Die Dialektik der Internet-Demokratisierung

«Hyperlinks untergaben Hierarchien» lautet die 7. These des Cluetrain Manifests. Dass es gerade Hyperlinks sein sollen hat wohl vor allem mit der schönen Alliteration zu tun, inhaltlich stehen sie vielmehr stellvertretend für die digitale Welt allgemein. In dieser werden Informationen aufgenommen, verarbeitet und an Schaltstellen weitergeleitet, die das Signal wieder Weiterlesen…

Online-Publikation «Zeit für Vermittlung»

Zeit für Vermittlung – so heisst eine Online-Publikation zum Thema Kulturvermittlung, die das Institut für Art Education der ZHdK kürzlich im Auftrag von Pro Helvetia herausgegeben hat. Die Publikation entstand begleitend zum vierjährigen Programm Kulturvermittlung von Pro Helvetia. Die Publikation möchte zur Weiterentwicklung der Vermittlungspraxis beitragen und als Werkzeug für Weiterlesen…

Tweetups im Theater: #Hexenhatz

Für die Blogparade «Digital im Theatersaal» von livekritik.de, die sich mit dem Sinn und Unsinn von Tweetups in Theatern beschäftigte, bin ich zu spät dran. Da ich aber am vergangenen Montag die Gelegenheit hatte, erstmals vor Ort an einem Tweetup teilzunehmen, will ich das Thema hier doch aufgreifen. Das Tweetup fand im Rahmen der Generalprobe von «Hexenhatz» statt, der neusten Tanzproduktion des Berner Stadttheaters. Caspar Lösche, der die Social Media-Begleitung zu Hexenhatz konzipiert, organisiert und beim Startcamp München präsentiert hatte, hatte eine Handvoll Leute eingeladen, die Probe twitternd zu begleiten. Das Event war hervorragend vorbereitet und durchgeführt: mit einer Einführung durch Caspar und die Choreografin Cathy Marston und einem kurzen Austausch mit zwischen Twitterern und zwei Tänzern aus der Kompagnie nach der Probe.

Nun mag es daran gelegen haben, dass Männer ja bekanntermassen nicht multitaskingfähig sind, aber ich muss gestehen, dass ich von der Aufführung keinen allzu starken Eindruck bekommen habe. Ich war viel zu beschäftigt, zu twittern oder zu lesen, was die anderen Teilnehmer twitterten. Anders als in einem Museum mit unbeweglichen Objekten, ist eine Theateraufführung flüchtig. Man hat hier nicht die Möglichkeit, ein zweites und drittes Mal hinzuschauen, wenn man einen Schlüsselmoment nur aus dem Augenwinkel mitbekommen hat. Für mich muss ich daher sagen, dass die Aufführung damit keine faire Chance hatte, einen Sog zu entwickeln und mich wirklich in den Bann zu ziehen. (mehr …)

«Passion first» – Interview mit Etienne Abelin

Für die letzte Episode meiner Artikelserie über Kulturunternehmertum habe ich ein Interview mit Etienne Abelin geführt – diesmal nicht in schriftlicher Form, sondern als Hangout. Wir sprechen über das Projekt Superar, das in Österreich seit 2010 existiert und das Etienne 2012 in die Schweiz geholt hat. Superar ist die europäische Adaption des venezolanischen Programms El Sistema, bei dem Kinder aus den Barrios, den Problemvierteln, jeden Tag mehrere Stunden Musikunterricht erhalten. Das Projekt zielt vor allem auf die soziale Integration, es leistet aber auch im Sinne der Musikvermittlung einen wichtigen Dienst. Etienne erzählt im Interview, wie dieses Programm für Mitteleuropa angepasst werden muss, spricht über die ersten Erfolge des Schweizer Projekts und die Grundlagen, die diesen Erfolg ausmachen.


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Equal Pay Day für Kulturberufe

An der Berichterstattung zum Equal Pay Day am 21. März konnte man sehen, dass selbst den sog. Qualitätsmedien kein Argument zu abenteuerlich ist, um den angeblichen Gender Pay Gap zu belegen. Was von diesem übrig bleibt, wenn man die Ideologie einmal ausblendet und sich allein mit den Fakten beschäftigt, hat Weiterlesen…

Wagner oder Verdi? Wagner!

Zum Start ins Verdi- und Wagner-Jubiläumsjahr fragte die ZEIT zehn Opernintendanten, wen der beiden sie für den größeren Komponisten hielten. Das Ergebnis ist nicht überraschend, wenngleich doch interessant. Acht der zehn hielten es für am diplomatischsten, beiden die gleiche Größe und Bedeutung beizumessen und liessen allenfalls noch ihre private Vorliebe durchblicken.

Zwei Intendanten allerdings schlugen sich eindeutig auf Seiten Verdis. Sie finden seine Opern kürzer, humaner, ehrlicher, konstruktiver. Peter de Caluwe kommt sogar zu der Einschätzung, bei Verdi handele es sich um «Geschichten aus dem Leben». Als hätten die etwas in der Oper verloren. Interessanterweise sind es aber nicht die Vorzüge und Qualitäten Verdis, die sie zu dieser Einschätzung bringen: Adjektive wie «kürzer» oder «konstruktiver» sind nicht gerade erste Wahl für eine ernst gemeinte Lobeshymne. Es ist vielmehr das Missbehagen an Wagner. Das merkt man daran, dass gegen ihn verbal richtig aufgerüstet wird und es dröhnt und donnert wie bei Wagner selbst nur selten: da ist von geistiger und handwerklicher Onanie die Rede, von narzisstischem Gewaber, von Berechnung, von Leitmotiven, die uns indoktrinieren und vergewaltigen. Adornos Wagner-Kritik für BILD-Leser. (mehr …)

Liebe auf den ersten Ton – Interview mit Daria van den Bercken

Daria, du bist einerseits eine Konzertpianistin, die eine klassische Bilderbuchkarriere hingelegt hat: Du trittst in Konzerthallen auf, als Solistin mit Orchestern und spielst dabei das grosse bekannte Repertoire, hast Preise gewonnen und hervorragende Kritiken erhalten. Andererseits machst du auch Dinge, die man von einer klassischen Pianistin nicht erwartet. Momentan fokussierst du dich in deiner künstlerischen Arbeit auf Händel. Nicht gerade einer der einschlägigen Klavierkomponisten…

Ich habe die Klaviermusik von Händel eher zufällig entdeckt. Ich war krank, habe im Internet gestöbert und bin auf die Noten gestoßen. Als ich es gespielt habe, hat es mich gleich total angesprochen. Es ist bis heute so, dass es sich für mich anfühlt, als würde ich diese Musik zum ersten Mal spielen. Da ist eine unglaubliche direkte emotionale Wirkung. Das war es auch, was mich gleich gefangen genommen hat: Ich spielte zuerst ein sehr ruhiges, melancholisches Stück und direkt danach ein schnelles, sehr energiegeladenes Stück. Damit hatte ich innerhalb weniger Minuten die ganze Bandbreite der Emotionen aufgespannt, die diese Musik bietet. Das hat mich sehr fasziniert und ich habe mich gefragt, warum die Werke so wenig gespielt werden. Daraus entstand die Idee für das Projekt «Handel at the piano» und meine intensive Auseinandersetzung mit der Musik. Es ist die Musik, die ich momentan besonders gern spiele und ich hoffe, dass meine Zuhörer merken, wie viel mir diese Musik bedeutet. (mehr …)

«Die sind korrekt!» – Interview mit Tobias Rempe

Nach einem Monat Pause geht es weiter mit der Reihe zum Kulturunternehmertum. Diesmal mit einem Interview mit Tobias Rempe, Geschäftsführer des Ensembles Resonanz.

Das Ensemble Resonanz ist dafür bekannt, dass es nicht nur im Konzertsaal, sondern auch an anderen Spielorten Konzerte veranstaltet. Eigentlich hat ein Konzertsaal ja eine gute Infrastruktur: Es ist ein Flügel vorhanden, es sind Künstlergarderoben da, die Akustik ist gut. Warum geht man dann an Plätze, wo das nicht vorhanden ist und dadurch auch Mehrarbeit entsteht?
Mehrarbeit und manchmal auch mehr Kosten. Wir haben auch schon an Orten gespielt, wo wir alles selbst mitbringen mussten, also sogar die Besuchertoilette selbst aufgestellt haben. Warum macht man das? Letztlich basiert das vor allem auch auf dem Gedanken, dass man viel Publikum verpasst aufgrund der sehr festgefahrenen und sehr wenig reformierten Präsentationsform des klassischen Konzerts. Das hat mit Ritualen zu tun, mit Produktionsweisen, mit der Erscheinungsform des Orchesters. Es hat auch mit dem klassischen Konzertsaal als Veranstaltungsort zu tun. Der hat eine bestimmte Atmosphäre, ein mehr oder weniger definiertes Publikum, das dort hingeht und sich dort wohlfühlt. In Hamburg liegt er zudem in einem Stadtteil, wo abends sonst nicht viel los ist. Das sind alles Überlegungen, die einen relativ schnell dahinbringen, an anderen Orten zu spielen, gerade wenn man ein junges und neues Publikum ansprechen möchte. Das geht leichter an Orten, die anders liegen und die einen Kontrast, vielleicht eine kleine Sensation mitliefern. (mehr …)