Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Blog

  • Birma oder Burma?


    Free Burma!

    Zwar wusste ich bis vor wenigen Tagen weder, wo Birma liegt, noch ob es nun Birma oder Burma (oder gar Myanmar) heißt und deswegen kommt es mir jetzt etwas scheinheilig vor, den Banner in dieses kleine Blog einzubauen. Und wenn schon: es sieht gut aus und schaden tut es sicherlich nicht. Deswegen: FREIHEIT FÜR BURMA!!

  • Preisgekrönt

    Durch ein Interview mit Ulrich Mühe, dass ich neulich hörte, bekam ich Lust, mir jetzt doch mal Das Leben der Anderen anzusehen. Vorher hatte mich der Film eigentlich nicht näher interessiert, weder als er im Kino lief, noch als er einen Oscar gewann. Aber es ist zweifelsohne ein hervorragender Film: gute Schauspieler, gute Geschichte und unabhängig davon interessant, weil er ohne zu moralisieren, aber sehr eindringlich den Stasi-Wahnsinn beschreibt.

    Kein guter Film dagegen ist Vier Minuten, den ich gesehen habe, weil die Schlusssequenz meinerzeit im Oldenburgischen Staatstheater gedreht wurde. Aber das ist auch fast das einzig Sehenswerte an dem Film. Die Charaktere sind unbeholfen gezeichnet, ihre inneren Konflikte banalpsychologisch erklärt (besonders, was die Klavierlehrerin angeht). Dazu strahlt der Film von der ersten Minute eine bleierne Bedeutungsschwere aus, die aber nicht eingelöst wird. Ich habe jedenfalls nicht verstanden, was er mir sagen sollte. Warum der die ganzen Preise bekommen hat – wirklich keine Ahnung!! Und tauche ich wohl als freundlicher Ansprechpartner des Oldenburgischen Staatstheaters in den Credits auf? Natürlich nicht!

  • Kleines Fernsehspiel vorm Fenster

    Für gestern und heute ist eine repräsentative Auswahl von Prenzlauer-Berg- und Berlin-Mitte-Bewohnern in unserer Straße eingefallen, um im Haus gegenüber ein kleines Fernsehspiel für ZDF/Arte zu drehen. In unserem Esszimmer hat man den perfekten Logenplatz, um die ca. 30 aufstrebenden, umher wuselnden Filmemacher bei der Arbeit zu beobachten. Obwohl wuseln ist eigentlich ziemlich übertrieben, denn die meiste Zeit stehen sie an dem provisorisch aufgebauten Büffet und trinken Kaffee. Das ist zwar nicht so aufregend wie die gelegentlichen Polizeigroßeinsätze, die einem anderen Nachbarhaus gelten, aber trotzdem ganz interessant, das einmal ganz aus der Nähe mitzubekommen.

  • Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Boston Consulting Group

    Als Y. sein Konzept von der Boring Church entwarf, das mich übrigens auf Anhieb überzeugt hat, guckte ich spaßeshalber mal bei Wikipedia nach dem Stichwort Kirchenmarketing. Ich war ziemlich erstaunt, als ich dann einen längeren Beitrag dazu fand mit etlichen Literaturangaben. Vermutlich ist es nur noch eine Frage von Wochen oder höchstens Monaten, bis es auch den ersten Lehrstuhl (vielleicht eine Stiftungsprofessur von Deichmann?) und dann wenig später den ersten Aufbaustudiengang zu diesem Thema gibt. Aber damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht in Sicht.

    Auf der gestrigen Bahnfahrt nach Bremen hörte ich nämlich ein Gespräch mit Andreas von Maltzahn, frisch gebackener Bischof der Landeskirche Mecklenburg, der u.a. über seine Vorbehalte gegen Taufquoten sprach. Ich hielt das für einen Scherz, aber offenbar gibt es die Tendenzen tatsächlich, auch die (geistliche! nicht nur die administrative) Arbeit der Kirche nach betriebswirtschaftlichen Kennziffern zu bewerten. Dann kommt sicher auch bald die leistungsbezogene Vergütung für Pastoren und die DIN ISO-Zertifizierung für geistliche Dienstleistungen.

    Wenn das so weiter geht, dann wird das die Chance für die Boring Church. Allerdings sollte man die Ideen mit dem Branding (»Es ist öde hier!«) gleich wieder fallen lassen, sonst tappt man früher oder später in die gleiche Falle.

  • Generationenübergreifendes Miteinander

    Reality TV galt in der Zeit, als es aufkam, als der nicht fehlinterpretierbare Hinweis auf den diesmal endgültig heraufziehenden Untergang des Abendlandes: Big Brother, DSDS, Dschungelcamp usw. Ganz so schlimm kam es dann nicht, für die meisten dieser Sendungen interessiert sich heute kein Schwein mehr.

    Stattdessen gehören einige Reality-TV-Formate mittlerweile zu den sehenswerteren Sendungen im Vorabendprogramm. Bei den Sendern sind sie vermutlich sehr beliebt, weil superbillig zu produzieren und beim Publikum, weil es so schön menschelt und authentisch aus dem Leben gegriffen ist oder zumindest scheint. »Das perfekte Dinner« gucke ich z.B. sehr gerne zum Abendbrot und in den Werbepausen schalte ich dann zu »Quiztaxi« um und bleibe dort manchmal hängen. Ab und an sehe ich auch ganz gerne mal eine der Auswanderungssendungen »Goodbye Deutschland« und wie die so heißen. Es macht eben Spaß Menschen zu sehen, die etwas riskieren, sei es, sich beim Kochen zu blamieren oder ein neues Leben im Ausland zu beginnen. Insofern sind diese Sendungen sehr viel netter, als z.B. RTL II News, Blitz oder GZSZ.

    Gestern habe ich zum Beispiel »Suche Familie« gesehen, wo ein Opa sich für jeweils eine Woche bei zwei fremden Familien einquartiert und anschließend entscheiden muss, für welche er zukünftig als Opa fungieren möchte. Das ist natürlich ziemlich lächerlich, vor allem, wenn die Familien den wildfremden Mann von der ersten Minute an »Opa« nennen. Auch diesen Wettbewerbsgedanken finde ich bei diesem Thema nicht sehr einleuchtend. Aber im großen und ganzen ist es doch keine üble Sache, wenn das Fernsehen das generationenübergreifende Miteinander propagiert. Oder?

  • Meine Maus braucht mehr als eine Taste

    Am 19. September hat ein Apple-Hasser-Blog aufgemacht, das ich leider erst heute entdeckt habe, wo es schon wieder geschlossen wurde. »Gründe sind umfassend«, heißt es dort. Immerhin gibt es ein anderes ähnliches Blog – noch…

    Ich bin zwar kein Apple-Hasser – immerhin schreibe ich diese Zeilen auf einem iMac (einem alten, der aber wirklich scheiße ist!!) – aber ich finde Apple auch vollkommen überbewertet. In meinen Augen sprechen vor allem zwei Dinge gegen Apple-Rechner:

    • Der Preis der Hardware
    • Der Preis für Software. Für den PC gibt es für fast jeden Bedarf richtig gute Open-Source- oder Freeware-Programme. Teilweise laufen die auch auf Apple, aber i.d.R. nicht so gut, dass es Spaß machen würde (Open Office, Skype, Xnview etc.).

    Außerdem stürzen auch Apple-Rechner ab, insbesondere mein iPod, wenn man den mal dazurechnen will. Zwar nicht wahnsinnig oft, aber doch regelmäßig und ohne ersichtlichen Grund. Da ich am PC sozialisiert bin, finde ich die Mac OS-Benutzeroberfläche auch nicht so wahnsinnig intuitiv wie immer gesagt wird, nicht besser als bei Windows. Aber das ist sicher vor allem eine Gewohnheitssache. Den Gag über wenig intuitiven Lösung, dass man »Herunterfahren« unter »Start« wählen muss, kennen ja wohl mittlerweile alle schon.

    P.S.: Der Titel des Beitrags ist übrigens der Untertitel von crapple.de.

  • Braunes Wording

    Wie gut, dass es so viele wachsame Demokraten mit Rückgrat gibt. So lassen wir uns weder von Wagners Deutschtümeleien einlullen noch von Rudolf Steiner eine rassistische Irrlehre aufschwatzen, noch von Eva Herman erzählen, dass bei den Nazis nicht alles schlecht war und auch nicht von Kardinal Meisner sagen, wann Kunst »entartet« ist.

    In meinen Augen ist die Aussage des Kardinals die Empörung gar nicht wert. Nicht, weil ich es gut oder richtig fände, diese oder jene Kunst als »entartet« zu brandmarken, sondern weil sich kein Schwein für Meisners Aussage interessiert hätte, wenn er nicht das Nazi-Wort benutzt hätte. Inhaltlich entspricht seine Aussage genau dem, was man von einem konservativen katholischen Geistlichen erwartet. Aber kaum hören die unerschrockenen Mahner das Wort »entartet«, sind sie alle zur Stelle und überbieten sich gegenseitig in wohlfeiler Empörung. Meine Güte!

    Siehe dazu auch meine Diskussion mit Christian Henner-Fehr.

  • Braunes Setting

    Zufällig habe ich gestern abend vor dem Einschlafen noch ins Erste gezappt und das Ende von »ANNEWILL« mitbekommen. Wie zu erwarten, ist die Sendung um Welten besser als das unsägliche Vorgängerformat, weil das ganze in einem geführten, ruhigen Rahmen ablief. Das Studio ist in dezenten, warmen Brauntönen gehalten, das Licht schmeichlerisch weichzeichnend, das ganze Setting wirkt auf diese Weise schon einmal deeskalierend. Die Gäste waren Jürgen Rüttgers, der, offenbar beeindruckt durch die sanften Farben des Studios, den ganz Besonnenen gab. Anders Kurt Beck, der den Sinn des Setdesigns nicht ganz erfasste und sich mit seinem aggresiven Ton beim Publikum und den Talkgästen unbeliebt machte. Dann René Obermann, der ein paar Plattitüden zur Wichtigkeit von Bildung zum Besten gab und von Anne Will in gewohnt treffsicherer, aber charmanter Art entlarvt wurde und schließlich die großartige Margot Käßmann, von der ich allerdings keine Wortmeldung mehr mitbekommen habe, die aber vermutlich die sinnvollsten Beiträge zur Diskussion beigesteuert hat. Thema war übrigens: »Rendite statt Respekt«.

  • Karajan probt Schumann

    Neulich wurde ich auf diesen und weitere Youtube-Clips aufmerksam gemacht, die zeigen, wie Herbert von Karajan mit den Wiener Symphonikern Schumanns 4. Symphonie probt. Ich gehöre nicht direkt zu den Herbie-Fans, aber es ist doch beeindruckend, welch klare und präzise Vorstellungen Karajan von dem hat, was er hören möchte, und wie er das anschaulich und ganz praktisch vermitteln kann. Etwas anstrengend finde ich allerdings das überkandidelte Gehabe des Maestro.

  • Blitzmerker

    Ist doch immer wieder schön, wenn einer so auf die Kacke haut. 🙂 Die Formulierung: »Da kommt ihr nicht mehr raus, ihr könnt dann nur noch länger wichsen.« bringt das wesentliche Problem des derzeitigen Innovationsverständnisses am Theater auf den Punkt. Aber die Gegenbewegung scheint sich immer mehr als Trend zu etablieren, wenn mittlerweile auch Peymann mit einigen interessanten, etwas sachlicheren Gedanken in dieses Horn stößt. Steins Wallenstein-Inszenierung soll übrigens ganz toll und kurzweilig sein, trotz 10 Stunden Länge. Sagte mir allerdings ein Wagner-Fan, der als solcher auch mit 16 Stunden »Ring des Nibelungen« kein Problem hat.