nur noch Hintergrundgeräusch. Schade, dass Stevie sich für sein Orchesterprojekt nicht etwas mehr von seinem Mentor und Lehrer Frank Zappa und z.B. dessen Album »Yellow Shark« hat inspirieren lassen. Wäre etwas anderes gewesen, als der 112. Rocker, der was mit Orchester macht und insofern Vai eher würdig gewesen. Naja, mal das Album abwarten.

    P.S.: Hm. Sorry für die Überschrift. Vielleicht doch lieber wieder Zahlen?

  • Die Friedrich-Naumann-Stiftung, die sich jetzt in etwas missglücktem Deutsch »Friedrich Naumann – Stiftung für die Freiheit« nennt, hat eine Studie bezahlt, die »die Forderung nach einem differenzierten Studienentgeltsystem« unterstützt. Die Begründung für Studiengebühren ist, dass Akademiker »trotz ihres guten Verdienstes über Steuern weniger ans Hochschulsystem zurück[zahlen], als sie an Ausbildungsleistungen erhalten haben.«

    Ich bin neulich in einer Diskussion schon einmal auf diese These gestoßen worden und habe daraufhin mal für mich überschlagen, dass ich bei einigermaßen zurückhaltenden Verdienstaussichten mein Studium nach ca. 15 Jahren komplett zurückbezahlt haben werde. Dabei habe ich noch nicht einmal zugrunde gelegt, dass ich an einer der finanziell am schlechtesten ausgestatteten Unis in Deutschland studiert habe. Folglich werde ich mich dann also die verbleibenden 25 Jahre meines Berufslebens an der Finanzierung von Schulen, Polizei, Bürokratie, Straßen und Theatern beteiligen.

    In der Diskussion um Studiengebühren wird in meinen Augen vor allem bei zwei Punkten zu kurz gedacht:

    • Bildung wird allein als Investition in einzelne Personen gesehen. Das ist sie sicher auch, aber sie ist genauso Investition in eine Gesellschaft. Der globale Wettbewerb findet auf volkswirtschaftlicher Ebene statt und nicht zwischen Kim Lee und Stefan Schulz persönlich.
    • Das heißt in meinen Augen, dass die Sicherung eines hohen Bildungsniveaus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Es besteht ja politisch Konsens darüber, dass Bildung die wichtigste Ressource westlicher Länder ist oder zumindest wird. Ich verstehe daher nicht, warum der Zugang zu Bildung durch Studiengebühren erschwert wird. Das ist dämlich.

    Wie viel von der wissenschaftlichen Unabhängigkeit der Studie zu halten ist, lässt sich schon aus dem Titel ablesen: »Grundlagen eines differenzierten Studienentgeltsystems«. Durchgeführt wurde sie vom »Liberalen Institut«. Sagen die FDP-Politiker in Wahlkampfreden nicht immer, es sollte ohne »ideologische Scheuklappen« diskutiert werden?

    P.S.: Ab dem nächsten Eintrag gibt’s dann auch wieder richtige Überschriften. 😉

  • 24

    Wie gesagt habe ich mir neulich die erste Staffel von 24 gekauft. Die Serie hat einen enormen Suchtfaktor. Die erste Folge ging noch etwas plänkelich los, ich war fast schon in Versuchung, doch erstmal lieber die NEON zu lesen. Aber ab ca. 25 Minuten hat es mich echt gepackt und ich habe mir die ersten acht Folgen am Stück reingezogen. So verging die Bahnfahrt fast wie im Fluge. Es ist wirklich gut gemacht, immer wieder neue Wendungen, die man zwar irgendwie kommen sieht und ahnt, die dann aber doch immer noch etwas Überraschendes haben.

    Kiefer Sutherland erinnert mich irgendwie an Johannes B. Kerner, vielleicht weil beide so »normal« rüberkommen. Sutherland aber sympathischerweise ohne dabei gewöhnlich zu wirken. Also prädikat: sehr empfehlenswert, aber es macht eben süchtig.

  • 30

    In Herr der Diebe heißt es so ungefähr, dass man sich als Kind immer wünscht, erwachsen zu werden und groß zu sein und wenn man es dann endlich ist, dann wünscht man sich, wieder ein Kind sein zu können. Da in meinem Schweizer Quartier eine wii-Konsole vorhanden ist, muss dieser Wunsch keiner bleiben und ich konnte gestern die aufkeimende Depression, 30 zu werden, mit virtuellen Box-Kämpfen und Tennismatches bekämpfen. Heute hatte ich schon einen Tennisarm. Nicht virtuell.

    Naja, Depression ist natürlich reichlich übertrieben. Mit einem runden Geburtstag ist es einfach ähnlich, wie mit dem Jahreswechsel, er eignet sich besonders, um zu resümieren. Mit 30 stellt man fest, dass schon viele Weichen für das restliche Leben gestellt sind und Entscheidungen sich nicht mehr so leicht rückgängig machen lassen, wie mit Anfang 20. Außerdem ist es so, dass sich viele Ideale und Vorstellungen, die ich mit 20 noch hatte, mittlerweile an der Realität abgerieben haben. Das klingt vielleicht sehr resignativ, aber eigentlich nur, wenn man den Jugendwahn und Anti-Aging auch mental mitmacht und ein Verfechter von permanenter blinder Dynamik ist. Denn dass man sich und die Welt genauer und abgeklärter einschätzen kann, ist doch ein guter Schritt Richtung Weisheit und etwas, dass das Alter der Jugend voraus hat.

  • Mehr Luft

    Vor ein paar Tagen habe ich als Valentino Yiyuan meine ersten Gehversuche im Second Life gemacht. Jetzt mit neuem, schnellen Rechner ging das endlich mal. Mit dem alten Ding hatte ich es zwar einmal kurz versucht, aber das hat einfach keinen Spaß gemacht.

    Es ist genau so, wie man immer liest: Man führt sinnfreie Unterhaltungen und gleich auf der Orientation Island wurde ich von einer französischen Nymphomanin sexuell belästigt. »How to have sex in second life« fragte sie mich zuerst, dann verfolgte sie mich eine Weile und sagte irgendwann »I want you« und forderte mich schließlich auf: »Look at my breast!«.

    Dabei fällt mir ein, dass ich neulich eine echt heiße Nacht im CityNightLine hatte. Die Klimaanlage war nämlich kaputt. Das war ziemlich entsetzlich und ich habe lange Zeit kein Auge zugemacht. Und wenn ich gerade einigermaßen weggedämmert war, schreckte ich mit dem panikartigen Gefühl wieder hoch, keine Luft mehr zu bekommen.

    Dass man im Second Life sich einfach in die Luft schwingen und fliegen kann ist da schon ein nicht zu verleugnender Vorteil gegenüber dem »Real Life«. Ansonsten ist die Kritik nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Entwickler recht fantasielos am Real Life orientiert haben. Martin Oetting stellt die naheliegende Frage, warum der Tatsache nicht Rechnung getragen wird, dass die Leute fliegenderweise das Haus aufsuchen, z.B., indem die Häuser vogelhausartige Eingänge bekommen.

  • The Departed. Unter Feinden.

    Neulich haben wir uns The Departed auf DVD ausgeliehen. Ein sehr, sehr spannender Film mit sehr guten Schauspielern. Allerdings missfällt es mir immer, wenn bestimmte erzählerische, filmische Mittel zu einer Masche verkommen. Das ist der Grund, warum ich keine Tarantino-Filme mag, zumindest nicht die, für die ihn seine Fans bewundern. Es wird nichts Nennenswertes erzählt, es werden nur die erzählerischen Mittel abgefeiert, bei Tarantino vorzugsweise Gewaltdarstellungen. Zwar ist »The Departed« auch nicht ganz unblutig, aber die Gewalt kommt immer nur kurz und heftig, ist aber erzählerisch gerechtfertigt – kein dramaturgischer Selbstzweck. Bei diesem Film war es allerdings die übervulgäre Sprache, die zuerst sehr amüsant ist, mir nach einer Weile aber gehörig auf den Keks ging.

    Außerdem fand ich, dass die Figuren etwas flach geblieben sind, mal abgesehen von Costigan (gespielt von Leonardo). Das war eigentlich nicht schlimm für den Film, weil die Geschichte einfach sehr spannend war. Aber mit den noch recht frischen Bildern aus der Paten-Trilogie im Kopf fällt der Film als Mafia-Film unterm Strich doch deutlich ab. Denn wo die Patenfilme echte cineastische Kunst sind, ist »The Departed« doch nicht mehr und nicht weniger als gut gemachte Hollywood-Unterhaltung.

    Für die Bahnfahrten habe ich mir jetzt übrigens die erste Staffel von 24 zugelegt. Mal gucken wie das so ist. 6 DVDs sollten auf jeden Fall erstmal eine Weile vorhalten.