Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Blog

  • Große kleine Welt

    Der Flughafen Bremen muss ein Millionengrab erster Güte sein. Da ist nie nennenswert was los und es wirkt immer ausgestorben. Montags morgens, Freitags abends – immer. Keine Spur von internationalem Flair wie in München. Für einen als Fluggast ist das natürlich durchaus angenehm, wenn man aus der Straßenbahn steigt und 10 Minuten später am Gate ist. Aber für die Betreibergesellschaft muss es ein furchtbares Minusgeschäft sein, das nur aufgrund enormer Subventionszahlungen noch nicht eingestellt worden ist. Immerhin hat der Flughafen irgendeinen Preis irgendeiner Wirtschaftszeitung als bester Business-Flughafen Deutschlands erhalten.

    Ich fand es gestern sehr witzig, wie am Bremer Flughafen auf große Welt zu machen versucht wurde, indem man mit einem Bus vom Rollfeld zum Gate gefahren wurde. Geschätzte Distanz ca 35m. In München fährt man dagegen kurz auf die Autobahn und ist 5-10 Minuten unterwegs.

  • Liebeserklärung

    Komme gerade aus dem Kino, wo ich Full Metal Village gesehen haben, einen ausgesprochen wunderbaren »Heimatfilm«. Vordergründig handelt es sich um eine Art Doku über ein Open Air in Wacken, einem Dorf in der Nähe von Itzehoe. In Wahrheit ist es aber eine Liebeserklärung an Norddeutschland und seine Einwohner, eben am Beispiel Wacken ausgeführt. Das Wunderbare an dem Film ist, dass er es schafft, die einfachsten Menschen wie große Philosophen dastehen zu lassen, ganz besonders Milchbauer Plähn (so hieß er glaube ich) und die beiden alten Damen, denen diese »Metall Musik« nicht ganz geheuer ist, denen aber ein unbeschreibliches Strahlen auf dem Gesicht liegt, wenn sie im Kirchenchor mit brüchiger Stimme Volkslieder singen. Es ist einfach ganz wunderbar, wie dieser Film das Schöne, Gute, Wahre aufdeckt, das in den ganz banalen Betrachtungen und dem ganz banalen Leben ganz normaler Menschen steckt. Unbedingt angucken!

  • Kleckereien auf nackten Ärschen

    Hat man den gerade zu vorgerückter Stunde auf irgendeiner Premierenfeier vor die Kamera gezerrt? Offenes Hemd, geschätzte 1,8 Promille… Ich sach nur: »Maria Schtuart«. Oder ist es etwa auch hier EPO? (Hahaha!) Naja, seine Polemik gegen das sog. Regietheater ist auf jeden Fall sehr witzig. Von wegen Kindergeburtstag und Kleckereien auf nackten Ärschen usw.

    Dank an Frank für den Link!

  • Theater 2.0

    Sören Fenner von theaterjobs.de fragt sich, warum die Theater das sog. Web 2.0 noch nicht für sich entdeckt haben. Das ist allerdings die Frage, die ich mir ja auch schon gestellt habe! Ich meine, es liegt daran, dass Theater die Kommunikation auf gleicher Augenhöhe mit ihrem Gegenüber (noch) nicht beherrschen. Näheres dazu in meinem Kommentar zu dem Eintrag.

  • Rostiges Dach

    Jetzt ist es doch nicht Hana geworden, sondern die rothaarige Barbara. Ganz unerwartet, denn rothaarig geht bei Models offenbar eigentlich gar nicht (TVtotal). Mir fiel dabei eine lustige, wenngleich sexistische, Bemerkung über rothaarige Frauen wieder ein, die Harry Rowohlt bei einer unvergesslichen Lesung in Lüneburg zum Besten gegeben hat: »Ein rostiges Dach lässt auf einen feuchten Keller schließen.«

  • Helvetisiert

    Heute in der Mittagspause habe ich mich volle Kanne blamiert, als ich beim »grillieren« auf dem Balkon fragte, wer noch »Puleh« (Poulet=Hühnchen) haben möchte. Korrekt schwyzerdütsch heißt es nämlich »Pulä« mit kurzem Ä. Naja, war etwas peinlich, weil ich damit ein haltloses Kichern auslöste, aber andererseits auch ein ganz beruhigender Hinweis darauf, dass sich meine schleichende Helvetisierung hoffentlich noch im Anfangsstadium befindet. In letzter Zeit passierten nämlich schon unheimliche Dinge mit mir. Neulich sagte ich am Telefon, wir müssten erst noch den »Entscheid« abwarten und dachte im gleichen Moment: »Was rede ich da?« Irgendwann anders merkte ich erst am ratlosen Blick meines hochdeutschen Gegenübers, dass »Imprimate« wirklich ein komisches Wort für Drucksachen ist.

  • Von Natur aus dünn

    Vorhin bin ich mal auf die Seite von Germany’s Next Topmodel gesurft, weil ich gerüchteweise las, dass eine gewisse Hana morgen abend zur Siegerin gekürt werden soll. Ich wollte dann mal sehen, wie diese Hana aussieht. Naja, geht so. Auf jeden Fall kann man sich dann schonmal drauf gefasst machen, dieses Gesicht zukünftig in allen Talkshows zu sehen. Ich verstehe immer nicht, warum Models in TALKshows eingeladen werden und dort ihre außerordentlich langweiligen Gedanken und Lebensgeschichten zum Besten geben dürfen. Die sind doch schließlich zum Angucken da, nicht zum Zuhören, oder? Außerdem versuchen sie immer nur zu sagen, dass sie dank ihrer tollen Freunde und Familie total bodenständig geblieben sind in diesem verrückten Business und dass sie alles essen, worauf sie Lust haben und eben von Natur aus so dünn sind. Ja, und Jan Ullrich hat auch nie gedopt.

    Sehr empfehlenswert in Sachen Schönheitswettbewerb ist allerdings der Film Little Miss Sunshine, der übrigens völlig zu Recht zwei Oscars gewonnen hat und für zwei weitere nominiert war. Großartige Schauspieler, eine witzige Geschichte und ein genialer Clou am Ende mit dem man von massivem Fremdschämen erlöst wird. Mein Lieblingszitat aus dem Film lautet: »High school – those are your prime suffering years. You don’t get better suffering than that.« Wobei so aus dem Zusammenhang ist das eigentlich blöd. Also: Angucken.

  • Koffeinfrei

    In einigen gern gelesenen Blogs geht gerade ein Kaffee-Stöckchen herum, wo man u.a. gefragt wird, ob man koffeinfreien Kaffee oder Bohnenkaffee bevorzugt. Ungeachtet der Tatsache, dass koffeinfreier Kaffee ja wohl auch aus Kaffeebohnen und damit Bohnenkaffee ist, wurde der Genuss von koffeinfreiem Kaffee stets mit einer Mischung aus gespieltem Entsetzen und ehrlicher Empörung vehement abgelehnt. Aber was ist so schlimm an entkoffeiniertem Kaffee, außer, dass er möglicherweise ungesünder ist als koffeinhaltiger?

    Jaja, er schmeckt nicht so gut. Mag ja sein, aber warum reagieren Kaffeefeinschmecker dann nicht genauso aufgebracht angesichts der fettarmen, homogenisierten Industrie-H-Milch, die in ihren koffeinhaltigen Kaffee gepanscht wird? Das ist doch viel skandalöser!

    Ich auf jeden Fall trinke gerne koffeinfreien Kaffee mit hochwertiger Biomilch mit naturbelassenem Fettgehalt und war meinerseits ziemlich empört, als ich neulich erst im dritten Lokal einen koffeinfreien Kaffee und zuvor nur ein arrogantes Augenbrauenlupfen bekommen habe. Nach so langem Suchen war mir das mit der Milch dann auch egal.

  • Banause

    Gestern haben wir einen Ausflug nach Worpswede gemacht. Ich muss sagen, dass Paula Modersohn-Becker jetzt nicht so mein Fall ist, obwohl sie eindeutig die beste – im Sinne von eigenständigste – dieser Worpsweder Künstler ist. Überhaupt Malerei ist eigentlich nicht so mein Ding. Es gibt Bilder, die gefallen mir ganz gut und andere, die gefallen mir weniger, aber insgesamt finde ich, dass Malerei im Vergleich zu anderen Künsten recht nichtssagend ist. Auf mich wirkt es einfach etwas beliebig, was da gemalt wurde, ob es nun der Sturm im Moor oder das Mädchen am Schafsgatter oder die alte Bäuerin am Spinnrad ist. Ich kann nicht nachvollziehen, was die Künstler antreibt. Das ist grundsätzlich bei Malerei so, nicht nur bei den Worpsweder Leuten. Bilder bleiben ohne nachhaltigen Eindruck auf mich. Bin ich ein Banause?

  • Alle glücklich bis auf zwei

    Das schöne an der Bremer Bürgerschaftswahl am vergangen Sonntag war ja, dass alle irgendwie gewonnen haben. Besser kann es eigentlich nicht laufen, denn jetzt sind alle zufrieden. Die FDP darf endlich wieder in der Bürgerschaft mitquaken und die Linke überhaupt zum ersten Mal in einem westdeutschen Landesparlament. Die Grünen haben die größten Zugewinne gegenüber der letzten Wahl (+3,63), die SPD hat besser abgeschnitten als die CDU und die CDU hat im Vergleich zur letzten Wahl weniger verloren als die SPD. Wirklicher Wahlsieger sind aber eigentlich die Nichtwähler mit ihren satten 42,4%. Aber die haben die absolute Mehrheit damit ebenso knapp und trotzdem eindeutig verbaselt wie Werder die Meisterschaft. (Was mich ja wirklich etwas geärgert hat!! – Auch wenn natürlich die Hauptsache ist, dass jemand anderes als Bayern Meister wird und der HSV nun doch nicht abgestiegen ist!) So gesehen gab es in Bremen dann doch zwei Verlierer am letzten Wochenende.